In Dubai haben Anwälte Hochkonjunktur
von Gérard Al-Fil
«Am häufigsten wird derzeit wegen Immobilienstreitigkeiten geklagt», weiss Ziad Choueiri, praktizierender Anwalt bei der Advokatur therightslawyers in Dubai. Der Grund: Bauarbeiten wurden abgebrochen, weil die Banken den Kredithahn zudrehten, Bauzulieferer gingen infolge der Wirtschaftskrise pleite und vieles mehr.
«Am häufigsten wird derzeit wegen Immobilienstreitigkeiten geklagt», weiss Ziad Choueiri, praktizierender Anwalt bei der Advokatur therightslawyers in Dubai. Der Grund: Bauarbeiten wurden abgebrochen, weil die Banken den Kredithahn zudrehten, Bauzulieferer gingen infolge der Wirtschaftskrise pleite und vieles mehr.
Neuer Gerichtshof für Immobilienstreitfälle
Für Fälle wie diese wurde in Dubai im September 2008 ein eigener Immobilien-Gerichtshof, der Dubai Real Estate Court, geschaffen. «Allein im ersten Quartal 2009 wurden 267 Klagen eingereicht. Das waren 54 Prozent mehr als in den letzten drei Monaten des Jahres 2008», sagt Abdul-Qader Mohammed, Erster Richter am Dubai Real Estate Court. Das Schiedsgericht in Dubai meldet sogar eine Verdopplung des Streitwertes aller hängigen Fälle auf umgerechnet 17,72 Mrd. Dollar innerhalb eines Jahres. Hinzu kommt, dass in den Jahres des Wirtschaftsbooms ein Insolvenzrecht nie kodifiziert wurde. Zähe Gerichtsverhandlungen, die sich über Jahre hinziehen können, sind die Folge.
Entlassungen enden oft vor dem Kadi
«Arbeitsrechtliche Streitfälle und Inkasso-Klagen folgen auf den Plätzen zwei und drei», erklärt Jurist Choueiri. Beides geht in Hand in Hand. Gerade erst hat die Bank HSBC in ihren Zweigstellen in den Golf-Emiraten 90 Mitarbeiter entlassen. Zur Überbrückung der Zeit, bis die Banker wieder eine Anstellung finden, erhalten sie aber noch für sechs Monate ihren Lohn ausbezahlt. Doch nicht immer zeigen sich Arbeitgeber so grosszügig wie die britische Grossbank. Schnell geraten Entlassene in Zahlungsverzug bei Mieten, Unterhaltszahlungen oder ähnlichem. Obgleich im Fall HSBC nichts über arbeitsrechtliche Klagen der Mitarbeiter bislang bekannt ist, ziehen nicht wenige geschasste Dubaianer vor den Kadi, um vermeintlich ausstehende Gehälter, Boni oder Ferienabgeltungen einzufordern.
So sind Rechtsanwälte und Richter in diesem Sommer mit Klage-Dossiers hoffnungslos eingedeckt. Doch nicht immer löst der zeitintensive Gang vor Gericht wie erhofft alle Probleme. Choueiri empfiehlt, Anlässe für Zwistigstigkeiten schon bei Vertragsabschluss den Wind aus den Segeln zu nehmen. Ziad Choueiri: «Rechtsberater müssen ihr eigenes Verhandlungsgeschick und das ihrer Kunden schärfen, um einen Disput in der Zukunft zu verhindern.»
Anwälte werden händeringend gesucht
Experten wie der Libanese Choueiri, der in London studiert hat und fliessend Arabisch und Englisch spricht, sind rar in der Region. Die Klageflut hat so zu einem Personalengpass bei den Advokaturen geführt. Choueiri?s Firma therightslawyers ist zum Beispiel nur eine von zwei Kanzleien, die sich in Dubais Technologie-Freihandelszone Tecom im Medienrecht am Persischen Golf auskennen. Im Finanzbereich herrscht gleichfalls ein akuter Mangel an international ausgebildeten Spezialisten. Offene Stellen, die nicht besetzt werden können – auch dies eine Folge der Krise.
Experten wie der Libanese Choueiri, der in London studiert hat und fliessend Arabisch und Englisch spricht, sind rar in der Region. Die Klageflut hat so zu einem Personalengpass bei den Advokaturen geführt. Choueiri?s Firma therightslawyers ist zum Beispiel nur eine von zwei Kanzleien, die sich in Dubais Technologie-Freihandelszone Tecom im Medienrecht am Persischen Golf auskennen. Im Finanzbereich herrscht gleichfalls ein akuter Mangel an international ausgebildeten Spezialisten. Offene Stellen, die nicht besetzt werden können – auch dies eine Folge der Krise.