«Es war seit längerem ein Anliegen des Landtags und der Regierung, ein Indikatorensystem für eine nachhaltige Entwicklung Liechtensteins aufzubauen. Aus Sicht der Regierung stellt das neue Indikatorensystem eine wertvolle Grundlage für die langfristige Politikgestaltung dar», freut sich Regierungschef Klaus Tschütscher.
54 Indikatoren
Die erste Publikation der Indikatoren für eine nachhaltige Entwicklung zeigt anhand von 54 Indikatoren, inwieweit sich Liechtenstein in Richtung Nachhaltigkeit entwickelt. Die Indikatoren decken die drei Dimension der nachhaltigen Entwicklung – Gesellschaft, Ökonomie und Ökologie – ausgewogen ab. Zukünftig wird es jährlich möglich sein festzustellen, ob sich die Gesamtentwicklung Liechtensteins in Richtung Nachhaltigkeit verändert. Je nachhaltiger die Entwicklung verläuft, desto besser werden tendenziell die Möglichkeiten unserer Kinder und Kindeskinder sein, ihre Bedürfnisse zu decken.
Differenziertes Bild
Um eine bessere Übersicht zu bieten, werden die mehr als 50 Indikatoren in 10 Themenbereichen zusammengefasst. Die Ergebnisse der ersten Publikation zeigen, dass die Entwicklung in 7 Bereichen in Richtung Nachhaltigkeit verläuft. Es handelt sich dabei um die Bereiche Gesundheit, internationale Zusammenarbeit, Bildung und Kultur, Arbeit, Wirtschaft, Energie und Klima sowie natürliche Ressourcen. Im Themenbereich sozialer Zusammenhalt zeigt sich kein eindeutiger Trend, die Entwicklung ist als neutral zu bewerten.
Lebensbedingungen und Mobilität
In den beiden Themenbereichen Lebensbedingungen und Mobilität verläuft die Entwicklung hingegen nicht in Richtung Nachhaltigkeit. Im Themenbereich Lebensbedingungen führen die Zunahmen bei den Indikatoren Gewaltdelikte, Wohnkosten und Bezieher wirtschaftlicher Sozialhilfe zu einer negativen Bewertung. Die steigende Motorisierungsquote und die Abnahme des umweltfreundlichen Personenverkehrs ergeben beim Thema Mobilität eine nicht nachhaltige Entwicklung.
Was ist nachhaltig?
Das liechtensteinische Indikatorensystem geht von der ursprünglichen Definition nachhaltiger Entwicklung aus, wie sie von der Brundtland-Kommission erarbeitet und von der Regierung in einem Bericht an den Landtag übernommen wurde: Eine Entwicklung ist dann nachhaltig, wenn sie die Bedürfnisse der heutigen Generation zu decken vermag, ohne für künftige Generationen die Möglichkeiten zu schmälern, ihre eigenen Bedürfnisse zu decken. Dabei sind die ökonomischen, ökologischen und sozialen Aspekte der Entwicklung gemeinsam zu betrachten und die biologische Artenvielfalt muss erhalten werden.
Liechtensteinisches Indikatorensystem
Das liechtensteinische Indikatorensystem orientiert sich am Indikatorensystem des schweizerischen Bundesamtes für Statistik sowie am europäischen System von Eurostat. Ergänzend wurden auch liechtensteinspezifische Indikatoren definiert, um Besonderheiten des Landes und die Datensituation zu berücksichtigen. Begleitet wurde der Aufbau des Indikatorensystems von einer Steuerungsgruppe, in welcher das Ressort Präsidium, das Amt für Gesundheit, das Amt für Volkswirtschaft, das Amt für Umweltschutz und das Amt für Statistik vertreten waren. Im Endausbau soll das liechtensteinische Indikatorensystem rund 70 Indikatoren umfassen. Die gedruckte Publikation «Indikatoren für eine nachhaltige Entwicklung» erscheint alle zwei Jahre. (pafl/mc/gh)