Mit dem Entscheid wird auch Escada-Chef Bruno Sälzer, der seit seinem Amtsantritt vor gut einem Jahr eine Neuausrichtung des Unternehmens auf den Weg gebracht hatte, im Amt bleiben. Der Entscheidung war ein wochenlanges Bietergefecht um die einst grösste Damenmodemarke der Welt vorausgegangen. Escada hat derzeit weltweit noch rund 2.200 Beschäftigte, davon rund 500 am Firmensitz in Aschheim bei München. Zum Kaufpreis wurden keine Angaben gemacht.
Neben dem Geschäftsbetrieb des einst grössten deutschen Damenmodekonzerns werden auch die Mitarbeiter und die weltweiten Markenrechte auf den Trust übertragen. Die Vereinbarung umfasst ausserdem die Produktionsstätten und die Vertriebsstruktur des Unternehmens.
Sälzer und Gerloff zufrieden
Der Escada-Vorstand habe sich mit dem Investor auf eine Zusammenarbeit geeinigt, hiess es. Basis sei dabei die von Escada-Chef Sälzer 2008 eingeführte Geschäftsstrategie. Die Kontinuität im operativen Geschäft werde damit gesichert. Der vorläufige Gläubigerausschuss hat dem Verkauf bereits zugestimmt. Das Geschäft steht jetzt noch unter dem Vorbehalt der kartellrechtlichen Freigabe.
Zeit der Unsicherheit vorbei
Gerloff und Sälzer zeigten sich zufrieden mit dem Ergebnis der Verhandlungen. Dabei waren zahlreiche rechtliche Fragen zu klären und «nicht einfache Hürden zu überwinden», wie Gerloff erklärte. «Umso mehr bin ich froh, dass es gelungen ist, nur zweieinhalb Monate nach dem Antrag der Escada AG auf Insolvenz ein für die Gläubiger attraktives und sicheres Verhandlungsergebnis zu erreichen.» Für Mitarbeiter, Kunden und Lieferanten sei damit die Zeit der Unsicherheit vorbei, sagte Sälzer laut Mitteilung. «Wir haben mit der Familie Mittal unseren Wunschpartner gefunden. Nun zählt nur noch der Blick nach vorne.»
Töchter von dem Deal ausgenommen
Escada war durch hohe Verluste, Umsatzrückgänge und eine drückende Schuldenlast in die Existenzkrise geraten. Mitte August musste das Unternehmen Insolvenzantrag stellen, nachdem zuvor ein finanzieller Notplan für den Konzern gescheitert war. Dabei hatten die Gläubiger einer 200 Millionen Euro schweren Anleihe auf einen Grossteil ihres Geldes verzichten sollen. Von dem jetzt vereinbarten Deal sind diejenigen Escada-Tochtergesellschaften ausgenommen, die Garantiegeber für die Escada-Anleihe sind. Zusätzlicher Zeitdruck war mit der Eröffnung des Insolvenzverfahrens am vergangenen Sonntag in die Verhandlungen gekommen, weil seither das Insolvenzgeld ausgelaufen ist, mit dem die Löhne und Gehälter der rund 450 Beschäftigten der Escada AG abgedeckt waren.
Bieterschacht
Der Vereinbarung ging eine heftige Bieter-Schlacht voraus, anfangs hatte gut ein Dutzend potenzielle Investoren ihr Interesse angemeldet. Zuletzt waren neben der Mittal-Familie Medienberichten zufolge noch Sven Ley, der Sohn des Escada-Firmengründers, sowie die libanesische Finanzholding M1 im Rennen. Dem Vernehmen nach hätte Ley Escada-Chef Sälzer ersetzen wollen durch den Mode-Manager Giacomo Santucci, der das Unternehmen wieder stärker auf das oberste Luxus- Segment konzentrieren sollte. Zu den Hintergründen für die jetzt getroffene Vereinbarung wurde am Donnerstagabend nichts bekannt. Für die Mittal-Familie dürfte aber auch ihre Finanzkraft gesprochen haben. (awp/mc/pg/01)