Infineon begegnet «steigenden Marktrisiken» mit Stellenabbau

Auch die Zukunft sehen die Münchener nun düsterer. Infineon stellte am Freitag fest, «dass die Marktrisiken generell eher steigen und dass die anhaltende Schwäche des US-Dollars gegenüber dem Euro den normalen Preisverfall in den Absatzmärkten verstärkt». Unter anderem mit dem Abbau von 3.000 Stellen will das Unternehmen gegensteuern, was aber vorerst zu weiteren hohen Kosten führen wird. Der Kurs zum Börsenstart sank um 3,83 Prozent auf 4,645 Euro.


Qimonda: Abschreibungen von 411 Mio. Euro
Von April bis Juni war es wieder einmal Qimonda , die das Ergebnis massiv verhagelte und zu einer weiteren Abschreibung von 411 Millionen Euro führte. Denn in den Büchern stand die Tochter zuletzt zu 6,50 Dollar; der tatsächliche Wert an der Börse belief sich aber auf unter 2 Dollar. Zusammen mit den Verlusten aus dem operativen Geschäft Qimondas summierte sich das Konzernminus auf 592 Millionen Euro. Dies ist zwar mehr als eine Halbierung zum Wert des Vorquartals von 1,371 Milliarden Euro; damals hatte Infineon 1 Milliarde Euro abgeschrieben. Die elf von der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX befragten Analysten hatten aber mit einer weitergehenden Erholung gerechnet.


EBIT-Verbesserung nur dank Sondererffekt
Das von Qimonda unberührte Ergebnis vor Steuern und Zinsen (EBIT) verbesserte sich nur dank des Verkaufs des Geschäfts mit Festplattenchips von 36 auf 71 Millionen Euro. Hier konnte Infineon die Erwartungen von 51 Millionen Euro zwar übertreffen. Alle Sondereffekte herausgerechnet, verschlechterte sich der Konzern jedoch von 49 auf 37 Millionen Euro. Der Umsatz nahm wie prognostiziert leicht ab von 1,049 auf 1,029 Milliarden Euro. Infineon erwartet nun im vierten Geschäftsquartal einen Umsatzanstieg gegenüber dem Vorquartal im mittleren einstelligen Prozentbereich. Im Vergleich zum Vorquartal soll das EBIT ohne Berücksichtigung von Sondereffekten gleich bleiben oder leicht sinken. Einer dieser Sondereffekte werden «wesentliche» Kosten für das Sparprogramm sein, wie der Konzern ankündigte.


Jährliche Kosteneinsparungen von 200 Mio. Euro
Mit seinem bereits in Grundzügen umrissenen Sparprogramm «IFX10+» will Infineon bis zum Ende des kommenden Geschäftsjahres die Kosten um jährlich mehr als 200 Millionen Euro drücken. Der Stellenabbau betreffe «alle Standorte, Funktionen und Hierarchie-Ebenen». Wie ein Sprecher betonte, sind in der Zahl von 3.000 zu streichenden Stellen aber bereits die bekannten 650 im Werk Dresden enthalten. Weltweit beschäftigt der Infineon-Konzern rund 43.000 Mitarbeiter, ohne Qimonda sind es 30.000. Der erst Anfang Juni angetretene Unternehmenschef Peter Bauer hat bereits mit dem Konzernumbau begonnen. Aus zwei Sparten werden fünf. Er will weitere Produktion ins Ausland verlagern, die Materialkosten drücken und sich von unrentablen Produktgruppen trennen. Das Erreichen des Sparziels stellte er aber unter den Vorbehalt, dass der Markt stabil bleibt und der Euro-Dollar-Wechselkurs bei 1,55 liegt.


Kommunikationssparte wieder mit Verlust
Neben Qimonda waren es wieder einmal die Chips für die Kommunikationsindustrie und hier insbesondere Bauteile für Mobiltelefone, die das Ergebnis belasteten. Produktionsstarts weiteten den operativen Verlust in der Sparte COM von 29 auf 30 Millionen Euro aus. Der Umsatz stieg dagegen leicht von 302 auf 313 Millionen Euro. Der einzige Gewinnbringer im Konzern war wieder einmal das Geschäft mit Steuerungschips für Autos und Industrieanwendungen (AIM). Allerdings machte sich die verschlechternde Konjunktur bemerkbar. Autohersteller wie jüngst Daimler und auch erste Maschinenbauer als Kunden von Infineon hatten bereits Probleme vermeldet. So ging der Spartenumsatz von 741 auf 712 Millionen Euro zurück. Das hiesige EBIT stieg nur dank des Verkaufs des Geschäfts mit Festplatten-Chips von 69 auf 106 Millionen Euro.


Qimonda hatte am Vorabend aufgrund der anhaltend niedrigen Preise für Speicherchips den fünften Quartalsverlust in Folge vermeldet. Von der Tochter will sich Infineon deshalb alsbald trennen. Spätestens zur Hauptversammlung Anfang kommenden Jahres will Konzernchef Bauer das 77,5-Prozent-Paket auf einen Minderheitsanteil reduziert haben. Findet sich kein Käufer, will er die Beteiligung als Sachdividende an die Aktionäre verschenken oder gegen eigene Aktien eintauschen. (awp/mc/pg/15)

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