Infineon leidet unter Rezession und Qimonda
Die acht von der Finanznachrichtenagentur dpa-AFX befragten Experten hatten allerdings mit lediglich 801 Millionen Euro gerechnet. Das Ergebnis der fünf Segmente rutschte in der Folge mit 102 Millionen Euro ins Minus. Im Wesentlichen durch eine Rückstellung für mögliche Schäden aus der Qimonda-Insolvenz lag der Verlust unterm Strich bei 404 Millionen Euro. Im Vorquartal hatten Qimonda-Lasten den Verlust allerdings nach angepassten Zahlen auf 884 Millionen Euro anschwellen lassen, operativ hatte Infineon jedoch 59 Millionen Euro verdient.
Verstärkte Sparbemühungen
Der Halbleiter-Konzern verstärkt seine Sparbemühungen, wie es weiter hiess. Statt 250 Millionen Euro will das Unternehmen jetzt 600 Millionen Euro jährlich mehr in der Kasse übrig behalten, wie Infineon am Freitag in München mitteilte. Die Einsparungen setzten sich aus etwa 200 Millionen Euro bei den Betriebskosten und 400 Millionen Euro bei den Fertigungskosten zusammen, hiess es. Infineon hat unter anderem Kurzarbeit an den Standorten Regensburg und Dresden verordnet, sein Bonussystem umgestellt und gibt weniger Geld für Reisen aus. Die Einsparungen sollen schon in diesem Geschäftsjahr voll greifen, sagte ein Sprecher auf Anfrage.
Umsatz innert drei Monate um 28 % gesunken
Darüber hinaus senkt Infineon sein Budget für Sachanlagen und immaterielle Vermögenswerte in diesem Geschäftsjahr (bis Ende September) von 250 auf 200 Millionen Euro. Der Konzern leidet schwer unter der Wirtschaftsflaute. Der Umsatz ging von Oktober bis Dezember binnen drei Monaten um 28 Prozent zurück.
Ungewisse Auswirkungen der Qimonda-Pleite
Der Konzern droht schwer von der Insolvenz seiner Speicherchip-Tochter Qimonda in Mitleidenschaft gezogen zu werden. Das Unternehmen hat im ersten Geschäftsquartal seine Rückstellungen und Wertberichtigungen um 195 Millionen Euro erhöht. Infineon warnte aber, dass es keine Sicherheit gebe, dass die angesetzte Summe ausreicht, um allen Verpflichtungen nachzukommen. Der Konzern fürchtet beim endgültigen Aus seiner ehemaligen Sparte, öffentliche Fördermittel zurückzahlen zu müssen, die in Qimonda und hier vor allem in das Dresdner Werk geflossen waren. Darüber hinaus stehen Forderungen von Mitarbeitern sowie Kartellverfahren im Raum.
Qimonda soll im zweiten Geschäftsquartal (bis März) dekonsolidiert werden. Dann würden auch Verluste aus Währungseffekten realisiert, die bereits im Eigenkapital erfasst sind. Der Wert liege zu Ende Dezember bei rund 100 Millionen Euro. Qimonda ist in den USA börsennotiert, hat seinen Sitz aber wie die Mutter in München und bilanziert in Euro.
Qimonda-Verluste summieren sich für Infineon im 1. Quartal auf 288 Mio. Euro
Infineon hält noch 77,5 Prozent an Qimonda. Die Tochter brockte der Mutter im ersten Geschäftsquartal insgesamt Verluste von unterm Strich 288 Millionen Euro ein. Infineon hatte bereits vor hohen Belastungen durch die Qimonda-Pleite gewarnt. Die Tochter leidet seit mehr als einem Jahr unter den am Boden liegenden Speicherchip-Preisen. Mitte Januar hatte sie nach dem Scheitern eines staatlichen Hilfspakets vorläufige Insolvenz anmelden müssen. Der Betrieb läuft aber erst einmal weiter. Insolvenzverwalter Michael Jaffe muss bis Ende März einen Investor gefunden haben, sonst droht das endgültige Aus.
Keine Besserung in Sicht
Das Unternehmen rechnet insgesamt mit einer Verschlechterung der Lage im zweiten Geschäftsquartal. Der Umsatz werde im Vergleich zu den vorangegangenen drei Monaten um etwa 10 Prozent sinken, teilte Infineon am Freitag in München mit. Im ersten Quartal hatte er bereits um 28 Prozent nachgegeben. In den fünf Segmenten erwartet Infineon abermals einen Verlust. Die Marge werde im mittleren bis hohen negativen Zehner-Prozentbereich liegen, hiess es. Weitere Einsparungen sollen ein noch tieferes Abgleiten verhindern.
Jahresprognose steht aber
Trotz der Annahme, dass sich die Marktlage im zweiten Quartal weiter verschlechtert, steht Infineon zu seiner Jahresprognose, wie ein Sprecher auf Anfrage sagte. Konzernchef Peter Bauer geht von einem Erlösrückgang von mindestens 15 Prozent sowie roten Zahlen aus. (awp/mc/pg/15)