Bereits ab dem zweiten Geschäftsquartal, über das Infineon am Mittwoch berichtet, werde die Tochter als nicht fortgeführtes Geschäft geführt, kündigte die Mutter am Montagabend in München an. Die Prognosen für das verbleibende Kerngeschäft mit Steuerungschips für die Autoindustrie und die Kommunikationstechnik behielt Infineon bei.
Abschreibungsbedarf von 1 Mrd. Euro
Wegen des angestrebten Verkaufs und der daraus folgenden Dekonsolidierung muss Infineon das Tochterunternehmen nun mit dem Zeitwert in die Bilanz einstellen. Aus der Differenz zum Buchwert ergibt sich ein Abschreibungsbedarf von 1 Milliarde Euro, der das Ergebnis des zweiten Quartals belasten wird. Der frühere Infineon-Finanzchef Peter Fischl hatte bereits angedeutet, dass die Trennung von Qimonda teuer werden würde. Die Mutter hatte die Tochter noch zu 12 Dollar je Aktie in den Büchern stehen; zuletzt stand der Kurs bei 3,62 Dollar.
Zur Not verschenken
Infineon hatte bereits mehrfach angekündigt, sich von der in den USA börsennotierten Qimonda trennen zu wollen. Noch halten die Münchener 77,5 Prozent. Bis zur Hauptversammlung soll der Anteil auf unter 50 Prozent fallen. Findet sich kein Käufer, will Infineon seine Beteiligung als Sachdividende an die Aktionäre verschenken oder gegen eigene Aktien eintauschen.
Preiszerfall bei Speicherchips
Qimonda leidet seit mehreren Quartalen unter den drastisch gefallenen Preisen für Speicherchips. Die Millionenverluste drückten regelmässig auch die Mutter tief in die roten Zahlen. Im zweiten Geschäftsquartal, das im März endete und am Montagabend berichtet wurde, konnte Qimonda das Minus im Vergleich zum Vorquartal zwar eindämmen, verfehlte aber die Erwartungen der Analysten, die sich eine weitergehende Besserung versprochen hatten.
Qimonda streicht Jobs und stellt Flash-Speicher ein
Qimonda verlor von Januar bis März unterm Strich 482 Millionen Euro nach 598 Millionen Euro von Oktober bis Dezember. Der Umsatz sank von 513 auf 412 Millionen Euro. Mit dem Abbau von jedem zehnten Arbeitsplatz will Qimonda auf die anhaltend schlechte Situation in der Branche reagieren. Zudem zieht sich das Münchener Unternehmen weitgehend aus der Forschung für Flash-Speicher zurück und kündigte eine erst vor einem Jahr geschlossene entsprechende Partnerschaft mit dem taiwanischen Wettbewerber Macronix auf. Die Einsparungen sollen insgesamt 180 Millionen Euro erreichen. (awp/mc/pg)