Auch die zweite grosse Baustelle im Konzern, den Abbau jedes zehnten Arbeitsplatzes, sieht Peter Bauer vor der Fertigstellung. «Wir sind gut zu Rande gekommen», sagte er. Eine «grosse Anzahl» an Mitarbeitern hätten die gebotenen Prämien für ihr Ausscheiden angenommen. «Jetzt verhandeln wir den Interessenausgleich.» Infineon-Papiere drehten gegen Mittag ins Plus legten zuletzt 1,18 Prozent auf 2,145 Euro zu.
Gross angelegter Stellenabbau
Infineon leidet seit mehr als einem Jahr unter den mittlerweile milliardenschweren Verlusten von Qimonda. Der Speicherchip-Preis ist derart eingebrochen, dass die ganze Branche bei jedem Chip kräftig drauflegt. Erschwerend kam für Mutter und Tochter in der Vergangenheit der starke Euro hinzu. Angesichts der Probleme will sich Infineon von Qimonda trennen und hat zusätzlich den Abbau von 3.000 seiner 30.000 Arbeitsplätze weltweit eingeleitet. Qimonda zog jüngst nach und will 3.000 seiner 14.000 Stellen streichen.
«Wir waren extrem früh dran»
Bauer verwies darauf, dass Infineon im Juli noch vor der Zuspitzung des Konjunkturabschwungs den Abbau eingeleitet habe. «Wir waren extrem früh dran.» Deswegen könne der Konzern schon «im ersten Geschäftsquartal eine ganze Menge an Kosten rausnehmen». Deutschland trägt mit 2.000 Stellen die Hauptlast des Abbaus bei Infineon. Mit dem Sparprogramm «IFX10+» will der Konzern die Kosten um jährlich mehr als 200 Millionen Euro drücken.
Infineon von Qimonda doppelt getroffen
Noch viel bedeutsamer für das Unternehmen ist jedoch die Trennung von Qimonda, denn zusätzlich zu den Verlusten aus dem Tagesgeschäft muss Infineon auch die bislang regelmässige Abwertung des Werts seiner Qimonda-Aktien verkraften. «Das Beste wäre, wenn man den kompletten Anteil verkaufen könnte», sagte Bauer. Der Verkauf werde durch die Finanzkrise aber «nicht gerade befördert». Es sei derzeit schwierig, «mit fremdem Geld so etwas zu finanzieren». Neben Finanzinvestoren wurden in der Vergangenheit auch immer wieder die beiden Qimonda-Wettbewerber Elpida aus Japan und Micron Technology aus den USA als Käufer gehandelt. Doch auch sie litten zuletzt schwer unter dem Verfall der Speicherchip-Preise.
Sollten die Verhandlungen fehlschlagen, will Bauer wie geplant Qimonda-Aktien an die eigenen Aktionäre ausschütten. «Die letzte Stufe wäre eine Sachdividende.» Bis zur Hauptversammlung im Frühjahr will Infineon seinen Anteil an Qimonda von 77,5 Prozent auf unter 50 Prozent senken.
Stellenabbau verteidigt
Eine Kapitalspritze für die schwer angeschlagene Tochter schloss Bauer weiter aus: «Wir werden Qimonda nicht finanzieren.» Den Stellenabbau verteidigte er: «Es gibt Zeiten, in denen man die Kapazitäten anpassen muss, in denen man mit dem Personal atmen muss. Das ist in Deutschland zwar nicht so beliebt, aber das lässt sich in der Halbleiterei nicht vermeiden.» (awp/mc/pg/23)