Infineon verschafft sich mit Segmentverkauf finanziell Luft

Infineon konzentriert sich damit künftig vor allem auf Chips für die Autoindustrie, für Handys und auf Chipkarten. Der Verkauf weiterer Geschäftsbereiche sei nicht geplant, sagte Vorstandschef Peter Bauer bei einer Telefonkonferenz. Das Unternehmen muss sich derzeit um die Refinanzierung auslaufender Kreditlinien kümmern und braucht daher dringend Geld. «Die Veräusserung des Segments WLC leistet einen wesentlichen Beitrag zur anstehenden Refinanzierung», sagte Bauer. «Wir haben den Verkauf gemacht, um unsere Finanzierung zu stützen.» Infineon wolle so auch Vertrauen zurückgewinnen. «Es gab die Besorgnis am Markt, dass Infineon nicht in der Lage sein könnte, seine Schulden zurückzuzahlen. Wir glauben, dass ein Gutteil der Bedenken ausgeräumt sein sollte.»


Brutto-Barmittel von neu rund 1 Milliarde Euro
Nach Abschluss des Verkaufs dürften die Brutto-Barmittel des Konzerns bei etwas über einer Milliarde Euro liegen, sagte Finanzvorstand Marco Schröter bei der Konferenz. Dem stünden kurzfristige Verbindlichkeiten von 600 bis 700 Millionen Euro gegenüber. Am Markt wurden die Nachrichten positiv aufgenommen. Die Infineon-Aktie reagierte am Mittwochmorgen zunächst mit einem Kursplus von mehr als 10 Prozent. Am Mittag stand sie knapp 9 Prozent im Plus bei 2,68 Euro.


Kaufpreis nicht in Form von Schulden aufgebürdet
Der Kaufpreis werde WLC nicht in Form von Schulden aufgebürdet, betonte der designierte Geschäftsführer der neuen Gesellschaft, Christian Wolff. «Dieser Deal wird allein von Golden Gate finanziert. Wir starten unser neues Leben ganz und gar schuldenfrei.» Die rund 600 Mitarbeiter sollen ihren Arbeitsplatz zunächst behalten. Ausserdem sollen 300 Mitarbeiter von Infineon in die neue Gesellschaft wechseln. Über weitere Einzelheiten müsse noch verhandelt werden, sagte Wolff. WLC hatte im ersten Geschäftshalbjahr einen Umsatz von 167 Millionen Euro und ein operative Ergebnis von 3,6 Millionen Euro erwirtschaftet.


Vorsichtiger Optimismus
Für die kommenden Monate gab sich Bauer vorsichtig optimistisch. Der wirtschaftliche Abschwung in der Branche habe zumindest den Boden erreicht, sagte er. Aus Asien kämen erste positive Signale. Nach einer Belebung auf dem Halbleiter-Markt hatte Infineon seine Erwartungen für das dritte Quartal (Ende Juni) des laufenden Geschäftsjahres zuletzt leicht angehoben. So soll der Umsatz um mehr als zehn Prozent zulegen. Beim operativen Ergebnis peilt der Konzern die Gewinnschwelle an. Noch im Vorquartal hatte Infineon auf dieser Basis ein Minus von 110 Millionen Euro verbucht. Allerdings klammert das Unternehmen hier Restrukturierungskosten aus.


Aktie springt deutlich an
Die Aktie legte am Mittwoch zeitweise um mehr als zehn Prozent zu und baute damit ihre deutlichen Kursgewinne der vergangenen Wochen aus. Zuletzt gewann das Papier 8,3 Prozent auf 2,66 Euro. Im März hatte die Aktie wegen der Sorgen vor dem finanziellen Aus des Unternehmens um zum Teil weniger als 50 Cent gekostet. Commerzbank-Analyst Thomas Becker hob in einer Studie sein Kursziel von 2,60 auf 2,70 Euro und beliess seine Einstufung auf «Hold». Das Management habe erneut Stärke bewiesen und Druck von der Bilanz genommen. Damit werde eine Kapitalerhöhung weniger wahrscheinlich, schrieb Becker. Die Transaktion erscheine attraktiv, da sie sich positiv auf Infineons Wachstums- und Margenprofil auswirke. (awp/mc/ps/21)

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