ING: Bankgeschäft rutscht überraschend ins Minus

Zwischen April und Ende Juni habe der Überschuss 71 Millionen Euro betragen, teilte das Unternehmen am Mittwoch in Amsterdam mit. Experten hatten allerdings mit einem deutlich höheren Ergebnis gerechnet. Im zweiten Quartal 2008 – also vor der Verschärfung der Finanzkrise – hatte ING noch knapp zwei Milliarden Euro verdient.^


Versicherungsgeschäft erholt sich
Anders als im ersten Quartal profitierte das niederländische Unternehmen, das früher von Allianz-Chef Michael Diekmann genauso wie den inzwischen verstaatlichen amerikanischen Versicherer AIG gerne als Vorbild genommen wurde, vom Versicherungsgeschäft. Hier erzielte ING in den fortgeführten Geschäftsbereichen vor Steuern 278 Millionen Euro nach einem Verlust von fast einer Milliarde Euro in den ersten drei Monaten des Jahres. Das Bankgeschäft rutschte dagegen ins Minus. Hier belastete vor allem das Geschäft mit Finanzierung von gewerblichen Immobilien. Die Allianz hat sich inzwischen mit dem Verkauf der Dresdner Bank fast ganz vom Bankgeschäft getrennt und erzielte im zweiten Quartal einen Milliardengewinn.


Dividende gestrichen
Wegen der weiter angespannten Finanzlage will das mit zehn Milliarden Staatsgeldern gestützte Unternehmen in diesem Jahr keine Dividende zahlen. Zudem übernahm der Staat einen Teil der Risiken aus dem Kreditportfolio. Die ING muss wegen der erhaltenen Staatshilfen kräftig abspecken. Konzernchef Jan Hommen betonte, dass ING in diesem Punkt eng mit der EU-Kommission und der niederländischen Regierung zusammenarbeitet. Finanzvorstand Patrick Flynn sagte, dass die zu verkaufenden Sparten bereits festgelegt wurden. Insgesamt sollen Sparten für sechs bis acht Milliarden Euro verkauft werden.


Aktie gibt deutlich nach
Die im EuroStoxx 50 notierte Aktie schmierte in den ersten Handelsminuten um bis zu rund 15 Prozent auf 7,75 Euro ab. Bis 10 Uhr erholte sich die Aktie allerdings wieder und lag zuletzt mit rund sechs Prozent bei 8,53 Euro im Minus. Das Papier hatte sich in den vergangenen Monaten allerdings auch deutlich besser als der Gesamtmarkt oder zum Beispiel die Allianz-Aktie entwickelt. Als Grund für den Kursverlust nannten Händler den niedriger als erwartet ausgefallenen Gewinn im zweiten Quartal, die ausgefallene Dividende sowie die Furcht vor weiteren Ausfällen im Kreditportfolio. (awp/mc/ps/06)

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