Interview André Kudelski: «Entlassungen kann ich nicht ausschliessen»
André Kudelski will den Problemen trotzen: Er baut auf die Eroberung des asiatischen Marktes, auf Echostar und den britischen Kabelmarkt. Im Moneycab-Interview spricht André Kudelski über die Risiken.
Von Connie Voigt
(Foto: Keystone)
Moneycab: Herr Kudelski, Sie wollen sich kurzfristig vom europäischen Markt distanzieren. Wo bietet Ihnen der asiatische und der US-Markt Chancen?
André Kudelski: Wir wollten schon von Beginn an global präsent sein. Wir passen uns im Moment nur den günstigeren Marktbedingungen in Asien und in den USA an. In Asien stiegen unsere Umsätze massiv. Nur weil der Digital-Fernsehmarkt in Europa gerade stagniert, bedeutet das jedoch nicht, dass wir die Geschäfte in Europa vergessen werden.
Glauben Sie, dass sich die kriselnde NTL in Grossbritannien wieder erholen kann?
Ja. Wir denken, dass sich NTL ganz sicher wieder erholen wird, auch wenn das noch Zeit braucht. Und in der Zeit, während sich Europa nur langsam erholt, akquirieren wir Kunden in Asien und Amerika.
Der US-Kabelmarkt ist nicht besonders Erfolg versprechend.
In den USA haben in der Tat ein paar der Anbieter Probleme. Aber es gibt auch andere sehr erfolgreiche Unternehmen. Der Markt ist ziemlich gemischt.
Welche Auswirkungen hätte es für Ihr Geschäft, wenn die Übernahme von Hughes Electronics durch Echostar nicht zu Stande kommt?
Es gäbe keine positiven oder negativen Auswirkungen. Alles würde beim Alten bleiben. Wir haben zwar in diesen Zusammenschluss investiert, aber das ist Teil der üblichen Risiken, die wir auf uns nehmen. Wenn der Deal nicht zu Stande kommt, haben wir immer noch den Kunden Echostar. Wenn der Deal durchkommt, werden unsere Gewinne mindestens zweimal höher ausfallen als jetzt.
Sie setzen für die kommenden Monate auf wachsende Kundschaft in den USA durch Echostar, auf eine Erholung bei NTL und auf volatile Geschäfte in Asien. Gibt Ihnen diese Fokussierung Sicherheit?
Asien ist in der Tat volatil. Wir stützen uns aber breit ab in China, Korea, Taiwan, Hongkong und Indonesien. China ist der interessanteste Markt für uns. Aber vergessen Sie nicht, dass wir auch weiterhin ein Auge auf die Entwicklungen in Europa haben.
Sprechen Sie von Verhandlungen über eine mögliche Übernahme von Canal Plus Technologies?
Das kann ich nicht kommentieren.
Welche Vorteile hätte eine Übernahme von Canal Plus Technologies durch Kudelski?
Wir würden einen der grössten Konkurrenten aufkaufen und damit unsere geografische Reichweite in Europa vergrössern.
Sollten alle Pläne in Asien, in den USA und in Europa scheitern, welche Ersatz-Strategie habe Sie in der Schublade?
Wir haben bereits den Bereich «Physical Access» aufgebaut. Mit diesen Zutrittssystemen liegen wir im Trend. Der Bedarf an Kosteneinsparungen im Ticketing ist in der Bevölkerung durchaus vorhanden. Viele Leute gehen in Konzerte, fast jeder fährt Auto und Leute besuchen Grossveranstaltungen. Dieser Trend wird bleiben. Beim Digital-Fernsehen müssen wir noch lange warten, bis sich die Strukturen entwickelt haben.
«Ich habe schon ein paar VR-Mandate abgegeben» André Kudelski
Werden Sie Mitarbeiter entlassen müssen?
Das können wir nicht ausschliessen.
Wie viel Zeit verwenden Sie in Ihrer Funktion als Verwaltungsrat bei der Swiss?
Für die Kudelski-Gruppe arbeite ich 50 bis 60 Stunden pro Woche. Für alle meine anderen VR-Mandate bleibt nicht viel Zeit. Ich habe deshalb schon ein paar Mandate abgegeben, die nichts mit Strategiefindung zu tun hatten. Die Mandate, durch die sich Synergie-Effekte ergeben, behalte ich.
Wo sind die Synergien zwischen Kudelski und Swiss?
Wir sollten nie nur kurzfristige Resultate betrachten. Gute Synergien brauchen ihre Zeit. So müssen beide Unternehmen mit volatilen Veränderungen wie den Währungsschwankungen umgehen können.