Interview Thierry Geiger und Anuschka Starkloff: Crystal Hotel St. Moritz
von Tanja Hess
Moneycab:Das Crystal Hotel geht auf einen Promotionsbau von Karl Steiner zurück. Seither ist es drei Mal umgebaut worden. Welchen Trends in der Hotellerie sind Sie mit den Umbauten nachgekommen?
Thierry Geiger: Das Hotel ist seit dem Bau in 1962 insgesamt drei Mal umgebaut worden. Der erste Umbau wurde 1981 vorgenommen, unter anderem weil die Sanitäranlagen in einem kritischen Zustand waren.
Als Karl Steiner starb, hat er das Hotel den Kindern vermacht.
1997 und 1999 wurde das Hotel komplett renoviert und den neuen Anforderungen der modernen Zeit ausgestattet. Dabei wurden Kriterien wie Zimmergrösse oder Badezimmer sehr stark berücksichtigt. Aus knapp 100 Hotelzimmern wurden 71 zeitgemässe Gästezimmer erstellt.
Um das Angebot zu erweitern und das Hotel attraktiver zu gestalten, wurde ein Wellnesscenter sowie eine grosszügige und gemütliche Lobby/Kaminlounge erstellt.
Sie und Ihre Partnerin Anuschka Starkloff führen das Hotel gemeinsam. Sie blicken auf eine noch junge Karriere zurück. Welche Ziele verfolgen Sie bei der Führung?
Die Ziele liegen sehr stark in der Förderung der Belegschaft sowie in einer konstanten Erweiterung und Steigerung der Dienstleistungen. In einem so genannten «Verdrängungsmarkt» haben nur Hotels eine Chance, welche ausgezeichnete Leistungen zum richtigen Preis anbieten können.
«Jeder Gast ist für uns wichtig, wir möchten ihn pflegen und jeden Tag mit Neuem überraschen.» Anuschka Starkloff.
Zu diesen Aufmerksamkeiten gehören zum Beispiel, die Begrüssung und Verabschiedung des Gastes, kleine Annehmlichkeiten im Zimmer, ausgezeichnete Speisen im Restaurant, erlesene Weine auf der Karte, gute Musik an der Bar oder einfach den täglichen Zimmerservice am Morgen und am Abend.
Die Wirtschaftlichkeit eines Hotels kann nur dann erreicht werden, wenn das Zusammenspiel von Leistungen, Qualität, Mitarbeitern und Gästen zum Optimum gebracht wird. Nach dieser perfekten Harmonie streben wir gemeinsam mit unseren Mitarbeiter.
St. Moritz hat in den letzten beiden Jahren um die 300 Betten im Luxushotel Bereich verloren. Wie reagieren Sie auf das grassierende Hotelbettensterben?
Wir bedauern sehr, dass einige Hotels geschlossen wurden, denn Konkurrenz belebt das Geschäft. In Zukunft wird es durchaus Potenzial für Neueröffnungen haben.
Wie reagiert der Kurverein auf die Reduktion der Übernachtungen?
Der Kurverein kämpft mit allen Mitteln gegen zusätzliche Hotelschliessungen, die Gemeinde von St. Moritz hat bereits Massnahmen eingeleitet zur Erschwerung der Hotelumnutzungen.
Der letzte Winter war eine Katastrophe bezüglich der Schneelage. Trotzdem war bei den Gästen wenig Frustration zu spüren? Wie begegnen Sie diesem doch schwerwiegenden Problem?
Der Schnee liess zu wünschen übrig. Die Pisten werden alle beschneit und die Qualität ist hervorragend, allein das Panorama ist manchmal zu wenig winterlich. Wir hatten im vergangenen Winter wenig Schnee aber dafür viele Sonnentage. Hinzu kommt noch, dass nicht alle Gäste Skifahren, viele mögen Langlauf, oder einfach Wanderungen bei schönem Wetter.
Wellfit ist das Zauberwort im Crystal Hotel. Was wünscht der Gast, welche Träume erfüllen Sie ihm?
Das Wellfit bietet dem Gast einen Ort der Ruhe und Harmonie, ob bei einer Massage, Beautybehandlung oder Sauna. Er kann hier so richtig die Seele baumeln und sich verwöhnen
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lassen. Einerseits sprechen wir die Gäste an, die einen unvergesslichen Urlaub in den Bergen verbringen möchten sowie Sportbegeisterte, Paare und Familien, die hohes Niveau, guten Service, gute Küche und ein ungezwungenes Ambiente suchen.
Das Hotelgeschäft ist in St. Moritz saisonal. Als Hotelier versucht man die Auslastung über die ganze Zeit der beiden Saisons zu erhöhen? Wie machen Sie das und mit welcher Auslastung schreiben Sie Gewinn?
Wir erreichen eine Auslastung von über 70% über die gesamte Öffnungszeit. Nun versuchen wir die Wintersaison zu verlängern, indem wir bereits am 1. Dezember eröffnen. Wir sind natürlich immer aktiv um die Belegung noch weiter zu erhöhen. Wir haben im vergangenen Jahr mehrere Anlässe zusammen mit «Small luxury Hotels of the World» besucht, des Weiteren haben wir verstärkt Werbung in Zürich gemacht. Unsere Gäste werden regelmässig von uns angeschrieben. Wir versuchen, mit unserem Produkt, aus Erstbesuchern Stammgäste zu gewinnen.
Ein Hotel muss in der Regel über 65% Prozent Belegung haben, um rentabel arbeiten zu können.
Ihre Küche ist eine echte Überraschung. Können wir auf Auszeichnungen hoffen?
Auszeichnungen sind immer wünschenswert und lassen einen jeden Hotelier erfreuen. Wir arbeiten daraufhin und würden uns sehr über eine solche freuen. Wir sind der Überzeugung, dass der eingeschlagene Weg mit der mediterranen Küche uns zum ersehnten Erfolg bringen wird. Jedoch ist uns wichtiger, dass unsere Gäste die gute Küche geniessen, und dies tun sie auch ohne Auszeichnung.
Der Gast hofft bei der jährlichen Wiederkehr immer auf neue bauliche Veränderungen. Haben Sie was im Köcher?
Im kommenden Herbst werden alle Badezimmer renoviert und aufgefrischt, wir sind dabei alle Hotelzimmer frisch zu streichen und werden im kommenden Jahr mit einer ersten sanften Rennovation der Hotelzimmer beginnen. Des Weiteren klären wir ab, ob wir auf dem Hoteldach einen «Roof Garden» realisieren können.
Sie haben zwei Wünsche frei. Wie sehen diese aus?
Wünsche gibt es viele. Sicherlich wäre einer mal, dass wir unsere Gäste wieder begeistert im Crystal Hotel begrüssen dürfen und das wir weiterhin innovativ bleiben und unsere Leistung und Qualität kontinuierlich steigern können.
Wie man so schön sagt: Mit Geduld und Zielstrebigkeit kommt man am Weitesten.
Anuschka Starkloff:
1993 – 1996 Hotelfachschule Glion sur Montreux
1996 – 1997 Hotel Schwarzer Bock 5*, Wiesbaden, D
Dreijährige Erfahrung auf Luxuskreuzfahrtschiffen
2000 – 2001 Lindner Hotels Leukerbad 4*, Leukerbad
2002 – 2003 Park Hotel Delta 5*, Ascona
2003 – 2004 The Carlton Hotel, St. Moritz
Seit 2004 Direktion des Crystal Hotel
Seit 2002 habe ich mich auf die Administration, Schwerpunkt Mitarbeiterwesen und Buchhaltung spezialisiert.
Thierry Geiger
1986 – 1989 Kochlehre im Mövenpick Oldrati, Locarno
1989 – 1991 Ausbildung als Hotelsekretär SHV
1991 – 1992 Koch auf Bahamas
1993 – 1994 Hotelfachschule Belvoirpark in Zürich
1995 – 1996 F&B Assistant im Hotel Eden Roc, Ascona
1997 – 1998 Direktionsassistent im Hotel Glärnischhof in Zürich
1998 – 1998 Restaurantleiter im elterlichen Betrieb in Vira Gambarogno
1998 – 1999 Asst. F&B Director, bei Princess Cruises
1999 – 2002 Direktionsassistent Leiter Finanzwesen Suvretta House, St. Moritz
2001 – 2003 Dipl. Hotelier VHD/SHV
2002 – 2004 Food & Beverage Manager im Kempinski Grand Hotel des Bains in St. Moritz (inkl. &vor- und Eröffnung)
seit 2004 Direktion des Crystal Hotel.