Die Märkte verlangten daher inzwischen Änderungen, sagte William Brodsky, Vorstandschef der US-Optionsbörse Chicago Board of Options (CBOE) am Freitag beim Jahreskongress der Derivate- Branchenorganisation SFOA (Swiss Futures and Options Association) in Montreux. «Die Kreditkrise ist ein Mangel an Transparenz und mehr Transparenz wäre eine gute Sache. Diese für das Finanzsystem herzustellen, muss die Aufgabe der Regulierungsbehörden in den kommenden Jahren sein», forderte der Börsenchef.
Mentale Vorbereitung – verhaltenere Reaktionen
Nach Ansicht von Heinz Zimmermann, Professor für Finanzmarkttheorie an der Universität Basel ist zwar ein Börsenkrach in der Art, wie es ihn erstmals nach dem Zweiten Weltkrieg im Jahr 1987 gegeben habe, nicht mehr denkbar, doch jede neue Krise könne durchaus ähnlich heftig werden. Wenn die Marktteilnehmer allerdings auf solche Ereignisse mental vorbereitet seien, dürften die Reaktionen verhaltener ausfallen, da die Erfahrung gezeigt habe, dass es nach den Abstürzen auch wieder aufwärts gehe, sagte er. Rein technologisch gesehen, seien die Märkte heutzutage deutlich besser ausgerüstet als in den 1980er Jahren und würden über alle nötigen Instrumente verfügen, spezielle Probleme aber werfe inzwischen intransparente der OTC-Derviate-Markt aus.
Grösste Gefahr für die Märkte bei den Kredit-Derivaten
Mit Blick auf die Krise am US-Hypothekenmarkt für schlecht besicherte Kredite (Subprime), die zeitweise Befürchtungen über einen neuen grossen Börsenkrach auslöste, sieht Zimmermann inzwischen die grösste Gefahr für die Märkte bei den Kredit-Derivaten. Mit dieser Art von Finanzkontrakten werden Kreditrisiken isoliert und handelbar gemacht. «Der Prozess dieser Krise ist noch nicht abgeschlossen, da der Markt das Ausmass der Risiken noch nicht kennt», sagte Zimmermann. Dieses jedoch bei der Anlageklasse der Kredit-Derivate abzuschätzen, sei kaum möglich. Einerseits sei diese Anlageform in den vergangenen Jahren regelrecht explodiert und andererseits finde der Handel vor allem ausserbörslich und damit ohne jede Transparenz statt. «Wenn Kredit-Derivate an der Börse gehandelt würden, dann hätten wir ein Problem weniger», so Zimmermann.
Laut dem Kreditderivate-Bericht von 2006 des britischen Bankenverband BBA (British Bankers» Association) ist das Marktvolumen dieser Anlageklasse im vergangenen Jahr auf 20,2 Billionen US-Dollar (14,8 Billionen Euro) gestiegen. Die Schätzungen der BBA bis 2008 liegen bei 33 Billionen Dollar. Nur ein verschwindend kleiner Teil jedoch wird bisher börslich gehandelt. (awp/mc/pg)