Iran-Disput sorgt für Verdruss
von Gérard Al-Fil
Der diplomatische Druck auf die Schweiz wegen des Vertrags um Gaslieferungen wirft Fragen auf. Zwar ist US-amerikanischen Unternehmen der Handel mit dem Gottesstaat untersagt. Doch Lebensmittel und medizinische Güter sind vom amerikanischen Iran-Sanctions ausgeklammert. Dies geht auf eine Inititavie des ehemalischen US-Präsidenten Bill Clinton zurück. Diese und andere Schlupflöcher nutzen amerikanische Konzerne zum Handel im Iran. Beispiele:
– Coca Cola und Pepsi Cola lassen ihre Getränke in der iranischen Stadt Meshed in Lizenz abfüllen. Beide US-amerikanischen Softdrinkkonzerne kontrollieren 40% des iranischen Durstlöschermarkts.
– Moderne Standardsoftware von Microsoft läuft auf fast jedem iranischen PC. Das aktuelle Windows-Vista-Version ist im iranischen Handel problemlos erhältlich. Geliefert werden die CD-Pakete legal über den Freihafen Deschebel Ali in Dubai.
– Der Kreditkarten-Anbieter Mastercard wickelt über kanadische Geschäfte im Unternehmenszahlungsverkehr ab. Kreditkarten sind im Iran, wo es nur islamische Banken gibt, aber nicht erhältlich.
Genaue Umsatzzahlen zu diesen Handelsaktivitäten sind freilich nicht bekannt, weil die Islamische Republik Iran und die USA seit 1980 (Besetzung der US-Botschaft in Teheran durch iranische «Studenten») keine diplomatischen Beziehungen mehr unterhalten. Die amerikanischen Interessen im Iran werden seitdem von der Schweizer Botschaft in Teheran wahrgenommen. Die USA verdächtigen den Iran unter den Deckmantel eines Aufbaus der friedlichen Nutzung der Kernenergie Atomwaffen zu den entwickeln. Teheran hat dies stets zurückgewiesen.
Europa stark im Iran
Der Iran ist mit seinen 71 Millionen Einwohnern und reichen Vorkommen an Öl und Gas einer der lukrativsten Märkte. Für Europas Konzerne ist der Iran weiterhin einer der wichtigsten Handelspartner im Mittleren Osten, wie man in Teheran durch Inaugenscheinnahme schnell erkennt. Beispiele:
– Nestlé unterhält im Iran vier Fabriken, in denen Babybahrung und Müsli-Produkte hergestellt werden.
– Der französische Automobilkonzern Peugeut lässt das im Iran beliebte Modell 405 im Land produzieren.
– BMW hat vor zwei Jahren eine gross angelegte Marketing-Kampagne gestartet. Es gibt kaum eine Autobahn im Iran, in der eine BMW-Werbung für die 5er-Serie fehlt. Die deutschen Fahrzeuge sind unter wohlhabenden Iranern besonders populär.
– Der deutsche Nutzfahrzeugproduzent MAN AG wird noch im Mai 2008 eine Niederlassung in Teheran eröffnen. MAN-CEO Hakan Samuelsson: «Deutschland pflegt traditionell gute Beziehungen zum Iran, und wir hoffen, dass die Differenzen wegen des iranischen Atomprogramms diplomatisch bereinigt werden.»
– Der CEO des Ölkonzerns Shell Heroen van der Veer nannte im Dezember 2006 auf dem Arab Strategy Forum in Dubai den Iran einen «strategischen Partner, zumindest im Offshore-Förderbereich».
– Der Münchener Rückversicherungskonzern Allianz Re setzt 4% seines Mittelost-Geschäfts mit Miittelstandsunternehmen in dem schiitischen Gottesstaat um..