von Gérard Al-Fil
Aufgrund des US-Geheimdienstberichts, der am vergangenen Dienstag veröffentlicht wurde und der den bislang vermuteten Bau einer iranischen Atombombe in Abrede stellt, wurde die erstmalige Teilnahme des iranischen Präsidenten Mahmoud Ahmadinedschad als Gast auf dem 28. GCC-Gipfel in Doha einen Tag zuvor international kaum beachtet. Der Iran und arabischen Ölstaaten wollen ihre Beziehungen vertiefen, obgleich es noch Differenzen gibt.
Offene Grenzen gefordert
Der 1981 gegründeten Golfkooperationsrat GCC, dem die sechs Länder Kuwait, Bahrain, Katar, VAE, Oman und Saudi-Arabien angehören, wird am 1. Januar 2008 einen gemeinen Markt nach dem Vorbild der EU ins Leben rufen. Den Iran wolle man enger an die GCC binden und dessen allfällige Isolation nicht unterstützen, so die Schlusserklärung des 28. Gipfels. Ahmadinedschad schlug «offene Grenzen» zwischen seinem Land und dem GCC vor. Die wirtschaftlichen und kulturellen Verflechtungen seien schon heute zu eng und sollten weiter ausgebaut werden argumentierte Ahmadinedschad.
Beispiele:
– In Dubai sind etwa 17% der 1.4 Millionen Einwohner iranischer Herkunft. 20% aller begonnenen Immobilienprojekte der letzten sechs Jahre in Dubai (mit einem Gesamtvolumen von 45 Milliarden Dollar) wurden mit iranischem Kapital finanziert.
– Das Handelvolumen zwischen dem Iran und den VAE als dessen engsten Handelspartner beträgt 12 Milliarden Dollar.
– Qatar plant eine gemeinsame, 1’830 Kilometer lange Gaspipeline mit dem Iran, doch ist das Projekt noch in der Schwebe.
– In Bahrain gehören 60% der 800’000 Einwohner der schiitischen Fraktion des Islams an. 90% der 71 Millionen Iraner sind Schiiten.
– Zwei Drittel der weltweiten bekannten fossilen Energiereserven befinden sich in den GCC und dem Iran, obgleich der Irak als Land mit den zweitgrössten Ölreserven nach Saudi-Arabien unberücksichtigt bleibt.
Dennoch herrscht innerhalb des GCC auch Skepsis über eine engere Anbindung des Iran.
Politische Unstimmigkeiten
Ein Hindernis zu einer umfassenden Golfunion mit dem Iran ist der Disput zwischen dem Gottesstaat und den VAE. Der Iran hält seit 1971 (damals noch unter dem Schah-Regime) im Golf drei Inseln der VAE besetzt. Trotzdem erhält der Iran die meisten westlichen (auch US-amerikanischen Güter) über den Freihafen von Dubai. Auf der GCC-Tagung am Montag nahmen die arabischen Führer zudem daran Anstoss, dass Präsident Ahmadinedschad die gemeinsamen Gewässer als den «Persischen Golf» und nicht als «Arabischen Golf» bezeichnete. Ausserdem fürchtet Saudi-Arabien um seine Führungsrolle in Mittelost aufgrund des iranischen Atomprogramms. Saudi-König Abdullah will deshalb eine eigene Nuklear-Industrie aufbauen, in den VAE denkt die Führung zumindest laut darüber nach.