Irland verstaatlicht angeschlagene Anglo Irish Bank

Bislang hatte der Staat eine Kapitalspritze über 1,5 Milliarden Euro geben wollen, wodurch ihm bereits drei Viertel der Stimmrechte zugefallen wären.


Entschädigung für Aktionäre noch unklar
Die Aktionäre der drittgrössten irischen Bank sollen abgefunden werden. Über die Höhe der Entschädigung ist aber noch nicht entschieden. Ein staatlich bestellter Gutachter soll den Wert des Instituts ermitteln. «Wenn der Gutachter entscheidet, dass die Bank wertlos ist, dann ist die Entschädigung Null», sagte Finanzminister Lenihan. Aktionäre sprachen von einem katastrophalen Schritt. Für Kunden gebe es keinen Grund, sich Sorgen zu machen, bekräftigte die Regierung. Auch würden alle Mitarbeiter ihre Jobs behalten.


Börsenwert im freien Fall
Der Börsenwert der Anglo Irish Bank befand sich in den vergangenen Wochen im freien Fall, nachdem im Dezember ein Kreditskandal publik wurde, in den dessen Verlauf mehrere Vorstandsmitglieder zurückgetreten waren. Zum Schluss war das Papier noch rund 20 Cent wert gegenüber mehr als 17 Euro im Jahr 2007. Am Morgen wurden die Aktien vom Handel ausgesetzt. Die Papiere der beiden anderen grossen irischen Banken, der Allied Irish Banks (AIB) und der Bank of Ireland verloren am Vormittag.


Schwerwiegende Auswirkungen auf irische Wirtschaft befürchtet
Nach Medieninformationen hat sich die Regierung zur Verstaatlichung entschlossen, weil sie bei einem Kollaps der Bank schwerwiegende Auswirkungen auf die Wirtschaft der Insel befürchtet. Bei einer Pleite der Bank hätte der Staat zudem laut Zeitungsberichten auch für Verbindlichkeiten in Höhe von 100 Milliarden Euro einspringen müssen. Die EU-Kommission wird die Verstaatlichung unter die Lupe nehmen. Die Kommission sei über die Pläne informiert gewesen, müsse nun aber die Details prüfen, sagte ein Sprecher.


Bereits im vergangenen Oktober hatte die irische Regierung staatliche Garantien für die Einlagen der grössten irischen Banken sowie ausländischer Institute mit starker Präsenz in Irland zugesagt. Die zugesagten Garantien liegen mehr als doppelt so hoch wie das jährliche Bruttoinlandsprodukt von Irland. (awp/mc/pg/13)

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