Islamische Banken brechen zu neuen Ufern auf
von Gérard Al-Fil
Von dort aus will man im Koran-konformen Retail-Banking (Kleinkundengeschäft) weiter in Deutschland und Europa expandieren. In Mannheim ist bereits eine Beteiligungsbank der Kuveyt Türk ansässig. Vier Prozent der 82 Millionen Einwohner in Deutschland sind Muslime. Islamische Fonds werden auch von lokalen Banken wie der Deutsche Bank AG entwickelt, doch sind sie unter Nicht-Muslimen noch nicht salonfähig geworden.
Koran ersetzt «Das Kapital»
In die ehemalige Sowjetrepublik Kasachstan zieht es hingegen die nunmehr ein Jahr alte Al Hilal Bank aus dem Scheichtum Abu Dhabi, wie das Unternehmen am 2. September bekanntgab. Etwa die Hälfte der 6 Millionen Kasachen sind Muslime, doch investieren in den GUS-Staaten immer mehr Nicht-Muslime in die als risikoärmer geltende Islamic Finance.
In Syrien eröffnet die Al Baraka Bank aus Bahrain noch in diesem Jahr ihre ersten Filialen in Damaskus und Aleppo, wie deren CEO Adnan Yousif in einem Moneycab-Interview sagte. Al Baraka ist mit Gründungsjahr 1978 eines der ältesten regulierten Geldhäuser, das auf der Grundlage der koranischen Rechtsprechung Scharia operiert. Das einst sozialistische Syrien (20,1 Mio.Einwohner) eröffnete am 11. März 2009 seine erste Aktienbörse, und es liess 2007 Privatbanken zu.
Islamic Banking hält sich wacker
In der Schweiz wurde 2006 mit der Feisal Private Bank in Genf das erste islamische Geldhaus zugelassen. Bevor die weltweite Finanzmarktkrise im September 2008 ausbrach, wuchs das Geschäft um Koran und Kapital um 15 bis 20 Prozent pro Jahr. In 2009 stagnierte der Markt bislang. Dennoch blieb die Branche von Pleiten oder Massenklagen ihrer Kunden weitestgehend verschont, weil islamische Banken per definitionem nicht mit (hoch-)verzinslichen Produkten, Derivaten oder Hedge Fonds Geld verdienen dürfen. Der fahrlässige Einsatz dieser Finanzvehikel gilt als eine der Ursachen für die Finanzmarktkrise. Bis 2010 dürfte das Islamic Banking weltweit auf eine Billion Dollar anwachsen.