IWF befürchtet fast eine Billion Dollar Verluste durch Finanzkrise

Dabei handele es sich um vorläufige Schätzungen, die «einen Hinweis auf mögliche zusätzliche Belastungen des Bankenkapitals und weitere Abschreibungen» geben, heisst es in dem IWF-Bericht vom Dienstag. Würden mit Geschäftsimmobilien verbundene US-Wertpapiere sowie Kredite für Verbraucher und Firmen hinzugezählt, könnte sich eine Summe von 945 Mrd Dollar ergeben. Diese vorläufigen Schätzungen, «geben einen Hinweis auf mögliche zusätzliche Belastungen des Bankenkapitals und weitere Abschreibungen», heisst es in dem Bericht weiter. Der IWF sprach von einem «kollektiven Versagen» einer ganzen Reihe von Finanzinstitutionen wie Banken, Anleiheversicherern oder Hedge-Fonds, das Ausmass der Risiken richtig zu bewerten.


Mehr als nur ein Liquiditätsproblem
Die Zahlen des Internationalen Währungsfonds gehen weit über das hinaus, was an tatsächlichen Verlusten und entsprechenden Prognosen bekannt ist. Ökonomen hatten im Februar vorausgesagt, dass sich der Schaden für Finanzinstitutionen auf 600 Milliarden Dollar summieren könnte. «Die gegenwärtigen Turbulenzen sind mehr als nur ein Liquiditätsproblem. Sie decken tiefliegende Schwächen in den Bilanzen und dünne Kapitaldecken auf», befindet der Bericht. Der Fonds warnt vor dem Risiko «einer ernsthaften Finanzierungs- und Vertrauenskrise, die droht, sich über eine erhebliche Periode hinweg fortzusetzen».


Wachsende Sorge über Auswirkungen auf Realwirtschaft
Zugleich sieht der Währungsfonds mit wachsender Sorge die Auswirkungen der Finanzkrise auf die Realwirtschaft. «Dünnere Kapitalpuffer und Unsicherheit über das Ausmass und die Verteilung der Bankenverluste (…) belasten die private Kreditaufnahme, Geschäftsinvestitionen und Vermögenswerte wahrscheinlich schwer», schreibt der Fonds. Das wirke sich dann wiederum auf den Arbeitsmarkt, Wirtschaftswachstum und Unternehmensbilanzen aus.


Die Experten des Fonds riefen Finanzinstitutionen zu grösserer Transparenz und dazu auf, Abschreibungen sobald wie möglich vorzunehmen, um ihre Bilanzen in Ordnung zu bringen. Zugleich befürwortet der IWF eine verbesserte Aufsicht durch die Behörden. Zentralbanken müssten «eingehender darüber nachdenken, inwieweit sie möglicherweise den Mangel an Kreditdisziplin mit befördert haben» und wie sie ihre Instrumente verbessern, Liquiditätsengpässen zu begegnen.


«Übereilte Regulierung»
Der IWF warnte zwar vor «übereilter Regulierung». Jedoch sollte die Finanzpolitik Notfallpläne in Erwägung ziehen, wie sie mit einer «grossen Menge in ihrem Wert verringerter Vermögenswerte umgehen, wenn Abschreibungen eine störende Dynamik entwickeln und erhebliche negative Auswirkungen auf die Realwirtschaft haben».


G7 will sich auf entschlossenes Vorgehen einigen
Die sieben wichtigsten Industrienationen (G7) werden sich auf ein entschlossenes gemeinsames Vorgehen gegen die seit Monaten anhaltende Finanzkrise verständigen. Das kündigte Finanzstaatssekretär Thomas Mirow am Dienstag in Berlin an. Er sei sehr zuversichtlich, dass es eine «sehr überzeugende, substanzielle, gemeinsame Antwort der G7» zu den Konsequenzen geben werde. Es gebe ein hohes Mass an Übereinkommen und vernünftige Vorschläge, die möglichst schnell umgesetzt werden sollten. Zudem müssten auch die Regierungen auf die jeweils spezifische Lage in ihrem Land reagieren. Die Finanzmarktkrise und die Lage der Weltwirtschaft ist Schwerpunktthema bei der Frühjahrstagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) und des G7-Finanzminister-Treffens an diesem Wochenende in Washington. (awp/mc/pg)

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