«Politiker in aller Welt erkennen zunehmend den Ernst der Lage, die Zeit ist reif für eine gemeinsame Problemlösung.» Nach Angaben von Rato besteht die Gefahr einer abrupten Anpassung, die nach der Abkühlung im US-Immobilienmarkt etwa durch einen Rückgang der Verbraucherausgaben ausgelöst werden könnte. Investoren könnten angesichts der hohen Defizite in den USA plötzlich kalte Füsse bekommen und Gelder aus den USA abziehen, was einen Dollarverfall und höhere Zinsen nach sich ziehen würde.
Rato fordert koordinierte Schritte
Rato hatte im Frühjahr als neue Aufgabe für den IWF die Organisation multilateraler Konsultationen zu spezifischen Weltwirtschaftsproblemen vorgeschlagen. Dafür sei das Thema globale Ungleichgewichte mit dem hohen Leistungsbilanzdefizit in den USA – 2005 mehr als sechs Prozent des Bruttoinlandsproduktes – und den hohen Überschüssen vor allen in China bestens geeignet, meinte Rato. Koordinierte Schritte hätten mehr Aussicht auf Erfolg.
IWF als unabhängige Quelle für Analysen
Die Ungleichgewichte beschäftigen die Weltwirtschaftslenker seit mehreren Jahren. Die Finanzminister der sieben wichtigsten Industriestaaten (G7) versprechen sich bei ihren regelmässigen Treffen stets, dass die USA die Sparrate fördern, und Japan und Europa den Verbrauch ankurbeln werden. An China ergeht jeweils der Aufruf, die Aufwertung seiner Währung zuzulassen. «Die Rolle des IWF als verlässliche unabhängige Quelle für Analysen hilft den grossen Ländern, über die Diagnose der Probleme hinaus Lösungen zu finden», sagte Rato.
In Singapur findet im September die Jahrestagung von IWF und Weltbank statt. Dort will Rato konkretere Vorschläge zu dem von ihm avisierten multilateralen Konsultationen machen. (awp/mc/pg)