IWF: Finanzmarktturbulenzen belasten Ausblick für Weltwirtschaft

Das Wachstum werde aber weiter durch robuste Fundamentaldaten und eine starke Dynamik in den Schwellenländern gestützt, teilte der IWF in seinem am Mittwoch veröffentlichten Weltwirtschaftsbericht mit. Es bestehe jedoch das Risiko, dass die Spannungen an den Finanzmärkten anhalten könnten und es zu einer deutlicheren Abkühlung kommen könnte. Die Prognose für das globale Wachstum im Jahr 2008 wurde um 0,4 Prozentpunkte auf jetzt 4,8 Prozent gesenkt. Im laufenden Jahr erwartet der IWF weiterhin ein Wachstum der Weltwirtschaft von 5,2 Prozent.


Normalere Finanzmarktbedingungen gefordert


Der IWF fordert die Politik auf, normalere Finanzmarktbedingungen herzustellen und so das Wachstum zu sichern. Weitere Risiken für den Weltwirtschaftsausblick gebe es durch den Inflationsdruck, volatile Ölmärkte und anhaltende weltweite Ungleichgewichte. Langfristige Risiken entstünden durch die Alterung der Gesellschaften und den steigenden Widerstand gegen die Globalisierung.

Prognose für USA deutlich reduziert


Besonders deutlich reduzierte der IWF angesichts der Korrektur am Häusermarkt seine Prognose für die USA im Jahr 2008. Sie wurde um 0,9 Prozentpunkte auf 1,9 Prozent gesenkt. Für das laufende Jahr reduzierte der IWF seine Prognose leicht um 0,1 Prozentpunkte auf 2,2 Prozent.

Wirtschaftswachstum in China und Indien

Der Konjunkturabschwächung in den USA wirke jedoch das immer noch sehr starke Wirtschaftswachstum in China und Indien entgegen. Die Finanzmarktturbulenzen hätten nicht so stark wie vergangene Krisen auf die Schwellenländer durchgeschlagen. So werde China im kommenden Jahr um 10,0 Prozent wachsen, nach 11,5 Prozent im Vorjahr. Das indische Wachstum dürfte sich von 8,9 Prozent im laufenden Jahr auf 8,4 Prozent 2008 abschwächen. Die russische Volkswirtschaft wird laut IWF im kommenden Jahr um 6,5 Prozent wachsen, nach 7,0 Prozent im Jahr 2007.

Wachstumsprognose für Eurozone reduziert


Für die Eurozone reduzierte der IWF seine Wachstumsprognose für 2008 um 0,4 Prozentpunkte auf 2,1 Prozent. Für das laufende Jahr erwartet der Währungsfonds ein Wachstum von 1,9 Prozent. In Deutschland wird sich laut IWF das Wachstum von 2,4 Prozent im laufenden Jahr auf 2,0 Prozent im kommenden Jahr verringern. Damit reduzierte der IWF seine Prognose für das laufende Jahr um 0,4 Prozentpunkte. Die Wirtschaft in den entwickelten Länder dürften durch die gute Eigenkapitalausstattung gestützt werden. Der Unternehmenssektor sei durch eine hohe Profitabilität und einen niedrigen Fremdfinanzierungsgrad gekennzeichnet. Zudem sei die Lage an den Arbeitsmärkten robust und das Nettovermögen der privaten Haushalte gut.

Entspannung an den Finanzmärkten erwartet


Die Liquiditätslage an den Finanzmärkten wird sich nach Einschätzung des IWF in den kommenden Monaten wieder verbessern und die Lage an den Interbankenmärkten wieder normalisieren. Höhere Risikoaufschläge dürften jedoch erhalten bleiben und die Kreditvergabestandards weiter anziehen. Die US-Notenbank wird laut IWF ihren Leitzins bis zum Jahresende um 50 Prozentpunkte reduzieren. Die Europäische Zentralbank (EZB) und die japanische Notenbank sollten bis zum Jahresende ihren Leitzins unverändert belassen und von Zinsanhebungen absehen.

Für die Schweiz im nächsten Jahr leicht weniger optimistisch

Für die Schweiz senkte der IWF die Wachstumserwartung für 2008 von 1,8 auf 1,6%. Für das laufende Jahr ist der Währungsfonds dagegen zuversichtlicher als noch im April: Er erhöhte die Prognose von 2,0 auf 2,4%.

IWF nicht so zuversichtlich


Gleichwohl ist der IWF mit seiner Prognose weniger optimistisch als etwa die Grossbanken UBS und CS sowie die Zürcher Kantonalbank. Auch die Konjunkturforscher der ETH Zürich (KOF) und von BAK Basel Economics sind etwas zuversichtlicher.

Uneinigkeit über CH-Arbeitslosenquote


Der IWF rechnet mit einer durchschnittlichen Arbeitslosenquote in der Schweiz von 2,4% im laufenden und 2,7% im kommenden Jahr. Das Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) sieht es genau umgekehrt.

Keine Teuerungsgefahr für die CH


Mit Blick auf die Teuerung sieht der IWF in der Schweiz keine Gefahr. In diesem wie im nächsten Jahr ist gemäss der Prognose mit einer Inflationsrate von etwa 1 % zu rechnen. Notenbanken sprechen bei Werten von knapp unter 2% von Preisstabilität. (awp/mc/ab)
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