IWF: Finanzsystem bleibt «Achillesferse» der Konjunkturerholung

«Die Schlüsselbotschaft dieses Berichts ist: Das Finanzsystem bleibt die Achillesferse der Konjunkturerholung», mahnte José Viñals, Chef der Kapitalmarktabteilung des Weltwährungsfonds. Banken müssten ihre Kapitalausstattung und -puffer weiter verbessern, forderte er. «Die Reparatur der Bankbilanzen und Reformen sind unerledigte Aufgaben.» Geldhäuser seien nach wie vor anfällig für Schocks durch einen plötzlichen Vertrauensverlust. Zugleich sollten sich Staaten falls notwendig einer zusätzlichen Unterstützung der Konjunktur nicht verschliessen. Ausstiegsstrategien müssten «sorgfältig geprüft» werden. Regierungen stünden wegen hoher Schuldenlasten und düsterer Wachstumsaussichten nach wie vor unter Druck. «Die Staatshaushalte müssen durch glaubhafte, mittelfristige Strategien zur Konsolidierung der Etats gestärkt werden», sagte Kapitalmarktexperte Viñals.


Fortschritte und positive Entwicklungen
Es gebe aber durchaus Fortschritte und positive Entwicklungen: Von den geschätzten 2,2 Billionen Dollar (1,62 Billionen Euro) Abschreibungen und Verlusten für den globalen Finanzsektor seit Beginn der Krise seien inzwischen Dreiviertel realisiert. Die «entschlossenen Massnahmen» europäischer Regierungen hätten Risiken verringert. Dennoch: «Das Vertrauen ist noch nicht vollständig zurückgekehrt», mahnte Viñals. Deshalb blieben Finanzmärkte anfällig für negative Überraschungen und könnten deshalb auch wieder schnell in einen «Krisenmodus» zurückkehren. Der Fonds begrüsste die verschärften Eigenkapitalregeln für Banken («Basel III»), hält sie alleine aber für nicht ausreichend. Zwar seien sie ein «erheblicher Fortschritt» auf dem Wege zu robusteren Standards für Bankenkapital und Liquidität. Allerdings fehle noch immer eine «breite Reformagenda», die auch auf Gefahren für das gesamte Finanzsystem etwa durch einzelne Unternehmen ziele, deren Zusammenbruch zu einer verheerenden Kettenreaktion führen könnte. «Hier muss mehr geschehen», forderte Experte Viñals.


Ausstieg aus Konjunkturhilfen nicht um jeden Preis
Daneben rät der IWF Staaten, Ausstiege aus staatlichen Hilfsprogrammen für den Finanzsektor und die Konjunktur vom Stand der Wirtschaftserholung abhängig zu machen. Zentralbanken und Regierung sollten gegenüber weiteren Hilfen offen sein. Zwar müssten die Staatsfinanzen wieder in Ordnung gebracht werden. Allerdings müssten die jeweiligen Umstände eines Landes berücksichtigt und, wo nötig, Strukturreformen für mehr Wachstum eingeleitet werden. Mit Blick auf die in jüngster Vergangenheit starken Kapitalflüsse in Schwellenländer sagte José Viñals, der IWF erkenne noch keine Blasenbildung, sehe aber bestimmte «Brennpunkte». Die politisch Verantwortlichen in diesen Staaten rief er auf, sich auf die Herausforderungen einzustellen, die «erhebliche und möglicherweise schwankende Zuflüsse von Kapital» mit sich brächten. (awp/mc/ps/22)

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