IWF hält Verluste von 4 Billionen Dollar für möglich
Das ist beinahe doppelt so viel wie bislang angenommen. Zwei Drittel davon entfielen auf Banken, heisst es im jüngsten IWF-Bericht zur Finanzmarkt-Stabilität. Der Rest treffe Versicherer und Pensionsfonds. Diese Schätzungen umfassen laut IWF problematische Vermögenswerte aus den USA, Europa und Japan. Die Verluste alleine durch US-Papiere und Kredite bezifferte der Weltwährungsfonds auf 2,7 Billionen Dollar, rund 500 Milliarden mehr als noch im Januar. Ramschpapiere und faule Darlehen aus Europa machen demnach voraussichtlich Abschreibungen in Höhe von 1,2 Billionen Dollar nötig. Japan komme mit Vermögenswerten in Höhe von 149 Milliarden Dollar dazu.
Ein Drittel der Verluste bereits abgeschrieben
Etwa ein Drittel der auf 4,1 Billionen Dollar geschätzten Verlusten sei bereits abgeschrieben, der Rest stehe noch aus, sagte der Chef der IWF-Kapitalmarktabteilung, José Viñals. Der US-Markt sei weiter fortgeschritten als der europäische, weil die Krise in den USA begonnen habe. Sollte die wirtschaftliche Erholung besser vorankommen als erwartet, könnte sich die Zahl aber als zu hoch erweisen. Viñals betonte, dass die bislang unternommenen «beispiellosen Schritte» im Kampf gegen die Krise «allmählich beginnen, das Vertrauen wiederherzustellen». Allerdings seine weitere «entschlossene» Massnahmen nötig, um die Unsicherheit in den Finanzmärkten zu tilgen. Dazu zählt der IWF indes auch eine vorübergehende Verstaatlichung von Banken, wo dies nötig und sinnvoll ist. «Es gibt einige positive Neuigkeiten. Aber wir sind noch nicht über den Berg», bilanzierte IWF-Ökonom Jan Brockmeijer.
Gefahr ausufernder Staatsverschuldung
Solange die Bilanzen der Banken nicht von Problem-Papieren befreit werden und dies nicht, wo nötig, durch Umstrukturierungen und frisches Kapital begleitet wird, werden die Probleme der Banken die Wirtschaft weiter belasten, heisst es in der Studie. Zugleich warnte der Weltwährungsfonds aber vor einer ausufernder Staatsverschuldung durch Massnahmen im Kampf gegen die Finanz- und Wirtschaftskrise.
Aber auch wenn notwendige Schritte schnell und wirksam umgesetzt werden, erwartet der Fonds nur eine allmähliche Erholung. Der begonnene Prozess des Schuldenabbaus werde «langsam und schmerzhaft, prognostiziert der Weltwährungsfonds. Der Zuwachs bei der Kreditvergabe in den USA, Grossbritannien und der Eurozone werde in der Folge auf kurze schrumpfen, eventuell sogar negativ werden und sich voraussichtlich erst in einigen Jahren erholen.
2010 soll es wieder aufwärtsgehen
IWF und Weltbank kommen an diesem Wochenende zu ihrer traditionellen Frühjahrstagung zusammen. An diesem Mittwoch legt der Weltwährungsfonds Einzelheiten zu seinem jüngsten globalen Konjunkturausblick vor. Der IWF rechnet damit, dass die Weltwirtschaft dieses Jahr zum ersten Mal seit 60 Jahren schrumpfen wird. Der Fonds rechnet mit einem Minus zwischen 0,5 und einem Prozent. Für die Eurozone wird Einbruch um 3,2 Prozent erwartet, in den USA um 2,6 Prozent. Allerdings soll es 2010 schon wieder aufwärtsgehen: Für das kommende Jahr sagt der Weltwährungsfonds ein globales Plus zwischen 1,5 und 2,5 Prozent voraus. (awp/mc/pg/27)