Die Wachstumprognosen blieben weitgehend unverändert, teilte der IWF am Mittwoch in seinem «World Economic Outlook» mit. Allerdings sieht der IWF insgesamt mehr Risiken als Chancen, wobei die Abwärtsrisiken sogar noch zunehmen würden. Die Weltwirtschaft werde in diesem und im kommenden Jahr um je 4,3 Prozent zulegen.
Hauptrisiko Ölpreis
Hauptrisiko ist laut IWF der Ölpreis. Nach der unerwartet hohen Nachfrage gebe es jetzt auch Angebotsengpässe. Es sei wichtig, dass die Markt- und Preismechanismen nicht durch staatliche Eingriffe – etwa über Steuern – verzerrt würden. Das Wachstum der ärmsten Länder sei trotz der hohen Ölpreise «erstaunlich robust». Der Ölpreisanstieg habe die globalen Ungleichgewichte, die ein weiteres Konjunkturrisiko seien, noch verstärkt. Eine Folge könnte wachsender Protektionismus sein.
Konjunkturelle Überhitzung in China
Neben Ölpreis, Ungleichgewichten und den weiter hohen US-Defiziten könnten schlechtere Finanzierungsbedingungen ein weiteres «ernstzunehmendes» Problem werden, hiess es. In China bestehe zudem die Ge fahr einer konjunkturellen Überhitzung. Für China erwartet der IWF ein Wirtschaftswachstum im Jahr 2005 von 9,0 Prozent und im kommenden Jahr von 8,2 Prozent.
Fragile Eurozone
In der Eurozone hingegen sei die wirtschaftliche Erholung fragil. Für Deutschland nahm der IWF die Konjunkturerwartungen für 2006 zurück. Der IWF erwartet in Deutschland für das laufende Jahr ein Wirtschaftswachstum von weiter 0,8 Prozent und im kommenden Jahr von nur noch 1,2 Prozent. In der Eurozone werde das Wirtschaftswachstum im Jahr 2005 bei 1,2 Prozent und im kommenden Jahr bei 1,8 Prozent liegen. In Japan werde das Wachstum sowohl im laufenden und im kommenden Jahr bei 2,0 Prozent liegen.
Dämpfung durch Katrina
Der Hurrikan «Katrina» werde die US-Wirtschaft im dritten und vierten Quartel diesen Jahres dämpfen, heisst es. Im Jahr 2006 werde es dann aber belebende Effekte geben. Die US-Wirtschaft werde 2005 um 3,5 und 2006 um 3,3 Prozent wachsen. Insgesamt seien die Auswirkungen von «Katrina» verkraftbar. Es bestehe aber die Gefahr, dass das Vertrauen der Verbraucher beeinträchtigt werden könnte.
Gefahr durch wenig Ersparnisse
Das hohe US-Leistungsbilanzdefizit wird in diesem Jahr nach Meinung des IWF weiter steigen. Ohne substanzielle reale Abwertung des Dollar und bei nur moderater Haushaltskonsolidierung werde sich das Minus bis zum Ende des Jahrzehnts nur wenig verringern. Die historisch niedrige Ersparnis der Privathaushalte zusammen mit dem Immobilienboom könnte sich als grosse Gefahr erweisen. Die geplante Konsolidierung des US-Budgets erachte der IWF als wenig ehrgeizig und mit hohen Risiken verbunden.
Positive Yuan-Aufwertung
Die Aufwertung der chinesischen Währung Yuan zum amerikanischen Dollar ist aus Sicht des IWF ein «wichtiges Signal in die richtige Richtung». Die Aufwertung um nur 2,1 Prozent sei aber «sehr bescheiden». Wichtig sei, dass der Wechsel sowohl beim Währungskorb als auch bei der Bandbreite weitere Anpassungen ermögliche . (awp/mc/as)