IWF lobt US-Rettungspaket für Finanzbranche

«Wir gehen durch einen bitter nötigen Heilungsprozess, bei dem gleichzeitig das Finanzsystem verkleinert wird.» Nach tagelangem Ringen hatten sich am Sonntag Demokraten und Republikaner im US-Kongress auf das 700 Milliarden Dollar schwere Rettungsprogramm der Regierung geeinigt.


Schärfere Regulierung erwartet
Caruana rechnet dem Bericht zufolge künftig mit einer schärferen Regulierung der Banken. Eine internationale Bankenaufsicht sei daher unverzichtbar. Gerade in Europa «mit seinem einheitlichen Binnenmarkt ist das in jedem Fall ein Muss», sagte der IWF-Experte. Zinssenkungen der Notenbanken hält er dagegen nicht für notwendig, da sie die Krise nicht lösen könnten. Das Verbot von Börsenwetten auf fallende Kurse in den USA, Grossbritannien und Deutschland bezeichnet er nach Angaben der Zeitung als vorübergehende Lösung, die die Regierungen später zurücknehmen werden. Die sogenannten Leerverkäufe seien grundsätzlich positiv, da sie dem Markt Liquidität gäben.


IWF bietet sich als weltweiter Regulierer an
Der IWF hat sich als Normengeber und Kontrolleur der krisenhaften Weltfinanzmärkte angeboten. «Wir sind in der Lage, den Kompromiss und das Allgemeininteresse zu definieren und zu garantieren», sagte IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn der Pariser Sonntagszeitung «Le Journal du Dimanche». Die Demokratie erfordere zwar, dass jedes Land sein eigenes Gesetz beschliesse. «Aber die allgemeinen Regeln müssen universell gelten, denn das Finanzsystem ist globalisiert.»


Krisenwarnungen des IWF ignoriert
Die Regierungen hätten die Krisenwarnungen des IWF ignoriert. Nach langer Weigerung würden sich jetzt auch die USA und China der Bewertung der Finanzstabilität durch den IWF unterwerfen, sagte Strauss-Kahn. «Das ist ein Zeichen.» Der Währungsfonds sei 1944 «als eine Art weltweiter Öffentlicher Dienst geschaffen» worden, um die Anarchie auf dem Währungsmarkt zu beenden. «Heute müssen wir uns zusätzlich der Finanzmarktanarchie stellen – der Undurchsichtigkeit, Gier und Verantwortungslosigkeit eines Systems, das seinen Bezug zur realen Wirtschaft verloren hat».


Rettungsplan ein «erster Akt»
Die Realwirtschaft wird laut Strauss-Kahn wegen des Bankenkrachs nicht zusammenbrechen. «Die Zentralbanken schaffen es, die Finanzkrise zu meistern.» Der 700-Milliarden-Dollar-Plan der USA sei richtig, könne aber nur «der erste Akt» sein. Anschliessend müsse das System reguliert werden, um eine Wiederholung solcher Krisen zu vermeiden. Dabei sei die Entlohnung der Finanzmarktakteure keine Randfrage. «Wer die Gewinne der Financiers kontrolliert, der kontrolliert auch das Finanzsystem.» Das sei kein moralisches Problem, sondern ein ideologisches, sagte der frühere französische Wirtschafts- und Finanzminister. (awp/mc/ps/05)

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