IWF: Mittelost und Nordafrika wächst 2010 deutlich stärker als Europa

von Gérard Al-Fil
Im laufenden Jahr 2009 dürfte das Wachstum in den MENAP bei 2,2 Prozent liegen, schätzt der Internationale Währungsfonds (IWF). Zwar habe der Verfall der Ölpreise Ende 2008, Anfang 2009 die ölexportierenden MENAP-Länder hart getroffen, deren Leistungsbilanzüberschüsse von 380 Mrd. Dollar in 2008 auf 50 Mrd. Dollar in 2009 fallen dürften. «Die arabischen Golfstaaten handelten aber richtig, indem sie trotz der Energiepreis-Baisse ihre expansive Fiskalpolitik fortsetzten und so eine hartnäckige Rezession wie in Europa verhindert haben», sagt Masood Ahmed, Direktor Mittlerer Osten und Zentral-Asien beim IWF in Washington. 


Ölpreis in 2010 bei 76 Dollar
Diskretionäre Staatsmassnahmen seien aber weiter notwendig, so Ahmed, damit die Länder des MENAP auf einen stabilen Wachstumspfad zurückkehren könnten. Inflationäre Tendenzen sehe er bis anhin keine, dies auch, weil die globale Nachfrage nach Erdöl von derzeit 83 Mio. Fass pro Tag (2009) auf 84 Mio. Fass pro Tag in 2010 nur minimal anstegen dürfte. So rechnet der IWF mit einem Rohölpreis von durchschnittlich 76,5 Dollar pro Barrel im kommenden Jahr. Saudiarabien, der einzige Nahostmitgliedsstaat innerhalb der G20, dürfte aufgrund steigender Ölpreise Zugpferg in der arabischen Golfregion bleiben, deren Bruttoinlandsprodukt 2010 sogar um 5 Prozent wachsen wird, wie der IWF schätzt.

 

Mehr Integration in die Finanzmärkte gefordert
Alle Staaten des MENAP müssten aber ihre Finanzierungsquellen diversifizieren, um für wirtschaftliche Einbrüche in der Zukunft gewappnet zu sein. Insbesondere der Anleihemarkt entwickele sich selbst in den wohlhabenden Golfstaaten nur langsam, bemängelt der IWF. Ausserdem: «Die geringe Integration in die Weltwirtschaft der Nicht-Ölexportstaaten wie Syrien, Marokko, Tunesien oder Jordanien ist ein zweiseitiges Schwert. Einerseits waren diese Länder von der Finanzkrise weniger stark betroffen. Andererseits werden sie nicht in dem Masse von der globalen Erholung wie die GCC-Staaten (Saudiarabien, Kuwait, Bahrain, Katar, VAE und Oman), die ihre Kapitalmärkte zaghaft, aber konstant öffneten.»  


Globale Rolle
Von der Erholung des GCC profitieren sowohl westliche Staaten, weil arabische Staatsfonds dann expansiver investieren könnten (beispielse stiegen während der Finanzkrise der Staatsfonds von Katar bei der Credit Suisse ein, jener von Abu Dhabi und Dubai bei der Daimler AG bzw. beim Luft- und Raumfahrtkonzern EADS) als auch Schwellenländer in Asien «Indiens Wirtschaftsleistung basiert zu 3 Prozent auf Kapitalüberweisungen aus dem Ausland», weiss IWF-Direktor Ahmed, der aus Pakistan stammt. In den meisten arabischen Golfstaaten stellen indische Gastarbeiter die Bevölkerungsmehrheit. Weitere Länder, die bedeutende Arbeitnehmerkontingente in den Golfstaaten stellen, sind die Philippen, Nepal, Bangladesch und Myannmar.
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