IWF will weniger Einfluss für Ratingagenturen

Dies heisst es in einer am Mittwoch veröffentlichten Studie des Internationalen Währungsfonds (IWF) zur Rolle der Agenturen bei der Benotung der Kreditwürdigkeit von Ländern. «Die Politik solle auf die Abschaffung von Regeln und Regularien hinarbeiten, die Kauf- oder Verkaufsentscheidungen starr an Ratings binden», fordern die Experten des Fonds. Privaten Investoren und Geldmanagern sollte überdies davon abgeraten werden, den Bewertungen «mechanisch» zu folgen, heisst es in vorab veröffentlichten Auszügen des IWF-Berichts zur Stabilität der globalen Finanzmärkte. Der Report wird kommende Woche zur Jahrestagung von Weltwährungsfonds und Weltbank in Washington komplett vorgestellt.


Rating-Urteile nicht als einziges Werkzeug  
«Das Urteil von Ratingagenturen solle nur eines von mehreren Instrumenten sein, wenn es um die Bewertung von Kreditwürdigkeit geht», sagte IWF-Ökonom John Kiff. «Es sollte nicht das einzige Werkzeug sein.» Neben einer verstärkten Aufsicht über die Agenturen sei auch notwendig, dass Investoren und Institutionen nicht mehr vorgeschrieben werde, sich auf sie zu verlassen, sagte die Chefin der IWF-Analyseabteilung zur Stabilität der Finanzmärkte, Laura Kordes. Der Weltwährungsfonds unterstreicht indes, dass die Bewertungen der Agenturen nicht an sich problematisch seien. «Bilanzierend kann man sagen, dass die Ratingagenturen einen recht guten Job gemacht haben», sagte Ökonom Kiff. Allerdings hätten sie zur Instabilität des Finanzsystems beigetragen, weil Politik und Investoren automatisch den Benotungen gefolgt seien.


Risiken hochkomplexer Finanzprodukte unterschätzt
Ratingagenturen beurteilen Kreditwürdigkeit von grossen Schuldnern wie Staaten und Unternehmen. Die Benotungen werden von Regierungen, Zentralbanken, Banken, Versicherern oder Rentenfonds genutzt. Den Agenturen wird vorgeworfen, vor der Finanzkrise nicht nur die Risiken hochkomplexer Finanzprodukte unterschätzt, sondern jüngst auch die Kreditkosten von Euro-Schuldnerländern wie Griechenland, Spanien und Portugal immens in die Höhe getrieben zu haben.


Risikoaufschläge für Portugal und Irland erhöht
Die prekäre Finanzlage von Irland und Portugal hatte erst in den vergangenen Tagen die Risikoaufschläge für Staatsanleihen der beiden Euro-Länder auf Rekordhöhen getrieben. Händler begründeten die Entwicklung vor allem mit der Sorge, führende Ratingagenturen könnten die Kreditwürdigkeit der Länder weiter herabstufen. Im Sommer waren griechische Anleihen von mehreren Agenturen auf «Ramschstatus» herabgestuft worden, was heftige Turbulenzen an den Kapitalmärkten auslöste, die Athen an den Rand des Staatsbankrotts brachten und heftigste Euro-Schwankungen auslösten. Die EU und der IWF mussten mit einem Rettungspaket einspringen. (awp/mc/ps/27)

Exit mobile version