IWH: Preisschub und Finanzmarktkrise bremsen Aufschwung weltweit

Zugleich seien die Kapitalmarktzinsen in den USA und in Europa deutlich gestiegen, denn der weltweite Anstieg der Preise für Energie, aber auch für Industrierohstoffe und Lebensmittel habe die Inflationserwartungen steigen lassen, schreibt das IWH in einer Mitteilung vom Mittwoch.


Straffere Geldpolitik
Als Reaktion auf den Anstieg der Inflationserwartungen zeichne sich in einigen entwickelten Volkswirtschaften wie im Euroraum eine vorsichtige Straffung der Geldpolitik ab. Dabei sei die Krise des Finanzsektors in den USA und in Westeuropa noch nicht ausgestanden. Nach wie vor müsse dort mit fortgesetzten Konsolidierungsmassnahmen gerechnet werden. Auch deshalb verlangsame sich die Expansion von Produktion und die Nachfrage in den entwickelten Ländern im Sommer 2008, so das IWH.


USA: Talsohle bald durchschritten?
Andererseits stünden die Chancen gut, dass der konjunkturelle Tiefpunkt in den USA auch aufgrund des dortigen massiven finanzpolitischen Impulses bald durchschritten werde. Zudem werde die Weltwirtschaft durch die nach wie vor hohe Wachstumsdynamik in vielen Schwellenländern gestützt. Allerdings sei erst für das zweite Halbjahr 2009 damit zu rechnen, dass die entwickelten Volkswirtschaften wieder so schnell expandiere wie im langfristigen Trend. Überhitzungstendenzen seien zudem in vielen Schwellenländern ein erheblicher Risikofaktor für die Weltwirtschaft als Ganzes, weil sie vielerorts wirtschaftspolitisch noch verschärft würden.


Deutsche Wirtschaft in konjunkturellen Delle
Laut IWH befindet sich die deutsche Wirtschaft im Sommer 2008 in einer konjunkturellen Delle. Die Impulse aus dem Ausland liessen nach, und die Unternehmen würden nach dem Investitionsschub in den vergangenen beiden Jahren mit der Aufstockung ihrer Investitionsbudgets abwarten, bis die Ölpreis-Hausse abebbe und sich die Aussichten auf expandierende Märkte und Gewinne wieder aufhellen würden. Auch sei die Schwachstelle im Übertragungsmechanismus der konjunkturellen Impulse nicht überwunden: Der private Konsum komme nicht in Fahrt, und das trotz hoher Beschäftigungszuwächse und inzwischen auch anziehender Löhne.


Hürde Preisschub
Eine neue Hürde verhindere zudem das für die Spätphase des Aufschwungs typische Aufschliessen der Konsumnachfrage der privaten Haushalte in den Kreis der Konjunkturtreiber: der Preisschub für Verbrauchsgüter, insbesondere für Kraftstoffe, Energie und Nahrungsmittel. In der Folge würden die Realeinkommen kaum steigen, da die Verdienst- und anderen Einkommenszuwächse durch diese Teuerungswelle grösstenteils kompensiert würden.


Noch keine Preis-Lohn-Spirale in Deutschland
Für ein erneutes Anziehen der Konjunktur in Deutschland im späteren Verlauf dieses Jahres und im kommenden Jahr würden vor allem die weiterhin kräftige Ausweitung der Absatzmärkte für deutsche Produkte in den Schwellenländern sprechen sowie die langsame Überwindung der Schwächephase der US-Wirtschaft und die Erhaltung der preislichen Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft trotz deutlich gestiegener Lohnabschlüsse. Eine Wiederbelebung der inländischen Auftriebskräfte werde allerdings wesentlich davon abhängen, ob es der Europäischen Zentralbank gelinge, die Inflation im Euroraum zu bannen. Die Lohnabschlüsse in Deutschland deuteten bislang nicht auf das Ingangsetzen einer Preis-Lohn-Spirale hin.


BIP-Wachstum von 1,3 Prozent erwartet
So rechnet das IWH für das Jahr 2009 mit einer nach wie vor hohen konjunkturellen Dynamik. Wegen der geringeren Zahl an Arbeitstagen fällt die jahresdurchschnittliche Zuwachsrate des Bruttoinlandsprodukts mit 1,3% jedoch deutlich niedriger aus als für 2008. Für dieses Jahr hebt das IWH die Jahresprognose wegen des überraschend kräftigen Wachstumsverlaufs im ersten Quartal auf 2,3% an. Der Beschäftigungsaufbau wird im späteren Jahresverlauf zum Erliegen kommen. Gefahren für den Beschäftigungsstand birgt die diskutierte flächendeckende Einführung von hohen Mindestlöhnen. (mc/ps)

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