J.-P. Hunziker, SZKB: «Eine solche Kooperation bedarf eines speziellen Dialogs»
Die kleine Schwyzer Kantonalbank (SZKB) und die grosse Vanguard kooperieren in der Schweiz für den Vertrieb von Index-Fonds. Somit werden diese Produkte für die Schweizer Retail-Kunden erstmals zugänglich. Im Moneycab Interview erklärt Jean-Pierre Hunziker, Direktor des Bereichs Anlagekunden bei der SZKB, wie es zu dieser Kooperation kam.
Von Helmuth Fuchs
Moneycab: Herr Hunziker, mit dem Kanton Schwyz verbindet man vieles, kaum aber Innovation im Bankengeschäft. Jetzt bringen die Schwyzer Kantonalbank (SZKB) als erste Bank Vanguard-Fonds für Retailkunden. Ein altes Sprichwort besagt «wenn es dem Esel zu wohl ist geht er auf’s Eis». Ist diese Zusammenarbeit mit Vanguard ein Tanz auf dem Eis oder Bestandteil einer Strategie zur Erschliessung von neuen Segmenten für die SZKB?
Jean-Pierre Hunziker: Die Strategie der SZKB enthält die Aussage, mit gezielten Kooperationen die Attraktivität der Bank im Interesse der Kunden zu erhöhen. Wir sind überzeugt, dass die Fokussierung der eigenen Aktivität auf die Kundenbindung am sinnvollsten ist. Aus diesem Grunde ist die SZKB bestrebt, im Bereiche der Produktion von effizienten und erfolgreichen Anlageprodukten mit ausgewiesenen und erfahrenen professionellen Dritten zusammenzu arbeiten. Für die Umsetzung dieser Strategie hat die SZKB klare Vorstellungen und Absichten. Aus diesem Grunde ist die Kooperation mit Vanguard ein logischer und im Interesse der Kunden vielleicht sogar nötiger Schritt. Vanguard erfüllt als strategischer Kooperationspartner alle Anforderungen bezüglich Qualität und Kontinuität der eigenen Geschäftsaktivität und verfügt zudem über eine hervorragende Produktepalette.
«Vanguard erfüllt als strategischer Kooperationspartner alle Anforderungen bezüglich Qualität und Kontinuität der eigenen Geschäftsaktivität und verfügt zudem über eine hervorragende Produktepalette» Jean-Pierre Hunziker, Direktor des Bereichs Anlagekunden bei der SZKB
Vanguard ist einer der bekanntesten Fonds-Anbieter in den USA und legt mit dem Equity-Index-Fond den weltweit grössten Fond auf. Wie kommt die kleine SZKB zur Zusammenarbeit mit dem Riesen aus den USA?
Die aktuell bekannt gegebene Kooperation zwischen SZKB und Vanguard ist das Ergebnis einer langen und intensiven Vorbereitung von einzelnen Schlüsselpersonen beider Unternehmen. Auf Grund der sehr vorsichtigen und präzisen Vorgehensweise von Vanguard kann eine solche Kooperation nicht wie ein normales Tagesgeschäft initiiert werden, sondern bedarf eines speziellen Dialoges. Zudem gilt es zu berücksichtigen, dass Vanguard in der Regel Vertretungs- und Vertriebsvereinbarungen mit Banken nur selten eingeht. Der persönliche Einsatz in diesem Geschäft ist entscheidend. Dabei hat die SZKB die Initiative ergriffen und ist auf Vanguard zugegangen.
Wieso sind die Funds in Irland domiziliert und welche speziellen Risiken ergeben sich für Schweizer Anleger bei Anlagen in ausländische Fonds?
Die Anlagefonds sind nach den EU-Vorschriften (sog. UCITS) in Irland registriert. Zusätzlich haben die Fonds den regulatorischen Anforderungen der Eidgenössischen Bankenkommission (EBK) an ausländische Anlagefonds zu genügen. Beide Voraussetzungen sind erfüllt. Die IFSRA in Dublin und die EBK in Bern haben die Fonds zum öffentlichen Vertrieb in Europa resp. der Schweiz zugelassen. Es ergeben sich deshalb für den Schweizer Anleger aus rechtlichen Gründen keine speziellen Risiken.
Welche Umsatzziele haben sich gesetzt mit den neuen Fonds-Produkten und für welche Kunden sind die Produkte geeignet?
Die 11 nun registrierten Anlagefonds können von allen Schweizer Anlegern, seien dies private oder institutionelle Anleger, erworben werden. Wichtig ist dabei der langfristige Aspekt der Investition: Die Index-Fonds sind nicht als kurzfristige Engagements (zum Beispiel aus Tradingaspekten) gedacht und sollten eher im Sinne einer Buy-and-Hold-Strategie erworben werden. Die Fonds sind ideale Bausteine für den notwendigen Kern eines jeden soliden Portfolios. Die hohe Transparenz und die geringen Kosten machen sie fast unverzichtbar für diesen Einsatz.
Umsatzziele werden nicht kommuniziert.
In die Vanguard Fonds können Kunden auch direkt investieren. Was ist der Vorteil, wenn sie das bei der SZKB tun und welche preislichen Unterschiede ergeben sich daraus?
Der Vorteil einer lokalen Bankbeziehung im Rahmen der Anlagetätigkeit wird durch die verschiedenen Zusatzdienstleistungen, welche die SZKB als Universalbank ihren Kunden anbietet, klar ersichtlich. Es ist für einen Kunden bedeutend effizienter und einfacher, die Anlagen in Vanguard-Fonds bei der SZKB zu erwerben und zu halten als (unter Umständen in einer fremden Sprache) mit einer Institution im Ausland in Geschäftsbeziehung zu treten. Als rechtlicher Vertreter von Vanguard in der Schweiz wird die SZKB ohnehin für alle Belange, welche ein Anleger in diesen Fonds in der Schweiz haben könnte, der Ansprechpartner sein. Aus diesem Grunde ist die SZKB für die hiesigen Anleger automatisch die erste Wahl. Preisliche Differenzen (zum Beispiel bezüglich Inventarwert) gibt es keine.
Der Kanton Schwyz wird als Steuerparadies immer häufiger zum Wohnsitz internationaler Gesellschaften und Geschäftsleute. Erwachsen daraus der SZKB auch neue Geschäftsfelder und muss die SZKB sich dadurch auch vermehrt dem internationalen Bankengeschäft zuwenden?
Die Lancierung von ausländischen Anlagefonds durch die SZKB ist unabhängig von der steuerlichen Situation des Standortkantons. Die Art der Bankgeschäfte hat sich durch die erwähnten Personen nicht geändert.
Als Kantonalbank agiert die SZKB mit Staatsgarantie am Markt. Welche besonderen Massnahmen ergeben sich daraus vor allem auch für das Fondsgeschäft?
Für das indifferente Bankgeschäft und insbesondere das Fondsgeschäft hat die Staatsgarantie keine ausschlaggebende Bedeutung. Die Anlagen der Kunden in Wertpapiere befinden sich ja grundsätzlich nicht auf der Bilanz der SZKB. Aus diesem Grunde sind auch keine speziellen Massnahmen für das Fondsgeschäft notwendig.
Welche weiteren Innovationen können von der SZKB erwartet werden, oder ist die Zusammenarbeit mit Vanguard ein einzelnes Osterei?
Die Kooperation mit Vanguard ist weder ein Osterei noch ein Einzelfall. Der Zeitpunkt der Medienmitteilung ist zufälligerweise kurz vor die Ostern gefallen. Zudem kennt die SZKB noch eine Reihe von Kooperationen. Es ist auch denkbar, dass in Zukunft noch weitere Projekte mit Dritten realisiert werden.
Sie haben zwei Wünsche frei, wie sehen diese aus?
Glück und Gesundheit im Leben.