von Christa Spoerle
Herr Sanche, wie hat sich der Geschäftsgang bei Belimo seit dem Halbjahresbericht entwickelt?
Offiziell werden wir die Zahlen im März 2010 bekannt geben. Ich kann aber sagen, dass wir im 2. Halbjahr nicht schlechter liegen als im ersten Halbjahr. (Der Nettoumsatz sank von Januar bis Juni um 5% auf 190,1 Mio CHF, währungsbereinigt um 3,3%, der Reingewinn wurde mit 22,8 Mio CHF 3,1% höher ausgewiesen) .
Welche Regionen zeigen noch deutliche Schwächeneigungen, welche weisen schon bessere Tendenzen auf?
Im Vergleich zum Vorjahr sind Süd-, Osteuropa und Russland noch schwach. In Russland konnten wir nun aber eine leichte Erholung feststellen.
Hat sich die negative Entwicklung bei Luftanwendungen und die positive bei Wasseranwendungen fortgesetzt?
Unser Geschäft für Wasseranwendungen (Antriebe und Ventile) wächst weiterhin stärker als das Geschäft mit Luftanwendungen.
Also muss die im April angekündigte Kurzarbeit weiterhin nicht umgesetzt werden?
Bis jetzt mussten wir keine Kurzarbeit beanspruchen. Im Gegenteil, in der 2. Jahreshälfte wurden Überstunden aufgebaut und an mehreren Samstagen gearbeitet.
«Die Diskussion um Energie-Effizienz hält an und führt dazu, dass die technische Ausrüstung eines Gebäudes an Bedeutung gewinnt. Davon profitieren auch wir.»
Kann man also davon ausgehen, dass Belimo die Krise nahezu unbeschadet überstehen wird? Ist die stärkere Nachfrage nach Gebäudeautomation der wichtigste Grund dafür?
Wir müssen weiterhin wachsam bleiben, denn es gibt noch keine Anzeichnen, dass der Bau von Zweckgebäuden überall wieder anzieht. Glücklicherweise sind wir in allen Regionen gut vertreten. Die Entwicklung in starken Regionen gleicht diejenige in schwächeren Regionen aus. Die Diskussion um Energie-Effizienz hält an und führt dazu, dass die technische Ausrüstung eines Gebäudes an Bedeutung gewinnt. Davon profitieren auch wir.
Was sind die wichtigsten Störfaktoren?
Die reduzierte Bautätigkeit in Ländern, welche vor ein oder zwei Jahren noch Boomländer waren.
Konnten Sie denn von Konjunkturprogrammen profitieren und wo?
Es ist für uns nicht so einfach ersichtlich, ob ein Bau-/Renovationsprojekt mit Hilfe von Geldern aus Konjunkturprogrammen durchgezogen wird. Die Programme haben nicht einen eigentlichen Baumboom ausgelöst. Wir erwarten gewisse Effekte in den Vereinigten Staaten und Deutschland.
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Werden Sie weiterhin rund 6% des Umsatzes in Forschung und Entwicklung investieren?
Ja. Dieses Jahr liegen wir sogar leicht darüber und für nächstes Jahr haben wir den gleichen Anteil vorgesehen. Nur dank der Forschung und Entwicklung sind wir nächstes Jahr in der Lage, mit neuen und attraktiven Produkten auf den Markt zu kommen.
Wie zufrieden sind Sie mit Ihrer neuen Produktlinie im Bereich Luft?
Die neue Produktlinie ist vom Markt auf Anhieb gut aufgenommen worden und verkauft sich sehr gut.
Welches neue Produkt im Bereich Wasser würden Sie als erfolgsversprechendes bezeichnen?
Wir haben mehrere Eisen im Feuer. Wir sind laufend daran, unser Sortiment von Regel-Kugelhahnen zu erweitern. Wir haben ein 6-Weg-Ventil eingeführt, das bereits sehr gut verkauft wird. Wir arbeiten an einer Lösung, die eine Durchflussmessung beinhaltet. Diese ist die Grundlage für das Monitoring von Energie-Verbrauch.
«Wir wollen unsere Antriebe zu umfassenderen Antriebslösungen ausbauen. Wir können damit das weitere Wachstum der Belimo sicherstellen».
Belimo’s Erfolg wurde auch dem «mass customizing» zugeschrieben, hat sich das in der Krise bewährt, oder ist es da weniger gefragt?
Die Möglichkeit, die Produkte ohne viel Aufwand für Kundenbedürfnisse anzupassen, wird auch in der Krise von unseren Kunden sehr geschätzt.
Was erhoffen Sie sich in den kommenden Jahren, was sind Ihre wichtigsten Ziele?
Wir wollen unsere Antriebe zu umfassenderen Antriebslösungen ausbauen. Die Antriebslösungen müssen Sensoren, Logik und möglicherweise Ventile einbinden. Diese Lösungen sollen einen Beitrag dazu leisten, dass Heizungs-, Lüftungs- und Klimaanlagen bei höherem Komfort mit weniger Energie betrieben werden können. Wir können damit das weitere Wachstum der Belimo sicherstellen.
Herr Sanche, besten Dank für das Interview.
Zur Person:
Jacques Sanche, Dr. oec. HSG Jahrgang 1965, ist kanadisch-schweizerischer Doppelbürger: Seit August 2007 leitet er als CEO die Geschicke der Belimo Gruppe. Zuvor war er seit 2004 als Mitglied der Konzernleitung der WMH Walter Meier Holding CEO der WMH Tool Group, Chicago, tätig. Nach Beratertätigkeiten bei Information Management Group St. Gallen (1990-93) , Projektleiter der Diener AG, Embrach (1994/95) und Berater bei The Boston Consulting Group, München (1995-1997) amtete er als Geschäftsführer bei Stäfa Wirz Ventilatoren und Divisionsleiter bei Axair AG, Pfäffikon, ehe er die Funktion eines CEO bei der Oertli Service AG, Schwerzenbach und der Vescal AG, Vevey, antrat. Sanche ist zudem Mitglied des Verwaltungsrates der Stäfa Wirz Ventilator AG, Bern und der Diener AG, Embrach.
Zum Unternehmen:
Belimo entwickelt, produziert und vertreibt seit 1975 elektrische Stellantriebe für die Motorisierung von Stellgliedern in Heizungs-, Lüftungs- und Klimaanlagen. Die Gruppe erzielte 2008 einen Umsatz von CHF 404 Millionen und beschäftigt über 1100 Mitarbeitende.