Japans Industrieproduktion sinkt weiter

Für den laufenden März erwartet die Regierung jedoch einen leichten Produktionsanstieg um 2,9 Prozent, gefolgt von einem Anstieg um 3,1 Prozent im April.


Kein Ende der Krise in Sicht
«Die Phase der drastischen Produktionskürzungen dürfte langsam auslaufen», erklärte Martin Schulz, Ökonom beim Fujitsu Research Institute in Tokio. Hintergrund ist, dass Japans grosse Industrieunternehmen ihre Lagerbestände so schnell abgebaut haben wie noch nie. Doch ein Ende der Krise bedeutet dies für Japan nicht. Wegen der Rezession in den USA, Europa und der Talfahrt in China ist die Nachfrage nach japanischen Autos, Elektronikgeräten und anderen Exportgütern derart stark gesunken, dass Japans Exporte im Februar massiv um den Rekordwert von fast 50 Prozent eingebrochen sind.


Binnennachfrage liegt am Boden
Hinzu kommt, dass die Binnennachfrage am Boden liegt. Die Konzerne reagierten angesichts der schwersten Krise seit dem Zweiten Weltkrieg nach Ansicht von Experten zwar äusserst schnell und brutal: Ganze Unternehmensbereiche wurden stillgelegt oder verlagert, Fabriken geschlossen und zig Tausende von Arbeitern entlassen. Ein grosses Exportunternehmen nach dem anderen strich die Ertragserwartungen für das an diesem Dienstag auslaufende Geschäftsjahr zusammen, selbst der Vorzeigekonzern Toyota rechnet erstmals mit roten Zahlen.


Deflationsgefahr
Angesichts der deutlich gesunkenen Beschäftigung bedeuten die drastischen Einschnitte der Industrie jedoch einen schweren Dämpfer für die schwache Binnennachfrage, das Land steht erneut vor einer Deflation mit dauerhaft sinkenden Preisen. Gesamtwirtschaftlich sieht es für Japan denn auch weiterhin düster aus. Vor diesem Hintergrund arbeitet die Regierung von Ministerpräsident Taro Aso bereits an ihrem dritten Konjunkturpaket seit Oktober in Milliardenhöhe.


Unterhaus-Wahlen im Herbst
Dies ist für den unpopulären Aso zugleich die einzige Chance, Wähler zurückzugewinnen. Spätestens im Herbst stehen in Japan die Wahl zum Unterhaus des Parlaments an, bei der Asos Liberaldemokratischer Partei der Machtverlust droht. Bislang ist von den Konjunkturpaketen aber noch nicht viel beim Volk angekommen. Anders sieht es für die grossen Industriekonzerne aus: Sollte sich die Weltwirtschaft im Verlauf des Jahres zumindest langsam stabilisieren, könnten die Unternehmen wieder gut aufgestellt sein, so Schulz. In Reaktion auf die Krise nahmen sie deutliche Restrukturierungen vor und stellten ihre internationale Strategie auf ein neues Fundament. Zudem verfügen Japans Unternehmen weiterhin über grosse Barreserven. (awp/mc/ps/15)

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