Wie die Notenbank am frühen Dienstagmorgen mitteilte, sinkt der Leitzins von 0,1 Prozent auf eine Spanne zwischen null und 0,1 Prozent. Neben diesem als «symbolisch» geltenden Schritt wollen die Währungshüter zusätzliche Vermögenswerte verschiedener Art für rund fünf Billionen Yen (rund 43,5 Milliarden Euro) kaufen.
Yen nur kurzzeitig schwächer
Der starke Yen, einer der Hauptgründe für die weitere Lockerung, reagierte zum US-Dollar allerdings nur zeitweise schwächer. Bereits wenige Stunden nach der Zinssenkung kostete der Yen schon wieder mehr als vor dem überraschenden Schritt. Japans Finanzminister Yoshihiko Noda bekräftigte, man werde gegebenenfalls entschieden gegen den starken Yen vorgehen. Vor wenigen Wochen hatte Japan erstmals seit Jahren am Devisenmarkt interveniert, um die heimische Währung zu schwächen. Bislang konnte der Höhenflug des Yen aber nicht gestoppt werden.
US-Notenbank vor Lockerung
Dass der Dollar derzeit nicht nur zum Yen stark unter Druck steht, dürfte in erster Linie an der zugleich extrem expansiven Geldpolitik in den USA liegen. Jüngste Äusserungen aus den Reihen der US-Notenbank Fed deuten stark darauf hin, dass auch die amerikanischen Währungshüter ihre historisch beispiellos expansive Geldpolitik nochmals lockern werden. Erwartet wird, ähnlich wie in Japan, eine Ausweitung der Ankäufe von festverzinslichen Wertpapieren, insbesondere Staatsanleihen. Damit soll dem schwächelnden Wirtschaftsaufschwung unter die Arme gegriffen werden. Derartige Massnahmen konterkarieren jedoch die Effekte der japanischen Geldpolitik, da sie den Dollar tendenziell schwächen und damit den Yen festigen.
Kritik
Die Marschrichtung der japanischen und vor allem amerikanischen Geldpolitik stösst indes nicht auf ungeteilte Gegenliebe. Nach Einschätzung von Michael Heise, Chefvolkswirt der Allianz, birgt insbesondere die US-Geldpolitik grosse Gefahren. «Zum einen muss man sich fragen, ob eine zusätzliche Lockerung überhaupt noch wirkt», sagte Heise am Dienstag in Frankfurt. Darüber hinaus orientiere sich die Fed derzeit stark an kurzfristigen Faktoren, an deren Entwicklung sie ohnehin nichts ändern könne. «Eine derartige Geldpolitik kann Schwankungen letztlich verstärken, anstatt diesen entgegenzuwirken.»
Starker Yen
Als besorgniserregend bezeichnete Heise die aktuelle Diskussion um die Wechselkurse an den Devisenmärkten. «Die Weltgemeinschaft ist gut beraten, hier kooperative Lösungen zu finden.» Japan hatte sich mit der Schwächung seiner eigenen Währung teils harsche Kritik eingefangen. Mit am drastischsten hatte der brasilianische Finanzminister seine Einwände formuliert, als er vor gut einer Woche von einem «Währungskrieg» sprach. Heise sieht den Yen allerdings als Ausnahme, vor allem wegen seiner sehr starken Kursgewinne seit Mitte des Jahres. So hat der Yen zum Dollar seit Mai um etwa dreizehn Prozent aufgewertet. Dies bereitet vor allem der exportorientierten Wirtschaft Japans zusehends Kopfschmerzen.
Marktreaktionen
Nicht nur an den Devisenmärkten machte sich die Zinsentscheidung in Japan bemerkbar. Die Aktienmärkte reagierten mit deutlichen Kursaufschlägen, während die Renditen vieler Staatspapiere nachgaben. Die Ölmarkt reagierten positiv auf die Zinssenkung. Der Goldpreis stieg auf einen neuen Rekordwert von 1.332,05 Dollar je Feinunze (ca. 31 Gramm). (awp/mc/ps/02)