von Patrick Gunti
Moneycab: Herr Pasche, die Schweizer Uhrenhersteller haben letztes Jahr Uhren im Wert von 12,3 Mrd. Franken im Ausland abgesetzt. Das sind satte 11 % mehr als im Rekordjahr 2004. Wo liegen die Hauptgründe für das exzellente Resultat?
Jean-Daniel Pasche: Erstens hat unsere Branche von den guten Wirtschaftslagen auf den verschiedenen Märkten profitiert. Zweitens verfügen unsere Marken über attraktive Modelle, die die Erwartungen der Kunden erfüllen. Es genügt nicht, dass die Leute Geld haben. Sie müssen auch überzeugt werden, es für eine Schweizer Uhr ausgeben zu wollen. Da liegen die Anstrengungen der verschiedenen Marken.
Sie gingen für 2005 von einem Wachstum von 5 ? 6 % aus. Sind Sie von den Rekordzahlen nicht selber überrascht?
Doch, wir sind selber überrascht worden. Im August 2005 hatten wir unsere Prognosen auf 8 % erhöht. Eine Steigerung um 10,9 % haben wir aber nicht erwartet.
Wie sieht Ihre Prognose für das laufende Jahr aus?
Die positive Entwicklung wird nicht so gross sein wie im Jahr 2005. Wir erwarten aber ein Wachstum von 5 – 6 %.
«Die Leute müssen überzeugt werden, ihr Geld für eine Schweizer Uhr ausgeben zu wollen.» Jean Daniel Pasche, Präsident des Verbandes der Schweizerischen Uhrenindustrie
Luxusuhren waren besonders beliebt, aber wie sieht es im Bereich der Billiguhren aus?
Alle Bereiche, also auch Billiguhren, wachsen. Aber das Wachstum in den oberen Segmenten wie den Luxusuhren ist stärker.
Welches waren die wichtigsten Absatzmärkte?
Die Reihenfolge sieht wie folgt aus: An der Spitze liegen die Vereinigten Staaten, gefolgt von Hongkong, Japan, Italien und Frankreich. China hat mit 25,7 % die höchste Wachstumsrate gezeigt.
Gibt es auch Regionen, wo Sie mit den Absätzen nicht zufrieden sind?
Zufrieden sind wir mit allen Regionen. Wir sind uns aber bewusst, dass gewisse Regionen noch viel Potential beibehalten, so zum Beispiel Lateinamerika und Osteuropa.
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Mit dem Wohlstand wächst die Lust auf Luxus. So verwundert es nicht, dass China der Boom-Markt für die Uhrenindustrie ist. Von was für Wachstumsraten gehen Sie in China in den nächsten Jahren aus?
China ist schon heute der zehntgrösste Markt und weist seit ein paar Jahren Traumraten aus. Wir sind zuversichtlich, dass diese Entwicklung so weiter geht. Es gibt in China immer mehr Leute, die über ein gutes Salär verfügen, und sich Uhren leisten können.
Die breite Masse der Chinesen kann sich aber die teuren Luxusuhren nicht leisten, also stehen die Billiguhren im Fokus. Dort ist auch die heimische Konkurrenz für Schweizer Anbieter wie Swatch grösser. Wie sehen Sie die Entwicklung in diesem Bereich?
Es ist wahr, dass die Konkurrenz in diesem Bereich heftig ist. Trotzdem gibt es Platz auf den Märkten für Schweizer Billiguhren. Immer mehr Kunden möchten Swiss made Uhren erwerben.
«Es ist fast ein Luxus, dass wir all diese Leute hier in der Schweiz an zwei Orten begrüssen dürfen.» Jean Daniel Pasche, Präsident des Verbandes der Schweizerischen Uhrenindustrie
Vom 30. März bis zum 6. April geht die BaselWorld über die Bühne, die weltweit führende Uhren- und Schmuckmesse. Wie wichtig ist die Baselworld für die Schweizer Uhrenindustrie?
Die BaselWorld ist ebenso wie der «Salon International de la Haute Horlogerie» in Genf sehr wichtig. Die Messe gibt uns die Möglichkeit, die Neuheiten vorzustellen und die Kunden zu treffen. Die ganze Uhrenindustrie und die Fachpresse trifft sich während dieser 10 Tage in der Schweiz. Es wird sehr viel über die Schweizer Uhrenindustrie gesprochen, was wichtig ist. Die Kontakte helfen, unsere Marke weiter zu entwickeln.
Erwarten Sie neue Trends?
Ja, ich erwarte immer Neuheiten an den Messen. Ich weiss aber noch nicht welche.
Was ist Ihre Aufgabe an der BaselWorld?
Für unseren Verband und auch für mich sind diese Messen wertvoll. Wir nützen diese Gelegenheit, wichtige Akteure der Uhrenbranche aus der ganzen Welt zu treffen. Wir pflegen die Kontakte mit der Presse. Es ist fast ein Luxus, dass wir all diese Leute hier in der Schweiz an zwei Orten begrüssen dürfen. Und selbstverständlich beobachten wir auch Trends.
Herr Pasche, wir bedanken uns für das Interview.
Zur Person:
Jean-Daniel Pasche
Jahrgang 1956 von Servion (VD)
Doktor der Rechtswissenschaften, Universität Neuenburg
1982-1993 Eidg. Institut für Geistiges Eigentum als Anwalt, Leiter der Abteilung Handelsmarken und anschliessend als Vize-Direktor
1993-2002 Direktor des Verbands der Schweizerischen Uhrenindustrie FH
Seit 2002nbsp; & Präsident des Verbands der Schweizerischen Uhrenindustrie FH
Verband der Schweizerischen Uhrenindustrie FH:
Der Verband der Schweizerischen Uhrenindustrie FH, mit Hauptsitz in Biel, ist die führende Schweizer Uhren-Handelsorganisation. Der private Non-Profit-Verband repräsentiert mit mehr als 500 Mitgliedern über 90 Prozent der Schweizer Uhrenhersteller. Die Organisation trägt zur Entwicklung der Schweizer Uhrenindustrie bei, schafft dauerhafte Verbindungen unter den Mitgliedern und vertritt die gemeinsamen Interessen. Zudem vertritt der Verband die Uhrenindustrie gegenüber in- und ausländischen Behörden und Organisationen und wahrt die Interessen der Mitglieder sowohl in Gesetzgebungsprozessen als auch in internationalen Verhandlungen.
http://www.fhs.ch