Jean Keller, CEO 3A Investment Managers/Altin AG: «Schweizer Aktienmarkt legt 2007 noch 10 bis 15 Prozent zu»
Von Alexander Saheb
Moneycab: Das Jahr 2006 ist zu Ende und verdaut. War es ein Börsenjahr in dem Hedge Funds gute Bedingungen vorgefunden haben?
Jean Keller: Insgesamt war 2006 für die Hedge Fund Manager ein sehr gutes Jahr und eine deutliche Verbesserung gegenüber dem Jahr 2005. Trotz der Verluste im 2. Quartal werden viele Hedge Funds dieses Jahr mit zweistelligen Renditen abschliessen. ALTIN hat eine Jahresperformance von +16.2% des Nettoinventarwerts erzielt, während der Aktienpreis um +17.8% angestiegen ist. ALTIN hat das Jahr als bester Fonds unter den börsennotierten Fund of Hedge Funds in der Schweiz abgeschlossen.
«Wir bekommen 5% bei einer Wertsteigerung zwischen 0% und 12% sowie 10% bei einer Wertsteigerung zwischen 12% bis 20%, dagegen aber 0% bei einer Performance von über 20%.» Jean Keller, CEO 3A Investment Managers/Altin AG
Sie konnten den Aktienkurs bisher deutlich steigern. Andere Aktien, sogar von Industrieunternehmen, sind aber besser gelaufen. Steht nicht für Hedge Funds der Absolute Return-Ansatz im Vordergrund und hätten Sie nicht weiter vorn sein müssen?
Bei Absolut Return Strategien steht die Erzielung von absoluten positiven Renditen über einen längeren Zeitraum sowie die Vermeidung beziehungsweise die Reduktion der Verluste in Baissemärkten im Vordergrund. Seit der Auflegung vor 10 Jahren hat ALTIN nur einmal eine negative Jahresperformance erwirtschaftet (-1.45% im Jahre 2001). Mit einer annualisierten Rendite von +9.58% (in USD, per 31.10.06) hat ALTIN dieses Ziel mehr als erfüllt und die meisten traditionellen Anlageklassen während dieser Periode deutlich übertroffen. Wir sind davon überzeugt, dass ALTIN auch in Zukunft bei steigenden Märkten vorne dabei ist und das Verlustrisiko limitiert bleibt.
Sie sind mit rund 41,5 Prozent des Portfolios in Long-Short-Strategien investiert, setzen also auf steigende und fallende Kurse. Kann ihnen eine Seitwärtstendenz der Börsen da keinen Strich durch die Rechnung machen?
Gute Long/Short Manager sollten besonders in Seitwärtsmärkten Performance erzielen, da diese üblicherweise über ein grösseres Geschick bei der Titelauswahl verfügen. Das aktuelle starke Momentum bei den Aktienmärkten stellte in der Tat einen Vorteil für Long/Short Manager dar.
Mit rund 5 Prozent des Portfolios ergreifen Sie auch mal event driven kurzfristige Gelegenheiten. Sind das direkte Investments in kriselnde Firmen oder was muss man sich da vorstellen?
ALTIN tätigt keine Direktinvestitionen. Das Portfolio investiert in Single Hedge Fund Manager, die selbst Direktanlagen in Firmen tätigen. Event-Driven-Strategien beinhalten verschiedene Hedge Fund Kategorien, wie zum Beispiel Merger Arbitrage, Distressed Securities und Spezialsituationen. Es geht also nicht nur um notleidende Firmen. Wie der Name schon sagt, nehmen Event-Driven Hedge Fund Manager Positionen ein, die auf der Voraussage von soeben eingetretenen oder erwarteten Ereignissen basieren. Solche Ereignisse können Fusionen, Übernahmen, Konkurse, Restrukturierungen, Gewinnankündigungen, Firmenabspaltungen, Rechtsstreitigkeiten, Liquidationen, Reorganisationen, Kapitalstruktur-Arbitrage und anderes sein. Zudem können sich solche Ereignisse und Investitionen über einen längeren Zeitraum hinziehen und sind deshalb nicht notwendigerweise kurzfristiger Natur. Die Event-Driven Manager, in die das ALTIN-Portfolio investiert ist, sind hauptsächlich im M&A-Bereich tätig. Neben seiner 5%-igen Allokation in Event-Driven-Strategien, ist das Portfolio mit 8% in Kreditstrategien investiert, wobei die Hedge Fund Manager sich auf in Schwierigkeit geratene oder notleidende Firmen konzentrieren.
Ein grosser Teil ihrer Anlagefonds ist global ausgerichtet. Wie gut können Sie gezielt die Chancen wahrnehmen, die in den USA und Europa, aber auch den BRIC-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China) existieren?
Zurzeit ist das ALTIN-Portfolio mit etwa 54% in Single Hedge Funds mit einer globalen Ausrichtung investiert. Um jedoch von spezifischen Anlagechancen profitieren zu können, wird der Rest des Portfolios in Single Hedge Funds mit einem speziellen Fokus auf ein Land, Region oder ein Sektor angelegt. Es gibt zahlreiche Beispiele unseres opportunistischen Ansatzes, sowohl in geografischer als auch sektorspezifischer Hinsicht. Zum Beispiel haben wir das Thema Rohstoffe gespielt.
Sie erhalten eine Peformance-abhängige Managementgebühr. Diese beträgt 5 Prozent wenn der Nettoinventarwert weniger als 12 Prozent steigt und 10 Prozent wenn er zwischen 12 und 20 Prozent zulegt. Ist das nicht aussergewöhnlich viel im Vergleich zu anderen Fonds?
Lassen Sie uns einige klärende Worte zur Gebührenstruktur sagen. Wir erhalten eine Managementgebühr von 1.5% p.a. basierend auf der Marktkapitalisierung. Darüber hinaus erhalten wir eine Performancegebühr, die basierend auf der Wertsteigerung des Portfolios berechnet wird. Wir bekommen 5% bei einer Wertsteigerung zwischen 0% und 12% sowie 10% bei einer Wertsteigerung zwischen 12% bis 20%, dagegen aber 0% bei einer Performance von über 20%. Diese Gebührenstruktur hat den Vorteil, dass die Investoreninteressen mit jenen des Investmentmanagers in Einklang gebracht werden. Diese Gebührenstruktur ist kompetitiv und hat ALTIN-Investoren nicht davon abgehalten, Nettorenditen zu erzielen, die im ersten Quartil liegen.
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Sie investieren als Dachfonds in Hedgefonds. Diese erhalten von Ihnen Verwaltungsgebühren. Wäre es für Ihre Aktionäre nicht rentabler Sie würden mehr Direktinvestments machen?
ALTIN als geschlossener Fund of Hedge Funds, der als Beteiligungsgesellschaft organisiert ist, ist es nicht erlaubt, Direktinvestitionen zu tätigen. Funds of Hedge Funds sind Experten in der Auswahl und Überwachung von Hedge Funds. Investoren, die direkt in Single Hedge Funds investieren, würden das ganze Hedge Funds spezifische Risiko tragen.
«Wir favorisieren Novartis, Roche, UBS und Zurich Financial. Novartis ist gerade dabei, eine grosse Anzahl neuer Produkte mit grossem Verkaufspotenzial zu lancieren.»
Welche Bedeutung messen Sie den Theorien der Behavioral Finance, nach denen die Börsenkurse auch von der Psyche der Anleger und nicht nur durch ökonomischen Fundamentaldaten bestimmt werden, im Investmentprozess bei?
Behavioural Finance ist ein wichtiger Faktor geworden. Deshalb sind wir in erster Linie an Managern interessiert, die eine nachhaltige und glaubwürdige Performance aufweisen können, somit auch Faktoren betrachten, die vom Thema Behavioural Finance beeinflusst werden. Dieser Ansatz hat es uns erlaubt, in sehr unterschiedlichen Marktgegebenheiten gut abzuschneiden.
In welchen Sektoren oder Märkten sehen Sie die nächsten Gelegenheiten für Altin?
Grundsätzlich kann gesagt werden, dass unsere Vermögensallokation zu 80% «bottom-up» erfolgt. Aber wir legen natürlich auch aktiv in Strategien und Ländern an. Wir sehen weiteres Potenzial für Long/Short Equity und Event-Driven-Strategien, besonders in Europa, Asien und den Emerging Markets. Ebenfalls Chancen sehen wir auf der «Short»-Seite des Kreditmarktes. Da die Märkte die Wertpapiere nicht richtig bewerten und diese meistens von reichlicher Liquidität getragen werden, haben sich einige Manager positioniert, um von einer erwarteten Neubewertung des Marktes zu profitieren. Darüber hinaus sehen wir immer noch Potenzial bei den «Natural Resources». Aber in jedem Fall stellen wir sicher, dass das Portfolio zu jeder Zeit gut diversifiziert bleibt.
Glauben Sie dass in der Schweiz die jahrelange Hausse bald ein Ende hat?
Nein, wir denken, dass der Schweizer Aktienmarkt im 2007 noch ein Aufwärtspotenzial von 10% bis 15% hat. Der weltweite wirtschaftliche Ausblick bleibt freundlich und Aktien sind im Vergleich zu Anleihen sowohl auf absoluter wie auch relativer Basis günstig. Die Performance von Small & Mid Cap Firmen dürfte aufgrund der jetzigen Bewertung und der Gewinnverlangsamung weniger stark sein. Die Aktienauswahl wird entscheidend sein.
Wenn Sie im SMI frei wählen dürften, wen würden Sie kaufen?
Wir favorisieren Novartis, Roche, UBS und Zurich Financial. Novartis ist gerade dabei, eine grosse Anzahl neuer Produkte mit grossem Verkaufspotenzial zu lancieren. Die Anzahl von Produkten in der letzen Phase ist eine der grössten der Industrie. Wir sind der Meinung, dass die Märkte das Potenzial von der neuen Diagnostik- und Impfstoffabteilung völlig unterschätzen. Roche dürfte ihre Brutto- und Gewinnmarge mehr als erwartet steigern. Da wir positiv auf die Aktienmärkte sind, sind wir ebenfalls positiv auf UBS als einen der grössten Vermögensverwalter der Welt gestimmt. Die Profitabilität des europäischen und amerikanischen Netzwerks wird rasch wachsen, unterstützt durch selektive Akquisitionen, insbesondere in den USA. Ihre quartalsweisen Nettozuflüsse bleiben enorm stark. Zurich Financial ist nach wie vor sehr günstig und bemüht sich weiter, um ihre administrative Kosten zu senken und die Strukturen zu vereinfachen. Falls der Dollar den Abwärtstrend stoppt, ist Richemont mit ihren Luxusmarkenuhren immer noch interessant.
Was finden Sie an Ihrer Tätigkeit als Finanzinvestor besonders interessant?
Unsere Funktion beinhaltet viele interessante Aspekte: der Bedarf, ständig Anlageentscheidungen zu hinterfragen; die Gelegenheit, sich für eine grosse Vielfalt von Aspekten, angefangen von der Weltwirtschaft bis zu den einzelnen Strategien, interessieren zu können; sowie die intellektuelle Herausforderung, finanzielle und technische Anliegen zu verstehen. Einer der interessantesten Aspekte des Jobs ist es, sich mit Hedge Fonds Manager zu treffen und mit ihnen über ihre Marktmeinungen zu diskutieren.
Der Gesprächspartner
Bevor er im Februar 2005 zur 3A stiess, war Jean Keller während 11 Jahren in unterschiedlichen Funktionen bei der Lombard Odier Hentsch Gruppe in Genf, New York und London tätig, unter anderem als CEO der LODH Asset Management Ltd in London und Mitglied des Managementkomitees der LODH Gruppe. Von 1988 bis 1992 war er als Anlagemanager und -analyst bei der Baring Asset Management in London und Hong Kong tätig. Jean Keller schloss an der Genfer Universität im Fach Internationale Beziehungen ab und hält ein MBA mit Schwerpunkt Finance der Wharton School of Business der Universität von Pennsylvania.
Das Unternehmen
ALTIN AG als eine der führenden Beteiligungsgesellschaften in der Schweiz wurde im Dezember 1996 als geschlossener Fund of Hedge Funds gegründet. ALTIN AG ist sowohl an der Schweizer als auch Londoner Börse notiert. Das Multi-Strategie-Portfolio ist in über 40 verschiedene Single Hedge Funds der unterschiedlichen Hauptstrategien investiert. Die Vermögen werden sowohl in etablierte Blue Chip Manager als auch innovative, kleinere Hedge Funds mit Nischenstrategien angelegt. Gegen 60% der zugrunde liegenden Hedge Funds sind für neue Investoren geschlossen. ALTIN’s Ziel ist eine absolute annualisierte Rendite (in USD gerechnet) bei einer geringeren Volatilität als an den Aktienmärkten. ALTIN wird von 3A, dem alternativen Bereich der SYZ & CO Gruppe verwaltet.