Jelmoli-Präsident Fust: Verkauf an von Opel war Fehler

Dies sei rückblickend ein Fehler gewesen, sagte Fust der «NZZ am Sonntag». «Es ist in den letzten Monaten nicht in die Richtung gelaufen, die ich mir vorgestellt hatte. Aber wenn ich wieder in der gleichen Lage wäre und die gleichen Informationen hätte, würde ich erneut so entscheiden», sagte Fust.


Mehrheitseigner Georg von Opel
Fust hatte im Februar 2003 einen Anteil von 33% der Stimmen und 18,3% des Jelmoli-Kapitals an den Urenkel des deutschen Autopioniers Adam von Opel verkauft, weil er sich aus dem Unternehmen zurückziehen wollte. Dadurch stieg Georg von Opel zum Mehrheitseigner auf, der mittlerweile 54,9% der Stimmen kontrolliert. Fust hat noch 14,9% der Stimmen behalten.


Nicht die gleiche Vision
Mittlerweile haben sich die beiden auseinandergelebt. Streit habe man keinen. «Aber wir haben das Heu nicht auf der gleichen Bühne, wir haben nicht die gleiche Vision, was mit Jelmoli geschehen soll», sagte Fust. «Geteilter Meinung sind wir in der Frage, wie die frei werdenden Mittel bewirtschaftet werden sollen», sagte Fust. Aus dem mittlerweile geplatzten Immobilienverkauf an das Konsortium unter der israelischen Delek Global wären 3,4 Mrd CHF in die Kasse geflossen.


Massiver Interessenskonflikt
Von Opel hätte das Kapital in seine eigene Vermögensverwaltungsfirma GVO Asset Management einbringen wollen, sagte Fust: «Das war jedoch für die anderen Aktionäre nicht tragbar und wurde vom gesamten Verwaltungsrat abgelehnt. Es darf nicht sein, dass von Opel mit 26% des Kapitals über 100% des Vermögens bestimmen kann. Der Interessenskonflikt wäre massiv.»

Mit der Abwahl gedroht
Georg von Opel habe ihn aufgefordert, als Verwaltungsratspräsident zurückzutreten, sagte Fust weiter: «Er drohte mir mit der Abwahl, wenn ich seinem Wunsch nicht nachkommen würde.» Zudem habe von Opel vier weitere Verwaltungsräte aus ihren Ämtern gedrängt. «Weil von Opel die Stimmenmehrheit hat, ist es nicht sinnvoll, sich zu widersetzen. Nun haben mich die Inhaberaktionäre aber gebeten, für sie Einsitz in das oberste Gremium zu nehmen», sagte Fust.


Rücktritt vom Rücktritt
Der 65-Jährige hatte eigentlich seinen vorzeitigen Rücktritt auf die ausserordentliche Generalversammlung (GV) vom 7. Dezember angekündigt, vollzog dann aber vor einer Woche die Kehrtwende. Eine Gruppe von Minderheitsaktionären um die US-Investmentgesellschaft Franklin Templeton stellte Fust als ihren Kandidaten für die GV auf und machte damit seinen Rücktritt rückgängig.


Zwei unabhängige Gesellschaften
Er unterstütze den Vorschlag der Minderheitsaktionäre, aus Jelmoli zwei unabhängige Gesellschaften zu machen und beide an der Börse zu lassen, sagte Fust. «Wir können den Immobilienteil jederzeit an die Börse bringen und aus dem Rest eine zweite Firma formen. Alle Aktionäre würden dadurch gleich behandelt. Sie könnten entscheiden, welchen Teil sie behalten würden», sagte Fust.


Eine ganz normale Vermögensverwaltung
Niemand müsste Geld in von Opels Vehikel verwalten lassen, der das nicht wolle. «Wenn von Opel weitsichtig ist, wird er einlenken», sagte Fust. Nach der Abspaltung der Immobilien solle Jelmoli Investment eine ganz normale Vermögensverwaltung betreiben. Damit könne man mehr Rendite erwirtschaften als mit Immobilien. Fust will aber nach seiner Wahl nicht mehr lange bleiben: «Ich glaube, dass ich in zwei Jahren zurücktreten werde.» (awp/mc/ab)

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