Joseph Kaister, Leiter Akquisitions-Projekte B-Source

Von Helmuth Fuchs


Moneycab: Herr Kaister, eigentlich haben Sie sich nach einer erfolgreichen internationalen Karriere im Privatbankenbereich und zuletzt sechs Jahren als Leiter der Banking Operations bei B-Source auf einen neuen Lebensabschnitt als Privatperson gefreut. Was hat Sie bewogen, jetzt nochmals als Verantwortlicher für Akquisitionen bei B-Source aktiv zu werden?


Joseph M. Kaister: Es war für mich immer klar, dass ich in irgendeiner Form nach meiner geplanten Frühpensionierung im Markt noch aktiv bleiben würde. Sei dies nun als Berater im BPO Umfeld oder am CC Sourcing der Uni St. Gallen, jedoch zu einem reduzierten Volumen. Als mir unser CEO, Werner Hoppler offerierte für die B-Source weiterhin als Verantwortlicher für Akquisitionen tätig zu sein, war das für mich erstens eine Ehre und zweitens eine äusserst reizvolle Aufgabe.



«Die Schweiz ist das internationale Zentrum im Private Banking und dadurch ergibt sich für uns die Konzentration auf die Schweiz. Outsourcing Services in andern Ländern sind mit neuen regulatorischen Anforderungen verknüpft, die mit einem viel grösseren Aufwand verbunden sind.»
Joseph M. Kaister, Leiter Akquisitions-Projekte B-Source


Als erste sichtbare Resultate Ihrer Arbeit konnten die Übernahmen der Fin-Log im Juli 2009 und der Outline PWT im August 2009 vermeldet werden? Geht es in diesem Tempo weiter und in welchen Bereichen könnten Sie sich weitere Übernahmen vorstellen?


Nein, es geht nicht in diesem Tempo weiter. Wir haben keine «Hunter-Strategie». Es ist für uns und unsere neuen Kollegen in Fin-Log und in Outline wichtig, dass sie gut in die B-Source integriert werden. Für weitere Akquisitionen halten wir unsere Augen offen. Diese sind am Erfolg versprechendsten in den Bereichen, in denen wir bereits tätig sind und damit Economies of Scale , -Skills und Synergien erreicht werden können.


Heute erbringt die B-Source vor allem Back-Office Services aus der Schweiz für nationale und internationale Kunden. Gibt es hier eine Entwicklung hin zu Service-Center in anderen Ländern oder einer Ausweitung im Bereich der Front-Office-Anbieter?


Wir unterstützen unsere Kunden die ein zentralisiertes «Operating-Model» und eine Wachstumsstrategie verfolgen. Die Schweiz ist das internationale Zentrum im Private Banking und dadurch ergibt sich für uns die Konzentration auf die Schweiz. Outsourcing Services in andern Ländern sind mit neuen regulatorischen Anforderungen verknüpft, die mit einem viel grösseren Aufwand verbunden sind. Front-Office-Services werden in der Finanzindustrie kaum ausgelagert, da es sich um deren Kernkompetenz handelt.


Wie aktiv und in welcher Rolle ist der alleiniger Aktionär der B-Source, die BSI (gehört zur Generali Gruppe), in solche Übernahmeszenarien jeweils involviert?


Selbstverständlich wird unser Aktionär, die BSI, via unserem Verwaltungsrat (VR) und eventuell auch die Generali gemäss den internen Kompetenzrichtlinien mit einbezogen. Von Fall zu Fall werden in der Due Diligence und/oder Verhandlungsphase die Merger & Acquisition-Spezialisten der BSI beigezogen. Der Leiter diese Teams ist Mitglied unseres VR’s.



«Wir hatten zwei unausgelastete Printing-/Mailing-Strassen in Lugano und in Adliswil. Wir können nun alles in Winterthur bei einem professionellen Anbieter zentralisieren und werden damit zum zweitgrössten Anbieter für Printing-/Mailing-Services in der Schweiz.»


Fin-Log bringt viel Wissen und breites Angebot als Valoren-Experten und in der Beratung zu deutschen Steuerfragen mit. Wie soll dieses Know-how bei B-Source integriert werden, welche konkreten Wettbewerbsvorteile versprechen Sie sich durch die Übernahme?


Mit dem Service der Valorenzentrale können wir eine Pin-Point Marketing Strategie verfolgen. Das Auslagern der Valoren Zentrale ist für Banken eine kleinere Hürde als die Auslagerung des gesamten Back-Offices in dem auch Kundendaten involviert sind. Wir haben damit bereits ein Bein im Back-Office der Bank und können weitere Dienstleistungen in den Bereichen IT Operation (ITO), Application Management Services (AMS) und Business Process Outsourcing (BPO) offerieren. In deutschen Steuerfragen hat uns intern das Know-how gefehlt und wir können nun die Anforderungen unserer Kunden professionell abdecken.


Die Fin-Log hat eine Niederlassung in München und Expertenwissen zu deutschen Steuerfragen. Wie soll sich dieser spezielle Deutschland-Schwerpunkt für die weitere Entwicklung von B-Source auswirken? Planen Sie, mehr deutsche Kunden für Ihre Dienstleistungen in der Schweiz zu gewinnen, oder steht eine Expansion in Deutschland im Vordergrund?


Wir planen auf dem Expertenwissen unserer neuen Kollegen in München weiter aufzubauen. Die deutschen Steuerfragen werden immer komplizierter und ein entsprechendes Know-how wird auch von deutschen Banken vermehrt nachgefragt. Eine aggressive Expansionspolitik in Deutschland verfolgen wir nicht.


Während die Übernahme von Fin-Log auch aus strategischer Sicht schnell einleuchtet, braucht es bei der Übernahme der Outline PWT AG etwas mehr Fantasie. Wie können Printing- und Mailing-Services das Geschäft der B-Source beflügeln?


Printing-/Mailing ist ein Massengeschäft. Skaleneffekte sind das A und O. Banken und Versicherungen müssen grosse Investitionen in Printer und Verpackungsstrassen tätigen um Volumenspitzen am Ende des Monats oder des Jahres abdecken zu können. Die restliche Zeit sind diese Maschinen nicht ausgelastet. Wir hatten zwei unausgelastete Printing-/Mailing-Strassen in Lugano und in Adliswil. Wir können nun alles in Winterthur bei einem professionellen Anbieter zentralisieren und werden damit zum zweitgrössten Anbieter für Printing-/Mailing-Services in der Schweiz.


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In immer mehr Unternehmen versucht man die Papierflut auch aus ökologischen Gründen einzudämmen, der Dokumentenaustausch über Internet gewinnt an Bedeutung und die rechtliche Verbindlichkeit von elektronischen Dokumenten steht ebenfalls vor einer Lösung. Hat der Druck von Dokumenten mittelfristig eine Zukunft?


In Unternehmen trifft dies intern sicher teilweise zu. Privatpersonen wollen aber immer noch ihre Depotauszüge zugestellt bekommen. Das Papier wurde mit der Einführung des Computers bereits totgesagt, die Papierflut hat aber im Gegenteil zugenommen.



«Ich wünsche mir mehr Bankenvertreter die sich auf ihr Kerngeschäft, nämlich die Betreuung und Beratung ihres Kunden konzentrieren und damit den IT Betrieb (ITO) und die Back-Office Prozesse den Spezialisten überlassen.»


Durch die Kunden der Outline PWT AG in Segmenten wie Gesundheitswesen, Handel, Immobilien, oder Versorger hat die B-Source jetzt plötzlich Kunden ausserhalb des Finanzsektors. Wie beeinflusst diese Tatsache die Entwicklung von B-Source, werden jetzt für diese neuen Segmente auch Dienstleistungen im Outsourcing angeboten?


Wie bereits gesagt, muss der Maschinenpark in unserem neuen Print & Mailing Center eine möglichst hohe Auslastung ausweisen. Andere Industrien haben zeitlich andere Volumenspitzen. Wo es von der Auslastung her Sinn macht, werden wir auch andere Industrien bedienen.


Mit den beiden Übernahmen kommen 50 neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu B-Source. Während B-Source selbst in den letzten Jahren die Mitarbeiter in Lugano, Pregassona und Adliswil zusammen zog, kommen jetzt wieder Aussenstellen dazu, die auch in Zukunft eigenständig bleiben sollen (Luzern, Basel, Winterthur, München). Wie können Sie sicherstellen, dass mit dieser neuen Situation eine einheitliche B-Source Mentalität, ein «Wir»-Gefühl entsteht?


Eine Credit Suisse oder eine UBS haben auch Niederlassungen in der ganzen Schweiz oder sogar im Ausland. Und trotzdem fühlt sich jeder Mitarbeiter mit seinem Unternehmen verbunden Ein einheitliches Erscheinungsbild (Corporate Identity) und gute interne Kommunikation sind Voraussetzungen für ein «Wir-Gefühl».


Die Ausarbeitung einer Übernahme-Strategie und die reale Integration des übernommenen Unternehmens sind zwei völlig unterschiedliche Themenbereiche. Werden Sie die Integration mitbegleiten oder konzentrieren Sie sich auf neue Akquisitionen?


Meine Funktion hat sich nun vom Verantwortlichen für Akquisitionen mehr zum «Integration Manager» gewandelt. Ich begleite die Integration und kommuniziere intern monatlich über unser Intranet über den Fortgang und den Status der beiden Integrationsprojekte.


Sie arbeiten als Vertreter von B-Source auch im Kompetenzzentrum «Sourcing in der Finanzindustrie» der Universitäten St. Gallen und Leipzig (CC Sourcing) mit. Wie beurteilen Sie die Bedeutung der Hochschulen für das Thema «Sourcing» und welche konkreten Auswirkungen hatte diese Zusammenarbeit schon für Ihre Arbeit bei B-Source?


Die Vertreter der beiden Universitäten arbeiten im CC Sourcing sehr eng mit den Vertretern der Banken und Anbieter zusammen. Wir als Praktiker stellen in den gemeinsamen Workshops sicher, dass keine theoretischen Ansätze entwickelt werden. Dank dem CC Sourcing haben wir heute definierte Standardprozesse im Zahlungsverkehr, in der Wertschriftenabwicklung und in der Kreditadministration. In standardisierten Finanznetzwerken können wir In- und Outsourcing Varianten evaluieren und bewerten. Wir benutzen die erarbeiteten Unterlagen des CC Sourcing auch für unsere eigenen Kundenprojekte und internen Überlegungen.


Zum Schluss des Interviews haben Sie noch zwei Wünsche frei. Wie sehen diese aus?


Ich wünsche mir mehr Bankenvertreter die sich auf ihr Kerngeschäft, nämlich die Betreuung und Beratung ihres Kunden konzentrieren und damit den IT Betrieb (ITO) und die Back-Office Prozesse den Spezialisten überlassen. Zweitens wünsche ich mir eine Schweiz, die sich vermehrt auf ihre Stärken besinnt und selbstbewusster auftritt.





Der Gesprächspartner
Joseph M. Kaister, Leiter Akquisitions-Projekte
Geboren 1949


Seit 1. Sept. 2008: B-Source, Leiter Akquisitions-Projekte
2002-2008: B-Source, Leiter Banking Operations
2000-2002: Von Graffenried Global Services AG, CEO
1994?2000: Intersettle (heute SegaInterSettle, SIS), Leiter Marketing und Custodian Network Management
1972?1994: Credit Suisse, mehrere Funktionen. Von 1984 bis 1990 in Hong Kong als Private Banker.


Das Unternehmen
Das Schweizer Unternehmen B-Source stellt Dienstleistungen im Bereich Business Process Outsourcing (BPO) für Privat- und Universalbanken bereit. B-Source bietet zudem IT Outsourcing (ITO) Dienstleistungen für die Finanzindustrie, Versicherungsgesellschaften und weitere ausgewählte Industrien an. Zum Kundenkreis zählen Banken in der Schweiz und mehreren anderen Ländern. Alle Leistungen sind nach ISO 9001 und ISO/IEC 27001:2005 zertifiziert. Zudem wurde B-Source mit einem SAS 70 Level II Audit Report ausgezeichnet. B-Source arbeitet eng mit seinen Geschäftspartnern, dem Competence Center Sourcing der Universität St. Gallen, Avaloq und Orbium, zusammen. B-Source Master, B-Sources neue BPO-Plattform, ist «powered by Avaloq». 


B-Source wurde 1995 gegründet und verfügt über Niederlassungen in Basel, Lugano, Luzern, München, Nyon, St. Gallen, Winterthur und Zürich. Die Datenzentren befinden sich in Lugano und Zürich. Die Mitarbeiterzahl von zurzeit 600 besteht zur Hälfte aus Bankfachleuten.

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