JPMorgan bleibt trotz Krise schwarz – Citigroup tiefrot erwartet

Der einstige Branchenprimus zählt weltweit zu den grössten Opfern der Finanzkrise und steht vor einem Not-Ausverkauf. Der Überschuss fiel bei JPMorgan im vierten Quartal 2008 um mehr als 75 Prozent auf 702 Millionen Dollar. Die Bank schnitt damit trotz neuer Milliardenabschreibungen weit besser ab als von Analysten erwartet und hielt sich in der bald zwei Jahre dauernden Krise stets im Plus. Konzernchef Jamie Dimon zeigte sich dennoch unzufrieden: «Das Ergebnis im vierten Quartal war sehr enttäuschend», sagte er am Donnerstag in New York. Das Investmentbanking habe mit einem Minus von 2,4 Milliarden Dollar besonders schlecht abgeschnitten.


Cititgroup mit radikalem Kurswandel
Dimon warnte, eine noch stärkere Konjunkturtalfahrt würde der Bank zusätzliche Verluste bringen. Er befürchtet eine weitere Verschärfung der Wirtschaftskrise. «Das Schlimmste liegt noch nicht hinter uns.» Für die komplette US-Bankenbranche erwarten Analysten bei den anstehenden Quartalsbilanzen unter dem Strich einen Gesamtverlust. Erstmals seit 1990 wäre der Sektor damit in der Summe negativ. Die Citigroup vollzieht in ihrer Not gerade einen radikalen Kurswechsel: Der Allfinanz-Konzern gibt das Modell eines überall tätigen Finanz-Supermarkts auf. Rund ein Drittel der Bank soll laut Berichten verkauft werden, es drohe sogar die Aufspaltung. Unter dem Druck neuer Milliardenverluste werde Konzernchef Vikram Pandit die Einschnitte am Freitag bekanntgeben.


Bank of America in Not
Auch der inzwischen führende US-Finanzkonzern Bank of America bekommt zunehmend Probleme: Der Finanzriese verschluckte sich an der milliardenschweren Übernahme der Investmentbank Merrill Lynch im vergangenen Jahr und benötigt nun US-Medien zufolge neue staatliche Milliardenhilfen. Wegen noch grösserer Verluste bei Merrill Lynch als befürchtet habe die Bank gedroht, die Übernahme nicht abschliessen zu können. Ein Scheitern könnte die Branche und die internationalen Finanzmärkte erneut schwer erschüttern.


JPMorgan im Gesamtjahr mit Milliardengewinn
JPMorgan gehört dagegen im Vergleich zu den Krisengewinnern: Aus der relativ starken Position heraus schnappte sich die Bank im vergangenen Jahr den Grossteil der zusammengebrochenen führenden US-Sparkasse Washington Mutual. Zuvor hatte sie in einem Notverkauf die US-Investmentbank Bear Stearns zum Schnäppchenpreis übernommen. Im gesamten vergangenen Jahr erzielte JPMorgan unter dem Strich einen Gewinn von 5,6 Milliarden Dollar (4,2 Mrd Euro) – ein Rückgang um knapp zwei Drittel zu 2007. Die Erträge sanken um sechs Prozent auf 67,3 Milliarden Dollar. Die Aktie lag am Donnerstag vorbörslich im Plus. Im vergangenen Jahr verlor sie ein Drittel ihres Werts.


JPMorgan profitierte im Schlussquartal auch von positiven Milliardeneffekten durch die erfolgten Übernahmen. Im Gegenzug fielen allein durch faule Kreditpapiere knapp drei Milliarden Dollar an Abschreibungen an. Die Risikovorsorge für künftige Ausfälle wurde um 4,1 Milliarden Dollar erhöht. (awp/mc/pg/22)

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