Nach einem solchen Umbruch sähen Gesellschaften, dass sie Kapital bräuchten, um wettbewerbsfähig zu bleiben, sagt Dimon der «Börsen-Zeitung» (Freitagausgabe). Dem Finanzsektor steht seiner Einschätzung nach ein «hartes, schwieriges» Schlussquartal ins Haus. Ausser bei den Hypothekenkrediten gebe es in der Konsumentenfinanzierung höhere Belastungen. Zuletzt glich JPMorgan dies durch andere Sparten aus und verbuchte das beste Ergebnis, das je in einem dritten Quartal anfiel.
Falsche Anreize für CEOs und Händler gesetzt
Mit kurzfristigen Vergütungen habe die Branche falsche Anreize für CEOs und Händler gesetzt. Im heimischen Massengeschäft ist JPMorgan Dimon zufolge gut vorbereitet auf einen Zukauf. Auch im Verwahrgeschäft erwägt er Akquisitionen, hält den organischen Ausbau aber für das Wichtigste. Die Bank habe die Turbulenzen im Hypothekengeschäft dazu genutzt, Mitarbeiter einzustellen und Marktanteile hinzu zu gewinnen. Die Bedeutung des von Citigroup , Bank of America und JP Morgan initiierten Rettungsfonds für strukturierte Anlagevehikel relativiert Dimon unterdessen. Für JPMorgan sei das Vehikel «keine grosse Sache», ob es nun komme oder nicht. Dem Eindruck, mit dem Vorhaben würden Verluste in die Zukunft verschoben, tritt Dimon entgegen. Auch mit ihrem Engagement beim geplanten Hypothekenhilfsprogramm der US-Regierung unternehme das Institut nichts Unwirtschaftliches.
Vergütung für dauerhafte, langfristige Performance
Im kommenden Jahr stehen die Zinssätze von Eigenheimkrediten über mehr als 500 Milliarden US-Dollar zur Neufestsetzung an. Die US-Regierung will zusammen mit Banken die Zinsen gefährdeter Subprime-Darlehen befristet einfrieren, um klammen Hauskäufern den Schuldendienst zu ermöglichen. Kritik übt Dimon an der kurzfristigen Vergütung für Händler und Bankchefs: «Ich glaube, unsere Branche sollte Leute nicht auf Basis ihrer Ergebnisse nur eines Jahres bezahlen, sondern für dauerhafte, langfristige Performance.» (awp/mc/ab)