Für Prozesse und Abschreibungen rechne die Bank mit Ausgaben von sechs Milliarden US-Dollar, berichtete der US-Fernsehsender «CNBC» am Montag auf seiner Internetseite ohne Quellenangabe. JPMorgan will die Investmentbank für 0,05473 eigene Aktien übernehmen. Auf Basis des Schlusskurses an der New Yorker Wall Street ergebe dies einen Preis von 2,21 Dollar pro Bear-Stearns-Papier. Diese hatten den Handel am Montag bei 4,81 Dollar beendet.
Widerstand unter Bear-Stearns-Aktionären gegen Notverkauf
Unter den Grossaktionären der angeschlagenen US-Investmentbank Bear Searns regt sich laut einem Zeitungsbericht Widerstand gegen den extrem niedrigen Preis beim Notverkauf an den Konkurrenten JPMorgan . Unter anderem der Milliardär Joseph Lewis, der 9,4 Prozent an Bear Stearns hält, lehne den Preis von weniger als 300 Millionen Dollar als zu niedrig ab, berichtete das «Wall Street Journal» am Dienstag. Auch viele Bear-Sterns-Beschäftigte, die zusammen 30 Prozent der Anteile haben, drohten, gegen das Geschäft zu stimmen. Für den Notverkauf von Bear Stearns ist noch die Zustimmung der Aktionäre erforderlich. Es sieht zwar so aus, als wäre die Insolvenz die einzige Alternative zu dem Kauf durch J.P. Morgan. Allerdings gehen einige Anteilseigner davon aus, dass sie selbst bei einer Liquidation der Bank besser weggkommen könnten: Allein das New Yorker Hauptquartier von Bear Stearns dürfte mehr als eine Milliarde Dollar wert sein.
Zwei Dollar pro Aktie
Bear Stearns selbst hatte noch am vergangenen Freitag etwa 80 Dollar je Aktie als fairen Preis angesehen. J.P. Morgan würde den Konkurrenten verglichen damit zum absoluten Schnäppchenpreis bekommen: Die Übernahme über einen Aktientausch entspräche zum Kurs vom Freitag nur einem Angebot von zwei Dollar je Aktie oder insgesamt 236 Millionen Dollar. Die Aktie von J.P. Morgan stieg am Montag um gut zehn Prozent und das Volumen des Geschäfts entsprechend auch. Es liegt damit aber immer noch um Welten unter dem Börsenwert von 3,5 Milliarden am vergangenen Freitag. Die Aktie von Bear Stearns stürzte am Montag zwar um mehr als 84 Prozent ab. Sie schloss aber trotzdem bei rund 4,80 Dollar deutlich über der Bewertung des Notverkaufs.
Auch andere grosse Investoren hätten ihre Unzufriedenheit mit dem Deal signalisiert, berichtete das «Wall Street Journal» weiter. J.P. Morgan rechne fest mit Klagen unzufriedener Aktionäre. Für Prozesse seien bereits sechs Milliarden Dollar zurückgestellt. Wie genau sich das Geschäft von Bear Stearns in den vergangenen Monaten entwickelte, bleibt unterdessen weiter unklar: Die für Montagabend angekündigte vorgezogene Vorlage von Zahlen für das erste Geschäftsquartal sagte Bear Stearns unter Hinweis auf die Verkaufspläne wieder ab. (awp/mc/pg)