Von Andreas Schiendorfer
Moneycab: Welches Gefühl bringen Sie, Herr Mayer, persönlich China entgegen?
Jürgen Meyer: Generell ein gutes. China ist eine Chance.
Und wie beurteilen Sie den chinesischen Wirtschaftsmarkt?
China ist für uns ein komplizierter, schwer überschaubarer Markt mit härtester Preiskonkurrenz. Dazu kommt, dass sich China um Patente nur wenig schert. Es wird kopiert und nachgeahmt. Patente durchzusetzen ist kostenintensiv und zeitaufwändig. Ob es der chinesischen Führung wirklich gelingt, wie angekündigt, die teilweise überhitzte Konjunktur zu kontrollieren, sei dahingestellt. Im abgelaufenen Jahr war dies nur bedingt der Fall ? wünschenswert wäre es allerdings. Trotzdem sehen wir für maxon mit unseren Technologien und Kernkompetenzen gute Chancen in China. Der Preis ist wichtig, aber nicht alles entscheidend.
Motoren von maxon befahren den Mars. Finden wir sie auch in China?
Wir verkaufen unsere Produkte seit einigen Jahren mit Erfolg auf dem asiatischen Markt, vor allem in Japan, Stichwort «Human-Roboter», aber auch in China. In den letzten vier Jahren steigerte maxon das Wachstum in China um jährlich 30 Prozent. maxon ist mit acht Aussenstellen präsent, unter anderem in Beijing und Suzhou, wo sich der chinesische Hauptsitz befindet. Ende 2005 wird maxon in China zwölf Verkaufsstellen führen.
Welches Wachstumspotenzial sehen Sie für Ihr Unternehmen in China, und wie können Sie dieses auslösen?
China ist für uns ein Zukunftsmarkt. Wir beliefern die Maschinenbauindustrie, die Raum- und Luftfahrtindustrie und Unternehmen, die in den Bereichen Medizinaltechnik, Robotik und Überwachungssysteme tätig sind. maxon ist als einziger europäischer Anbieter von hochpräzisen Antriebssystemen schon länger im chinesischen Markt präsent. Daher verfügen wir gegenüber der Konkurrenz über einen Vorsprung. In China ist Konkurrenz nur bei sehr grossen Projekten existent. Deshalb wollen wir den chinesischen Markt in den kommenden Jahren ausbauen.
Sie erstellten einen Produktionsstandort in Ungarn: Planen Sie ähnliches in China?
Über kurz oder lang werden wir auch in China oder in benachbarten Ländern über einen Produktionsstandort verfügen. Erste Vorabklärungen laufen bereits. Als mittelständisches Unternehmen müssen wir jedoch mit unseren Management-Ressourcen haushalten. Das Werk in Ungarn war ein Versuch. Wir sind sehr zufrieden damit. Nun fühlen wir uns auch für China gewappnet. Für uns ist entscheidend, dass bei Investitionen die Rechnung aufgeht. Nur um dabei zu sein, werden wir bestimmt nicht in China produzieren.
Müssen wir befürchten, dass maxon die Schweiz verlässt?
Solange die Rahmenbedingungen stimmen, werden wir auch in Zukunft am Standort Schweiz festhalten. Die Entwicklung, Verfahrenstechnik, Endmontage für Systeme und Schulung werden weiterhin in Sachseln beheimatet sein. Komponenten und lohnintensive Teile für Motoren müssen hochwertig und kostengünstig sein. Sie lassen sich langfristig wahrscheinlich besser im Ausland produzieren. Dies hat Ungarn gezeigt. Hier können wir den Kostendruck teilweise abfangen und so unsere Konkurrenzfähigkeit erhalten. Für den Standort Sachseln stellt dies keine Gefahr dar. Im übrigen können wir in Sachseln als grösster Arbeitgeber im Kanton Obwalden nicht mehr wachsen. Der Mitarbeiterbestand wird längerfristig konstant bleiben. Der Preis ist für uns ohnehin nicht das einzige Argument. Ebenso wichtig ist es, dass die Leute vor Ort gut ausgebildet sind, exakt und termingetreu arbeiten. Wir haben eine strenge Qualitätssicherung, die wir einhalten.
Dmaxon motor AG
Die maxon motor AG mit Sitz in Sachseln/OW ist spezialisiert auf die Entwicklung, Herstellung und den Vertrieb von hochwertigen Antriebskomponenten und -systemen. Das Unternehmen ist in allen Schlüsselmärkten präsent und beschäftigt heute 1148 Mitarbeitende an den Standorten Sachseln (CH), Sexau (D) und Veszprém (Ungarn).
Im Geschäftsjahr 2003 konnte maxon den Umsatz um 16,3 Prozent auf 175,3 Millionen Franken steigern, wovon bereits 28,2 Millionen (Vorjahr 15,7 Millionen) im asiatischen Markt erzielt wurden. Der Geschäftsabschluss 2004 liegt noch nicht vor, doch erwartet Jürgen Mayer, CEO und seit Juni 2004 auch Verwaltungsratspräsident, ein zweistelliges Wachstum.
Die maxon motor AG produziert alle wichtigen Komponenten ihrer Antriebssysteme auf selbstentwickelten Maschinen und Fertigungsstrassen. Zu den Schlüsseltechnologien des Unternehmens zählen verschiedene Wicklungsverfahren, die Motorenfertigung, der Getriebebau sowie der Einsatz von Hightech-Keramik und Magnetencoder-Bauteilen inklusive dazugehöriger Elektronik. An der Hannover Messe 2005 präsentiert maxon den neuen EC-powermax 30. Die Leistung des Powermotors mit 200 Watt ist drei bis vier Mal höher als bei anderen eisenlosen Motoren mit gleichen Aussenmassen.
Die maxon motor AG ist massgeblich an den Marsmissionen beteiligt, die Anfang 2004 gestartet sind. Nachdem das Obwaldner Hightech-Unternehmen bereits 1997 die Antriebsmotoren für das Marsmobil «Sojourner» geliefert hat, stattete es nun die beiden Marsmobile «Spirit» und «Opportunity» der NASA aus: Bei den beiden Marsmobilen stammen jeweils 39 der 40 Motoren aus dem Hause maxon. Auch die europäische Raumfahrtbehörde ESA baut auf Antriebe aus Obwalden. Beim Kometenjäger «Rosetta», der im März 2004 gestartet ist, steuern maxon-Motoren Instrumente an Bord des Landers. Diese kommen erst in etwa 10 Jahren zum Einsatz, wenn die Untersuchungen auf dem Kometen beginnen.