Julian Diaz, CEO Dufry AG

von Christa Spoerle


Herr Diaz, welche Gedanken gehen Ihnen durch den Kopf, wenn Sie an das Geschäftsjahr 2009 denken?& 

2009 war ein Jahr der Herausforderungen. Obwohl die Passagierzahlen um 4,5% zurückgingen, war  Dufry  in der Lage, ihre Widerstandkraft auch in Zeiten wirtschaftlicher Turbulenzen unter Beweis zu stellen. Wir konnten mit den richtigen Massnahmen diese aussergewöhnlichen Zeiten meistern und unsere Rentabilität sichern.


Was stimmt Sie für 2010 zuversichtlich?

Schon im letzten Quartal 2009 liessen sich Erholungsanzeichen erkennen. Beispielsweise können wir für diesen Zeitraum ein organisches Wachstum von 3% vorweisen, nachdem im ganzen letzten Jahr noch ein Rückgang um 10% hingenommen werden musste. Alle Anzeichen deuten daraufhin, dass sich das Handelsgeschäft 2010 erholen wird. Auch die Prognosen für das Transportgeschäft weisen  wieder positive Vorzeichen auf, so dass der Weg für eine Erholung unseres Geschäfts vorgezeichnet ist. Der Vulkanausbruch dürfte nur begrenzte Auswirkungen zeigen.


Die Ergebnisse des ersten Quartals bestätigen diesen Trend mit einem Umsatzwachstum um 15,7% auf 585 Mio CHF gegenüber dem Vorjahresquartal und einem organischen Wachstum von 10,6%. Der EBITDA stieg auf Basis fixer Wechselkurse sogar um 20,7%.


Welche Ziele wollen Sie im 2010 erreichen?

Darin bestätigen wir, auch 2010 profitabel wachsen zu wollen. Der Schwerpunkt liegt auf organischem Wachstum und neuen Konzessionen. 2010  wollen wir unserer profitablen Wachstumsstrategie neue Impulse verleihen, nachdem diese 2009 durch den Effizienz Plan ersetzt wurde. Erstens werden alle unsere Aktivitäten wie Werbung, Marketing, Kundenservice, Dufry Plus One Verkaufsschulung usw,  klar darauf ausgerichtet, die Ausgaben pro Passagier gegenüber 2009 zu erhöhen. Zweitens sollen die Effizienzfortschritte, die 2009 erzielt wurden, erhalten bleiben, insbesondere die für jede Einheit festgelegten Fixkostenanteile.


Welche mittelfristigen Ziele verfolgen Sie?

Auch auf mittlere Sicht steht bei Dufry profitables Wachstum im Vordergrund. Dazu gehört unter den verschiedenen Faktoren, die das organische Wachstum beeinflussen, die Erhöhung der Zahl der Kernpassagiere, die 2010 etwa 3% gegenüber 2009  betragen soll, sowie substantielle Verbesserungen der  Ausgaben pro Passagier, welche wir für 2010 budgetiert haben. Global erwarten wir, dass die Verbesserung in 2010 rund 6% betragen soll.



«Wir glauben, dass Einkaufsmöglichkeiten für ankommende Passagiere die Qualität des Reisens erhöht und allen nur Vorteile bringen: dem Tourismus auf internationalen Flughäfen ,  den Ladenbetreibern, aber vor allem den Passagieren selbst.» Julian Diaz, CEO Dufry


Was bedeutet der Zusammenschluss mit Dufry South America für die Gesellschaft als Ganzes?

Mit diesem Zusammenschluss können wir die Interessen aller unserer Aktionäre abstimmen. Hauptziel ist der Gruppe eine vereinfachte Struktur zu geben. Alle Aktionäre sind damit am gleichen  ausgewogenen und diversifizierten Portfolio mit 60% Umsatzanteil in Emerging Markets sowie einer ausgewiesenen Erfahrungs- und Erfolgsgeschichte beteiligt. Durch diese Transaktion können wir die strategische Flexibilität der Gruppe als Ganzes steigern und  weltweit, aber auch besonders in Südamerika, weitere Wachstumschancen wahrnehmen.


Welche Bedeutung messen Sie einem zollfreien  Einkauf bei Ankunft zu, wie er auch in der Schweiz geplant ist?

Läden für ankommende Passagiere bieten zweifellos neue Expansionsmöglichkeiten. Dufry betreibt bereits in einigen Ländern solche Ankunftsläden und hat positive Erfahrungen damit gemacht. Wir glauben, dass Einkaufsmöglichkeiten für ankommende Passagiere die Qualität des Reisens erhöht und allen nur Vorteile bringen: dem Tourismus auf internationalen Flughäfen, den Ladenbetreibern, aber vor allem den Passagieren selbst.


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In welchen Märkten rechnen Sie in den kommenden Jahren mit der besten Performance?

Die Emerging Markets, die bereits heute besser als die gesättigten Märkte abschneiden, sollten auch in Zukunft die Nase vorne haben. Dabei dürften Eurasien und Südamerika Topperformer bleiben.&


Wie sehen Ihre Investitionspläne für 2010 aus?

Nachdem die Investitionen 2009 auf 78 von 123,6 Mio CHF 2008 herunter gefahren wurden, werden wir auch 2010 die Investitionen mit Augenmass ausführen .


Erhöht der fragmentierte Markt im Duty-free Geschäft die Akquisitionsmöglichkeiten?

Ja, definitiv! Dufry wird die Augen für passende Akquisitionen offenhalten. Für kleinere Akquisitionen stehen uns genügend Mittel zur Verfügung. Für grössere Akquisitionen müssten wir den Kapitalmarkt beanspruchen . Aber da bestehen derzeit keine konkreten Pläne.



«Die Emerging Markets, die bereits heute besser als die gesättigten Märkte abschneiden, sollten auch in Zukunft die Nase vorne haben. Dabei dürften Eurasien und Südamerika Topperformer bleiben.»


Sie sind die Nummer 3 ihrer Branche, haben Sie noch höhere Ambitionen?

Mit der 2003 erreichten Position Nummer 3 haben wir bereits eine wichtige Position erreicht. Seit 2008 sind wir um 25% gewachsen durch Akquisitionen, neue Konzessionen und organisches Wachstum. Aber unsere Ziel ist schon, die Nummer 1 im Geschäft zu werden.


Rechnen Sie in den kommenden Jahren mit einer kleineren Bedeutung des Umsatzes von den Flughäfen, der heute gut 80% ausmacht?

2009 betrug der Anteil der Flughäfen am Gesamtumsatz 85%. Dieser Geschäftszweig wird immer unser Kerngeschäft bleiben. Zwar rechne ich nicht damit, dass die Flughäfenumsätze zurückgehen werden, trotzdem werden wir alle Opportunitäten prüfen, wie wir unseren Umsatz in den übrigen Kanälen steigern können. Geschäfte in Bahnhöfen könnten eine wichtige Rolle spielen, um unser Portfolio weiter zu diversifizieren. Bisher entfallen lediglich 5% unseres Umsatzes auf Bahnhöfe und 6% auf Kreuzfahrtschiffe. Aber ich setze auch Hoffnungen auf Geschäfte für Touristen, wie wir sie bereits in der Karibik betreiben.


Herr Diaz, was wünschen Sie sich für die kommenden Jahre?

Ich wünsche mir, dass das Passagieraufkommen in den kommenden Jahren einen gewaltigen Aufschwung nimmt, die Wirtschaft wieder blüht und Dufry seine Position als führender Reise-Detailhändler ausbauen kann.





Zur Person: 
Julián Díaz leitet seit 2004 die Dufry Gruppe als CEO. Nach dem einem Studium der Betriebwirtschaft an der Universidad Pontificia Comillas de Madrid arbeitete er zwischen 1989 ? 1993 als General Manager der TNT Leisure SA. In der Zeit von 1993 ? 1997 war er Division Director bei  Aldeasa. Danach nahm er bis 2000 verschiedene leitende Positionen bei der Aeroboutiques de Mexico SA de CV and Deor SA de CV ein. Von 2000 bis  2003 war er General Manager bei Latinoamericana Duty-Free, SA de CV.

Zum Unternehmen:
Die Dufry AG mit Sitz in Basel ist ein international tätiger Schweizer Reise-Detailhändler. Das Unternehmen ging ursprünglich aus der Weitnauer-Gruppe hervor. Das Unternehmen betreibt in 42 Ländern auf vier Kontinenten rund 1’100 Duty-free und Duty-paid-Läden an Flughäfen, auf Kreuzfahrtschiffen, in Seehäfen, Bahnhöfen, Stadtzentren, Flugzeugen, auf Fähren und an Grenzübergängen. Dufry beschäftigt mehr als 11’200 Mitarbeiter und erwirtschaftete 2009 einen Umsatz von 2,379 Mrd CHF. Seit Dezember 2005 ist das Unternehmen an der Schweizer Börse SIX Swiss Exchange kotiert.

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