Die Schnellerschliessung ist als Ergänzung zur historischen Zahnradbahn gedacht und soll einerseits die Attraktivität der Tourismusregion stärken und andererseits dem Unternehmen neue Wachstumsperspektiven eröffnen. «Es handelt sich um ein Generationenprojekt und da befinden wir uns noch in einer sehr frühen Phase der Planung», sagte der Anfang September 2008 abtretende CEO Walter Steuri vor den Medien in Interlaken.
Machbarkeitsstudie prüft Realisierbarkeit
Zunächst soll eine Machbarkeitsstudie die Realisierbarkeit des Projekts aufzeigen. Sie soll zeigen, ob und wie eine Tunnelverbindung – zum Beispiel als Schnellaufzug oder Standseilbahn – vom Lauterbrunnental auf das Jungfraujoch realisiert werden kann, ohne dass bisher unberührte Flächen im Hochgebirge tangiert würden. «Die Erschliessung des Jungfraugipfels steht jedoch nicht zur Diskussion», sagte Verwaltungsratspräsident Thomas Biegler. Mit der Machbarkeitsstudie wurde die im Standseilbahn- und Tunnelbau erfahrene Ingenieurunternehmen Bern AG (IUB) beauftragt. «Die Studie kann frühestens in sechs Jahren abgeschlossen werden», so Steuri. Das Projekt beinhaltet auch eine Verdoppelung des Bauvolumens des Berghauses.
Projekt ist finanzierbar
In der Projektierung stützen sich die Jungfraubahnen gemäss Biegler auf die solide Finanzstruktur des Unternehmens: «Wir gehen davon aus, dass unsere Ertragskraft genügend stark ist, um ein solches Projekt bewältigen zu können.» Dabei rechnet Walter Steuri – über den Daumen gepeilt – mit einem Investitionsvolumen von etwa vier bis fünf Jahres-Cash-Flows. Ein Jahres-Cash-Flow habe sich zuletzt auf jeweils rund 40 Mio CHF belaufen.
‹Höchster Lift der Welt›?
Mit der neuen Bahn respektive dem Lift würde sich die Reisezeit auf das Jungfraujoch deutlich reduzieren und auch als Halbtagesausflug möglich sein. Im Falle einer Standseilbahn könnte die Fahrzeit netto ca. 12 Minuten dauern, hiess es. Sollte es ausserdem zum Bau einer Mittelstation kommen, würde sich die Fahrzeit auf 20 Minuten verlängern. Reizvoll wäre gemäss den Verantwortlichen aber auch ein Aufzug mit dem marketingträchtigen Titel ‹Höchster Lift der Welt›. Ob Bahn oder Lift, grundsätzlich sieht das Konzept vor, den Gästen beim Besuch des Jungfraujochs je eine Fahrt mit der langsameren Zahnradbahn und der neuen Schnellverbindung anzubieten.
Starker Zustrom aus China erwartet
Mit der Zusatzerschliessung wollen die Jungfraubahnen die Attraktivität des Jungfraujochs als Tourismusdestination erhöhen und die Nachfrage durch die kürzeren Reisezeiten besser ausschöpfen. «Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer und das Zeitbudget der Gäste wird immer kleiner», erklärte der Marketingchef und designierte CEO-Nachfolger Urs Kessler. Ein Gast aus Japan verbringe im Durchschnitt 1,7 Tage in der Region. In den wachsenden Märkten China oder Korea liegen diese Werte mit 1,6 respektive 1,4 Tagen sogar noch tiefer.
Im Jahr 2007 sind – wie Anfang Januar berichtet – 703’000 (+12,8%) Personen auf das Jungfraujoch gereist. Während Kessler in den Hauptmärkten Schweiz (Passagierzahl 2007: 130’000), Europa (127’000) oder Japan (125’000) weniger Wachstumspotential sieht, dürfte die Anzahl Gäste aus Korea (110’000), übriges Asien (90’000) und vor allem aus Indien (50’000) und China (15’000) stark ansteigen. Mittelfristiges Ziel sei es noch immer, 100’000 chinesische Gäste in einem Jahr auf dem Jungfraujoch begrüssen zu dürfen, so Kessler weiter. (awp/mc/pg)