Käfer-Ende für VW ein historisches Ereignis


Nach fast 70 Jahren stellt Volkswagen die Produktion des Käfers endgültig ein. Ein Gespräch mit dem VW-Vorstandsvorsitzenden Bernd Pischetsrieder.


Dr.-Ing. e. h. Bernd Pischetsrieder,
Vorsitzender des Vorstands der Volkswagen AG
Warum verabschiedet sich Volkswagen vom legendären Käfer?

Pischetsrieder: Obwohl der Käfer in Westeuropa und Nordamerika längst als New Beetle und New Beetle Cabriolet fortlebt, ist der Auslauf des Käfers in Mexiko für Volkswagen natürlich ein historisches Ereignis. Der Käfer machte Volkswagen zum Unternehmen, gab der Wolfsburger Fabrik Zukunft und brachte Volkswagen in die Welt hinaus. Zuletzt wurde der Wagen in geringen Stückzahlen nur noch in Mexiko produziert. Deshalb wird dort der Bandablauf des letzten Käfers jetzt gefeiert. Der endgültig letzte Käfer kommt zu uns nach Wolfsburg ins Museum.

Verliert VW damit nicht eines der wichtigsten Aushängeschilder und Sympathieträger?

Das ist eigentlich weniger der Punkt. Der Käfer ist nach wie vor ein Sympathieträger, schliesslich ist er die Auto gewordene Emotion und das wird er auch bleiben. Aber der Wagen wird mit seinen Grundkonfigurationen nicht mehr den heutigen Gesetzesanforderungen gerecht. Als Symbol des wirtschaftlichen Aufschwungs, als guter Botschafter Deutschlands, als Kulturfahrzeuge und kundengerechtes Angebot von Volkswagen hat sich der Käfer in die Herzen der Menschen eingeschrieben. Damit wird Käfer immer ein Symbol für Volkswagen bleiben. Heute hat der Golf dessen frühere wirtschaftliche Bedeutung eingenommen und im Jahr 2002 den Käfer auch in den Stückzahlen überholt.

Glauben Sie, dass es noch einmal einen solchen Wagen fürs Volk geben kann?

Nein, das glaube ich nicht. Die Ausgangssituation, in der diese einmalige Geschichte möglich war, ist ja weltweit kaum noch gegeben, dass eine grosse Zahl von Menschen zum ersten Mal in ihrem Leben ein Auto erwerben kann. Die Situation gibt es vielleicht heute noch in China, und da ist ja der Volkswagen schon der Volkswagen. Ein anderer Grund ist der Wettbewerb. Er ist viel zu gross, das Angebot viel zu breit. Und deswegen wird so eine Alleinstellung in einem Marktsegment, wie sie der Käfer fast über zwei Jahrzehnte hatte, praktisch nicht mehr möglich sein.

Kann Volkswagen als Konzern heute noch etwas von dem Käfer damals lernen?

Natürlich. Den Käfer haben Wirtschaftlichkeit, Erschwinglichkeit und ein im Vergleich zu den Wettbewerbern ein grosszügiges Raumangebot ausgezeichnet. Im Vergleich zu den Kleinwagen des Wettbewerbs war der Käfer ein ausgewachsenes Auto – auch wenn man das mit heutigen Massstäben anders sieht. Und genau mit diesen Punkten muss sich VW auch heute noch beschäftigen – gerade in den Märkten, die man als Schwellenmärkte bezeichnet. Das wird auch einer der Schwerpunkte sein, mit dem wir uns in der Zukunft zu beschäftigen haben. (awp/dpa/mc/mad)

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