von Radovan Milanovic
Moneycab: Christ Water Technology konnte im Jahr 2007 die strategischen Positionen in der Wassertechnologie dank eines starken Wachstumsschubes in allen Geschäftsbereichen festigen und profitierte auch von den hohen Ölpreisen. So konnte der Auftragseingang um 32% auf 324 Millionen EUR gesteigert werden. Insbesondere profitierten Sie von einem Meerwasserentsalzungsprojekt in den VAR, dem grössten Projekt der Christ-Gruppe im Umfang von 84 Millionen Dollar. Der Gruppen-Umsatz wuchs um 33 % auf 278,2 Millionen EUR, das EBIT ermässigte sich jedoch auf 6,0 Millionen und das Konzernergebnis gar um 30,5% auf 2,3 Millionen EUR. Was ist der Grund für das schlechte Gesamtergebnis?
DDr. Karl Michael Millauer: Der wirtschaftliche Boom, die stark wachsende Nachfrage in vielen Regionen haben uns 2007 ungeplante Zusatzkosten verursacht. Einerseits waren es die deutlich höheren Rohstoff- und somit Materialkosten, andererseits eine Tochtergesellschaft, wo es zu groben Unregelmäßigkeiten gekommen ist. Wir haben das bereinigt und wollen das operative Ergebnis im Jahr 2008 mehr als verdoppeln.
Zwischen 2006 und 2007 hat sich die Umsatzentwicklung Ihrer Divisionen Pharma & Life Science, Ultrapure Water, Food Beverage und Municipal Water mit Ausnahme der letzteren wegen des Grossauftrages der VAR nur unwesentlich verändert. Dasselbe gilt für die geografische Einordnung der Umsätze. Weist dies darauf hin, dass Sie Ihre Aktivitäten im Stammgebiet Ihrer Niederlassungen konzentrieren? Falls ja, hat dies mit begrenzten Kapazitäten zu tun?
Nein, wir haben im Jahr 2007 den Auftragseingang um 32% und den Umsatz um 33% gesteigert, divisionsweise und geografisch hat es dabei nur geringe Verschiebungen gegeben, weil wir überall stark zulegen konnten.
Sie berichten von einer robusten Nachfrage nach Mikroelektronik und einem boomenden Bedarf an Kraftwerkskapazitäten zur Reduzierung der CO2-Emissionen. Eine solche Nachfrage dürfte vor allem aus den beiden Alpenrepubliken Österreich und der Schweiz kommen. Trifft dies zu? In welche Projekte sind Sie involviert?
Nein, das betrifft ganz Europa, wir sind aber mit unseren Kunden, einerseits Stromversorgungsunternehmen, andererseits auch den Anlagenbauern weltweit unterwegs. Im Bereich Mikroelektronik stehen wir vor einem neuen Technologieschub in der Waferfertigung, der Umstellung auf den 450 Millimeter-Wafer.
In Ihrem Jahresbericht führen Sie auf, dass ihre Tochter in China hervorragend gestartet sei. Mit dem zerstörerischen Erdbeben in China dürften Ihre Anlagen und Dienste insbesondere im Bereich Municipal Water Treatment gefragt sein, da Sie die ganze Wertschöpfungskette vom Planen, Finanzieren, Liefern, Montieren und die Inbetriebnahme Ihrer Anlagen vornehmen. Sehr wichtig für die Aufbereitung von Trinkwasser. Hat Ihr Konzern bereits diesbezüglich Aufträge erhalten oder stehen solche in Aussicht?
So schnell geht es freilich nicht, aber China ist eine Kernregion der CHRIST in fast allen Konzerndivisionen. Wir haben gute Teams vor Ort mit einem hohen lokalen Wertschöpfungsanteil und können den Markt autark bedienen.
«Wir sind mit unseren Kunden, einerseits Stromversorgungsunternehmen, andererseits auch den Anlagenbauern weltweit unterwegs. Im Bereich Mikroelektronik stehen wir vor einem neuen Technologieschub in der Waferfertigung» (DDr. Karl Michael Millauer, CEO Christ Water Technology AG»
Christ Water Technology bilanziert per Ende des Geschäftsjahres in Euro. Nach welchen Kriterien hedgen Sie Ihre Währungsrisiken mittels diverser Instrumente?nbsp;nbsp;
Wir reduzieren das Währungsrisiko auf das absolute Minimum. Primär wird zunächst aus den Zielländern zugekauft, der Rest gehedgt. Einige Kunden bezahlen uns aber auch in EUR, so dass wir in vielen Fällen nicht hedgen müssen.
Das erste Quartal 2008 zeigt äusserst erfolgreiche Werte im Vergleich zur Vorjahresperiode: Umsatz + 27% auf 69,0 Millionen EUR, der Verdoppelung des Gewinns vor Steuern auf 3,9 Millionen EUR, welches jedoch einen Sondereffekt in Form eines Verkaufsgewinns in den Niederlanden einschliesst. Für das Gesamtjahr erwarten Sie mindestens 330 Millionen EUR Umsatz und im Minimum eine Verdoppelung des EBITs auf 12 Millionen EUR. Sie begründen das ausgezeichnete Ergebnis mit der stabilen Marktverfassung, der Konsolidierung der Zeta-Gruppe und der Situation des Kraftwerksgeschäftes. Halten Sie trotz den kontinuierlich stattfindenden globalen Rückstufungen der Wirtschaftswachstumsraten an Ihren ambitiösen Erwartungen fest?&
In der Wassertechnologie kennen wir das Wort «Rezession» derzeit nicht. In allen unseren Märkten haben wir ausgezeichnete Nachfrage und können den vielen Anfragen zum Teil gar nicht nachkommen. Wir sind noch nicht zufrieden mit unserer Ergebnisentwicklung und arbeiten auch hart an einer Cashflow-Verbesserung. Im Jahr 2008 wir sind auf gutem Weg.
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Christ Water Technology hat ihren Hauptsitz Österreich. Welche Tätigkeiten werden in der Schweiz ausgeübt?
Zwei von den vier Divisionen sind in der Schweiz, in Aesch bei Basel, beheimatet: die Division Ultrapure Water und die Division Pharma & Life Science, die zusammen mehr als 70% vom Umsatz ausmachen. Der Standort Aesch ist daher der operative Hauptsitz der Gesellschaft. Überdies haben wir in Rapperswil eine Niederlassung der 2007 akquisierten Zeta.
Welches sind Ihre internationalen Konkurrenten? Mit welchen Produkten?
Veolia treffen wir fast überall, Stilmas im Bereich Pharma & Life Science, Kurita im Bereich Halbleiter/Mikroelektronik, Degrémont, GE und Siemens u.a. im Bereich Municipal, GEA im Bereich Food & Beverage. Wir können uns mit unseren Produkten und Verfahren insbesondere im Bereich Pharma und Ultrapure Water deutlich unterscheiden und sind weltweit der einzige Lieferant, der so umfassend und gleichzeitig spezialisiert aufgestellt ist.
Der Anteil Fremd-/Eigenkapital beträgt aktuell 72,1% zu 27,9%. Es ist davon auszugehen, dass die Zinsen ab dem Herbst wieder anziehen werden. Dies bedeutet dass steigende Fremdkapitalkosten ein Problem werden könnten. Wie managen Sie dieses potenzielle Problem?
Wir haben im Jahr 2006 eine EUR 50 Millionen-Anleihe mit einem Fixzinssatz begeben und verfügen überdies über ausreichende Linien.
«Die hohen P/Es (von Christ Aktien) werden sich mit unserem Ergebniswachstum deutlich relativieren»
Wäre beispielsweise die Emission einer zweiten Obligation neben der 5,25% Christ Water Technology 2006-13 oder eine Wandelanleihe vorstellbar?
Wir haben im Dezember 2007 eine kleine Kapitalerhöhung gemacht, um das Wachstum bewältigen zu können, damit sind wir für die nächste Zeit gut aufgestellt.
Mit dem Umdenken der Anleger hin zu nachhaltigen Investitionen erscheint Ihre Aktie beinahe auf jeder Empfehlungsliste, welche zukunftsweisende und «grüne» Anlagen empfiehlt. Seit August 2007 ist festzustellen, dass Christ-Aktien erheblich an Wert verloren haben, obwohl die Zukunftsaussichten glänzend sind. Haben Sie eine Erklärung für dieses Anlegerverhalten? nbsp;
Den Aktienmärkten geht es wohl allgemein nicht sonderlich gut. Die US-Subprime-Krise hat die Risikoscheu der Anleger wesentlich erhöht. Unsere Märke sind Wachstumsmärkte par excellence und selbst Unternehmen mit herausragender Ergebnisentwicklung sind am Markt stark unter Druck gekommen. Ausserdem haben wir unser für 2007 gestecktes Ziel weit verfehlt aus den genannten Gründen.
Anlässlich Ihrer Hauptversammlung wurde beschlossen, in einem Zeitraum von 24 Monaten eigene Aktien bis zu 10% des Grundkapitals bei einem Preis zwischen 7,00 und 27,00 EUR am Markt zurück zu kaufen. Was ist der Grund für diese Rückkaufaktion? Sehen Sie Ihre Aktie unterbewertet? Trotz eines P/E von 84,1 für 2007, bzw. 54,7 2008e?&
Wir behalten uns jede Flexibilität vor und wollen gegebenenfalls Aktien für ein Optionsprogramm verwenden. Die hohen P/Es werden sich mit unserem Ergebniswachstum deutlich relativieren.
Der Gesprächspartner
Nach seiner Promotion zum Doktor der Rechtswissenschaften in Wien, promovierte Herr Dr. Karl Michael Millauer auch zum Doktor der Wirtschaftswissenschaften. Sein beruflicher Werdegang begann 1984 – 1985 in der Girozentrale in Wien, dannach absolvierte er eine umfassende Bankausbildung und wurde 1985 -1986 Assistent des Vorstandsvorsitzenden Karl Kahane in der Montana AG (Industrieholding). 1987- 1988 arbeitete er als Assistent der Geschäftsleitung in der Sero AG, welche sich erfolgreich mit der Sanierung des Pharmabetriebes befasste. 1988-1994 war er Finanzvorstand der Aug. Rath jun. AG, Feuerfestunternehmen in Krummnussbaum, NÖ. Es erfolgte ein erfolgreicher Börsengang und die internationale Expansion der Rath Gruppe. 1994- 2000 wechselte Herr DDr. Millauer als Finanzvorstand zur Wolford AG, und baute den internationalen Aufbau eines Vertriebsnetzes auf, speziell verantwortlich für Amerika und Asien sowie das Franchise System.
2001-2005 wurde er zum Vorstandsmitglied der BWT AG, Mondsee ernannt, zuständig für industrielles und kommunales Wassergeschäft (190 Millionen EUR Umsatz , 750 Mitarbeiter). Seit 2002 ist er CEO der zur BWT Gruppe gehörenden Christ Water Technology Gruppe mit Sitz in Aesch bei Basel und seit November 2005 CEO der CWT Holding in Mondsee, deren Aktien in Wien, Frankfurt und an der BEB kotiert sind.
Daneben hält Herr DDr. Millauer Aufsichtsratsmandate bei Huber Holding AG, Götzis, bei Frequentis GmbH , Wien und bei S&T AG , Wien
Das Unternehmen
Die Christ Water Technology Group ist führender Anbieter von kundenspezifischen Technologien, Lösungen und Dienstleistungen auf dem Gebiet der Rein- und Reinstwasseraufbereitung, der Trink- und Abwasseraufbereitung sowie der pharmazeutischen Produktionsprozesse. Für Christ arbeiten über 1.400 qualifizierte Mitarbeiter an über 40 Standorten weltweit. Christ bietet alles, was einen Anbieter von Gesamtlösungen für schlüsselfertige Wasseraufbereitungs- und Prozesssysteme auszeichnet: Know-How, Innovationskraft, Kundenorientierung und die Möglichkeit, alles aus einer Hand zu erhalten. Die Firmenkompetenz reicht von der Projektidentifizierung über Planung, Produktion, Installation bis zur Inbetriebnahme und Anwenderschulung, unterstützt durch einen umfassenden Kundendienst.