KarstadtQuelle mit Umsatzrückgang im 1.Quartal

Das kalte März-Wetter, das verschobene Ostergeschäft und das Umsatzminus bei Thomas Cook und im Versand hatten dem Konzern auf der Erlösseite zugesetzt. Unter dem Strich verringerte der Konzern seinen Verlust dank der Restrukturierung. Im April habe sich die Lage bei Quelle und Neckermann wieder gebessert, teilte der Konzern am Montag in Düsseldorf mit. Auch das Warenhausgeschäft habe sich weiter positiv entwickelt. Seinen Gesamtjahresausblick und die mittelfristigen Ziele bestätigte KarstadtQuelle. Die im MDAX notierte Aktie verlor zuletzt 0,40 Prozent auf 24,90 Euro.


3,9 Prozent weniger Umsatz
In den ersten drei Monaten ging der Konzernumsatz um 3,9 Prozent auf 3,267 Milliarden Euro zurück. Die Versandsparte wies dabei wegen des Universalversands (Quelle, Neckermann) ein Minus von 7,9 Prozent auf 1,566 Milliarden Euro aus. Die Karstadt-Waren- und Sporthäuser erreichten ein leichtes Umsatzplus von 0,5 Prozent auf 1,112 Milliarden Euro. Die gemeinsam mit der Lufthansa gehaltene Reisetochter Thomas Cook steuerte 553,1 Millionen Euro zum Konzernumsatz bei und damit 1,9 Prozent weniger als im Vorjahr. Nachteilig wirkte sich aus, dass im ersten Geschäftsquartal von Thomas Cook (31. Januar) die Feiertage zum Jahreswechsel auf Wochenenden fielen. Zudem hätten Hurrikans die Reisesaison in der Karibik belastet, hiess es.


Bereinigtes Ergebnis
Das um Restrukturierungsaufwendungen bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) verringerte sich im Konzern von 5,5 Millionen Euro auf minus 24 Millionen Euro. Ausschlaggebend hierfür war die Immobiliensparte, deren Ergebnis durch die erfolgten Desinvestitionen um 35 Prozent geringer ausfiel. Ohne diesen Effekt hätten die drei Kernbereiche Warenhaus, Versand und Touristik zusammen ein operatives Ergebnis auf Vorjahresniveau ausgewiesen. Laut KarstadtQuelle lag das bereinigte EBITDA über den internen Planungen.


Fehlbetrag
Der Fehlbetrag nach Minderheiten sank dank eines günstigeren Zinsergebnisses nach den Verkäufen von Unternehmensteilen um 3,9 Prozent auf 106,8 Millionen Euro. Die Zahlen des Vorjahres hatte KarstadtQuelle durch die umfangreichen Veränderungen im Konzern und die Konsolidierung der 50 Prozent-Beteiligung an Thomas Cook angepasst. Den Ausblick für das laufende Geschäftsjahr bestätigte der Konzern. Das bereinigte EBITDA soll um 20 Prozent steigen und der Umsatz leicht über dem Vorjahreswert von 15,45 Milliarden Euro ausfallen. Die Hoffnungen ruhen dabei auf den letzen beiden Quartalen, die von der Fussballweltmeisters chaft im Sommer, dem Karstadt-Jubiläum und dem Weihnachtsgeschäft profitieren sollen. Das erste Quartal ist für den deutschen Einzelhandel grundsätzlich von geringer Bedeutung.


Umfangreiche Sanierung
KarstadtQuelle steckt mitten in einer umfangreichen Sanierung, an deren Ende nur noch die drei Bereiche Warenhaus, Versand und Touristik das Geschäft bestimmen sollen. KarstadtQuelle ist laut Vorstandschef Thomas Middelhoff bereits auf der Suche nach einem neuen Namen für die Holding, der sich abkoppelt von den Marken. Im ersten Quartal hatten sich die Essener von Immobilien im Wert von 4,5 Milliarden Euro getrennt und wollen im Sommer bereits schuldenfrei sein. Ende März lag die Verschuldung bei 3,08 Milliarden Euro (Vorjahr: 4,83 Mrd). Nach Abschluss der Sanierung peilt KarstadtQuelle für 2008 einen Umsatz von 17 bis 18 Milliarden Euro und ein EBITDA von mehr als 1,1 Milliarden Euro an. Die EBITDA-Marge soll 6 bis 7 Prozent und die Eigenkapitalquote rund 20 Prozent betragen. Den Aktionären soll nach mehrjähriger Pause 2007 wieder eine Dividende gezahlt werden.


Konzernchef Middelhoff optimistisch
Konzernchef Middelhoff gab sich vor den versammelten Aktionären in der Düsseldorfer Stadthalle optimistisch. «Wir werden nach unserer Gesundung den Markt in Europa neu gestalten und die Verhältnisse zu unserem Vorteil verändern.» Ein zentralisierter Einkauf soll das Working Capital auf rund 500 Millionen E uro senken. Den Aktienkurs will Middelhoff bei «30 Euro + x» sehen und erklärte Investor Relations zur «Chefsache». Vorteile für die Geschäftsfelder sieht der Konzernchef vor allem in der Expansion ins Ausland. Für die Versender neckermann.de und Quelle, liege das Potenzial vor allem in Russland. Das Umsatzpotenzial bezifferte der Manager auf 800 Millionen Euro bis eine Milliarde Euro in den nächsten zwei bis drei Jahren. neckermann.de soll zudem fit für die Börse gemacht werden. Mit den Premium-Warenhäusern will KarstadtQuelle nach 2006 in sieben bis acht europäische Metropolen durch Übernahmen, Partnerschaften und Franchise-Konzepte vertreten sein. Auch den Auslandsanteil in der Touristik von derzeit 26 Prozent wollen die Essener ausbauen. Middelhoff erneuerte den Wunsch, die Tochter Thomas Cook komplett zu übernehmen. Nun sei es an der Lufthansa, sich zu rühren. «Wir sind mit der Partnerschaft zufrieden und ob es zu Veränderungen kommt oder nicht, werden die kommenden Monate zeigen», sagte Middelhoff. «Wir sind interessiert, definieren Thomas Cook als strategisch wichtigen Kernbereich, werden unseren Partner aber nicht drängen.» Presseberichten zufolge sollen sich KarstadtQuelle und Lufthansa noch in diesem Jahr handelseinig werden.


Skeptische Worte von den Aktionärschützern
Von den Aktionärschützern musste sich Middelhoff dennoch skeptische Worte anhören. «Hat KarstadtQuelle den Turnaround geschafft? Wohl kaum», sa gte die Sprecherin der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz Jella Benner-Heinacher. Nach dem Verkauf der Immobilien sei das «Tafelsilber» nun weg. «Jetzt muss das operative Geschäft Ergebnisse bringen.» (awp/mc/gh)

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