Neue Einnahmeausfälle drohen der Branche durch eine Kampfansage von US-Präsident Barack Obama an Wucherzinsen und andere Auswüchse bei Kreditkarten. Der Überschuss von American Express (Amex) brach im ersten Quartal zum Vorjahr um 63 Prozent auf 361 Millionen Dollar (277 Mio Euro) ein, so der Konzern am Donnerstagabend in New York. Analysten hatten wegen der Krise allerdings einen noch heftigeren Rückgang befürchtet.
«Tickende Zeitbombe»
Obama kündigte ein Gesetz gegen überzogene Zinssätze, horrende Gebühren und Knebelverträge an. Er hatte dazu am Donnerstag eigens die Chefs der grössten Kartenanbieter und Banken ins Weisse Haus zitiert. Bisher erst ab Mitte 2010 geplante gesetzliche Grenzen für die Branche sollen nun vorgezogen und drastisch verschärft werden. Die enormen Belastungen etwa durch Zinssätze von teils 30 Prozent und mehr nehmen vielen Bürgern in der Rezession den letzten finanziellen Spielraum. Dies hatte zuletzt für zunehmende öffentliche Empörung gesorgt. Bei vielen Experten gelten die enormen Schulden der US-Verbraucher auf Kreditkarten noch immer als «tickende Zeitbombe». Amex sprach zuletzt aber von einer möglichen leichten Entspannung.
Zahlen wenigstens besser als erwartet
Im ausserbörslichen Handel legten die Aktien des Instituts deutlich zu, nachdem die Zahlen immerhin besser als die Prognosen ausgefallen waren. Amex-Chef Kenneth Chenault wertete es in der Krise als Erfolg, dass sich sein Haus in der Gewinnzone halten konnte. Im reinen US-Kartengeschäft schrieb Amex aber rote Zahlen. Auch international nehmen die Ausfälle deutlich zu.
Rückstellungen über weitere 1,8 Milliarden Dollar
Amex musste im ersten Quartal weitere 1,8 Milliarden Dollar als Risikovorsorge für Kreditausfälle zurückstellen. Die Erträge sackten um 18 Prozent auf 5,9 Milliarden Dollar ab. Der Finanzkonzern gehört zu den mit einer Milliardenspritze vom Staat gestützten Instituten und baut rund zehn Prozent seiner Stellen ab. Amex plant nun weitere Einschnitte und will die Staatshilfen möglichst bald zurückzahlen.
Visa – und Mater CardZahlen kommende Woche
Die Marktführer Visa und Mastercard legen ihre Zahlen nächste Woche vor. Sie leiden bisher weit weniger als Amex unter der Krise. Sie tragen das Risiko unbezahlter Kreditkartenschulden nicht selbst; es liegt stattdessen bei ihren Partnern und Mitgliedsbanken, die Visa- und Mastercard-Karten ausgeben. (awp/mc/ps/02)