Kirch hält an Forderungen gegen Breuer und Deutsche Bank fest

Kirch werde nach dem Rücktritt Breuers nicht von seinen Forderungen abrücken, hiess es am Dienstag im Umfeld Kirchs. Damit wurde ein Bericht der «Financial Times Deutschland» (Dienstag) bestätigt. Breuer hatte erst am Sonntag erklärt, als Konsequenz aus dem andauernden Rechtsstreit mit Kirch sein Amt zum 3. Mai niederzulegen.


Forderung zwischen 600 Millionen Euro und 1,5 Milliarden
Die genaue Höhe der Forderungen Kirchs ist noch offen. Bislang sei von einer Summe zwischen 600 Millionen Euro und 1,5 Milliarden die Rede gewesen, sagte ein Kirch-Vertrauter. Gespräche über einen Vergleich gebe es zurzeit nicht. «Der Ball liegt bei der Deutschen Bank.» Die Deutsche Bank rechnet nach früheren Angaben selbst nicht damit, dass auf sie Schadenersatzleistungen zukommen.


Hintergrund der Klage
Die Anwälte Kirchs äusserten sich bislang nicht zu den weiteren rechtlichen Schritten. Hintergrund der Klage ist ein Urteil des Bundesgerichtshofs (BGH), der Ende Januar dem ehemaligen Deutsche- Bank-Chef Breuer eine Pflichtverletzung vorgeworfen hatte, da die Deutsche Bank zu diesem Zeitpunkt Kreditgeber einer Kirch- Gesellschaft war. Wegen seiner öffentlich geäusserten Zweifel an Kirchs Kreditwürdigkeit verpflichtete das Gericht das Unternehmen und Breuer persönlich zu Schadenersatz. Nach dieser Feststellungsklage müsse nun routinemässig die Leistungsklage erfolgen, in der es auch um die Höhe des Schadenersatzes gehe, hiess es im Kirch-Umfeld. Die Klage werde vermutlich am Münchner Landgericht eingereicht. Kurz nach den Äusserungen Breuers von Anfang 2002 war Kirchs Medienkonzern zusammengebrochen.


Breuer nicht freiwillig ausgeschieden
Laut «FTD» ist Breuer nicht freiwillig ausgeschieden, sondern von den Deutsche-Bank-Aufsichtsräten zum Rücktritt gedrängt worden. Sie hätten rechtliche Bedenken gehabt, ob Breuer nach dem BGH-Urteil als Aufsichtsratschef haltbar sei. Hätte er die Hauptversammlung am 1. Juni geleitet, hätte dies zu einer Nichtigkeit aller Beschlüsse führen können, hiess es. Die Bank wollte dazu auf Anfrage keine Stellung nehmen. «Die Gründe für Breuers Rücktritt wurden am Sonntag deutlich formuliert», sagte ein Sprecher, darüber hinaus sei nichts zu sagen. In der Mitteilung hatte es geheissen, Breuer wolle die Bank nach dem Urteil des Bundesgerichtshofs (BGH) in einem der von Kirch angestrengten Prozesse «von weiteren Diskussionen um seine Person entlasten». Rechtlich seien Beschlussfassungen auf der Hauptversammlung unter Breuer nicht strittig, hiess es bei der Deutschen Bank.


«Persönliche Fehde»
Aus Bankkreisen verlautete, dass die «persönliche Fehde» zwischen Kirch und Breuer zuletzt als Last gesehen wurde. «Das war eine permanente Belastung für die Bank», hiess es. So habe im vergangenen Jahr die Hauptversammlung auf Kirchs Antrag hin zunächst darüber abstimmen müssen, ob Breuer wegen Befangenheit die Versammlung überhaupt leiten durfte. Mehr als 99 Prozent der Aktionäre stimmten dafür. Kirch hatte die Deutsche Bank und Breuer nach dessen Äusserungen mit einer Klagewelle im In- und Ausland überzogen. Dabei liess er auch mehrere Hauptversammlungen der Deutschen Bank anfechten, die Breuer geleitet hatte. Die meisten der Verfahren sind noch anhängig. (awp/mc/gh)

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