KMU-Exportindikator: Ausländische Nachfragebelebung

Die KMU-Exportperspektiven der Osec, die auf der Befragung eines Panels von über 200 Schweizer KMU basieren, erreichen 68,5 von möglichen 100 Punkten. Einziger Wermutstropfen: Die Exportstimmung unter den KMU fällt etwas verhaltener aus als im Vorquartal. Sie liegt aber weiter deutlich über der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. 


Barometerwert weit über Wachstumsschwelle
Das Exportbarometer der Credit Suisse, das die ausländische Nachfrage nach Schweizer Produkten abbildet, ist im Laufe der letzten drei Monate weiter angestiegen. Aktuell wird ein Wert von 0,3 erreicht, weit über der Wachstumsschwelle von -1 und ebenfalls über dem Nullwert, der eine Normalisierung signalisiert. Die ausländische Nachfrage nach Schweizer Produkten zeigt sich so freundlich, wie seit Mitte 2008 nicht mehr. Das Exportbarometer hat einen Vorlauf von etwa drei Monaten. Somit sollten die Aussichten für Schweizer Exporte über die nächsten Monate günstig bleiben. Die KMU-Exportperspektiven der Osec, die auf der Befragung eines Panels von über 200 Schweizer KMU basieren, erreichen 68,5 von möglichen 100 Punkten. Dieser Wert liegt zwar unter dem Niveau des Vorquartals von 76,8 Punkten, aber deutlich über der Wachstumsschwelle von 50,0 Punkten. Die Schweizer KMU erwarten somit für das 3. Quartal 2010 weiterhin eine Zunahme der Exporte. Allerdings hat sich die Wachstumskurve gegenüber dem Vorquartal leicht abgeflacht.


Drei Faktoren für Optimismus massgebend  
Alle Branchen dürften im 3. Quartal 2010 ihre Exporte steigern, wobei KMU aus den Sektoren Elektrotechnik, Dienstleistungen und Konsumgüter das stärkste Wachstum erwarten. Den Exportzuwachs führen die von der Osec befragten KMU vor allem auf drei Faktoren zurück: 49% erwarten eine Verbesserung der Konjunktur, 40% führen Produktinnovationen und 37% verstärktes Marketing an (Mehrfachnennungen möglich). Am geringsten ist die Wachstumserwartung in der Metallindustrie und im Maschinenbau. Bei letzterer fand ein markanter Meinungsumschwung statt, lag sie doch zu Beginn des 2. Quartals 2010 noch an zweiter Stelle.


Gefragte Präzisionsinstrumente
Auch das Exportbarometer der Credit Suisse zeigt für alle Branchen eine Belebung der ausländischen Nachfrage. Besonders ausgeprägt fällt der Anstieg wie im Vorquartal für Präzisionsinstrumente aus, die von ihren hohen Exportanteilen in die USA und nach Asien profitieren können. Ebenfalls robust bleibt die ausländische Nachfrage nach Elektronikprodukten, die fast zur Hälfte nach Deutschland und in die USA exportiert werden. Aus Sicht des Maschinenbausektors hat sich die ausländische Nachfrage dagegen leicht abgeschwächt. Im Rahmen der Gesamtnachfrage nach Schweizer Exportgütern bleibt sie jedoch überdurchschnittlich.


Geografische Exportverteilung bleibt stabil
87% der Schweizer KMU werden gemäss den KMU-Exportperspektiven der Osec in den kommenden sechs Monaten nach Europa exportieren. Wichtigster europäischer Exportmarkt bleibt Deutschland, wohin 72% der befragten KMU Waren oder Dienstleistungen ausführen werden, gefolgt von Frankreich (47%), Österreich und Italien (beide 45%). 49% der Schweizer KMU werden im nächsten Halbjahr in die Region Asien / Pazifik exportieren, mit China (27%), Indien (25%) und Japan (23%) als wichtigste Märkte. Nach Nordamerika dürften 39% der KMU exportieren, 33% in die Region Naher Osten / Afrika sowie 20% nach Südamerika.


China-Exporte: Konsolidierung auf hohem Niveau
Wie das Exportbarometer der Credit Suisse zeigt, tragen die Haupthandelspartner wesentlich zu den guten Aussichten für die Schweizer Ausfuhren bei. Führend hierbei sind die USA, Deutschland und China. In den USA und in Deutschland wirken sich die Kombination aus freundlicher konjunktureller Lage und ihrer hohen Bedeutung für die Schweizer Exporte positiv aus. In China findet demgegenüber eine Konsolidierung auf hohem Niveau statt. Die chinesischen Vorlaufindikatoren zeigen aktuell eine leichte Abschwächung. Sie stehen gleichwohl weiter auf Wachstum und so bleibt denn auch der chinesische Beitrag zur Schweizer Exportdynamik überproportional.


Heterogener Einfluss der Wechselkursverschiebungen
53% der Schweizer KMU erwarten, dass sie als Folge des tiefen Euro-Kurses weniger in die EU exportieren. Insbesondere die Branchen Chemie/Pharma (82%), Präzisionsindustrie (67%), Metallindustrie (61%) und Konsumgüter (59%) sind vom Zerfall des Euro betroffen. Verhältnismässig resistent zeigen sich die Sektoren Elektrotechnik (30%) und Dienstleistungen (40%). Für 38% der KMU haben die Wechselkursverschiebungen hingegen keinen Einfluss auf ihre geografische Umsatzverteilung und nur 9% erwarten, dass sie ihre Exporte ausserhalb der EU steigern können.


Methodik Credit Suisse Exportbarometer
Das Exportbarometer der Credit Suisse nutzt die Abhängigkeit der Schweizer Exporte von der Nachfrage auf den ausländischen Exportmärkten. Für das Exportbarometer werden wichtige Vorlaufindikatoren (namentlich Industrial Confidence Indicators) für die 28 wichtigsten Abnehmerländer zusammengetragen. Diese Vorlaufindikatoren werden mit dem Exportanteil des jeweiligen Landes gewichtet und zu einem einzigen Indikator verdichtet. Da es sich um standardisierte Werte handelt, wird das Exportbarometer in Standardabweichungen angegeben. Die Nulllinie entspricht dem langfristigen Durchschnittswachstum der Schweizer Exporte von 4,8% seit 1985. Die Wachstumsschwelle liegt dementsprechend unter der Nulllinie bei etwa -1.
Für ausführlichere Informationen: Credit Suisse (2009), Aussenhandel Schweiz ? Fakten und Trends, Swiss Issues Branchen, verfügbar unter www.credit-suisse.com/research


Methodik Osec-KMU-Exportperspektiven
Die KMU-Exportperspektiven basieren auf der quartalsweisen Befragung eines festen Panels von über 200 Schweizer KMU, welche die Branchen Pharma / Chemie, Maschinenbau, Konsumgüter, Metallindustrie, Papier, Elektrotechnik, Präzisionsindustrie und Dienstleistungen repräsentieren. Die KMU geben an, ob sie für das laufende und für das kommende Quartal einen Zuwachs, eine Stagnation oder einen Rückgang ihrer Exporte erwarten. Der KMU-Exportindikator kann einen Wert zwischen 0 und 100 erreichen, wobei Werte zwischen 0 und 50 einen erwarteten Rückgang der Exporte und Werte von 50 bis 100 ein erwartetes Exportwachstum signalisieren. Über die Angaben zum Exportvolumen hinaus liefern die Teilnehmer weitere Informationen, beispielsweise zu den Gründen für die Veränderung ihres Exportvolumens, den Exportmärkten, etc. Diese Angaben liefern ein aussagekräftiges Bild über die Exportaktivitäten der Schweizer KMU.

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