KOF: Düstere Perspektiven für den Arbeitsmarkt

Die Zahl der Arbeitslosen und der Stellensuchenden nimmt auf saisonbereinigter Basis seit Sommer 2008 zu. Bis Januar 2009 hat sich der Anstieg kontinuierlich akzentuiert. Seither hält er sich unverändert auf hohem Niveau. Im April 2009 lag die Arbeitslosenquote bei 3.4%, um 0.9 Prozentpunkte höher als zur Zeit des letzten Tiefststandes im Juli 2008.


Industrieproduktion deutlich verlangsamt
Für die Industrie insgesamt zeigten die Resultate der KOF seit Anfang 2008 eine deutliche Verlangsamung der Dynamik in der Produktion. Seit Mitte letzten Jahres geht der Output zurück. Eine Verflachung des Rückgangs ist vorläufig nicht auszumachen. Diese Entwicklung hat Folgen für die Beschäftigung. Die Umfrageergebnisse der KOF signalisieren für die jüngste Vergangenheit eine ungünstige Entwicklung. Der Anteil der Betriebe, die den Belegschaftsbestand als ausreichend taxieren, sank von Anfang 2008 bis April 2009 von 80% auf 60%. Im Gegenzug erhöhte sich der Anteil der Firmen, in deren Augen der Personalbestand überhöht ist, im gleichen Zeitraum von 5% auf knapp 35%.


Beschäftigungssituation im Bankenbereich stabilisiert
Die Lage in der Baubranche ist ebenfalls unbefriedigend. Rund drei Viertel der Baufirmen erachten die Stellenzahl als ausreichend, für mehr als ein Fünftel ist sie zu hoch. Etwas vorteilhafter präsentieren sich die Urteile vorderhand noch im Detailhandel. Bei einem Anteil der «Ausreichend-Meldungen» von über 80% lag der Anteil der «Zu-Hoch-Meldungen» in den ersten vier Monaten des laufenden Jahres nur wenig über dem Anteil der «Zu-Tief-Meldungen». Das Gastgewerbe leidet unter dem anhaltenden Rückgang in- und ausländischer Logiernächte. Nach einer stetigen Wachstumsverlangsamung im vergangenen Jahr nimmt hier der Absatz seit Anfang 2009 ab. Per saldo gilt der Personalbestand seit Mitte 2008 als zu hoch. Im Bankensektor scheint sich die Beschäftigungssituation stabilisiert zu haben. Der Projektierungssektor ist die einzige Wirtschaftsabteilung, bei der die positiven Antworten noch leicht über den negativen liegen.


Vorderhand keine Besserung in Sicht
Die Antworten auf die zukunftsbezogenen Fragen zeigen, dass in den kommenden Monaten keine Besserung zu erwarten ist. In der Industrie ist eine weitere Produktionsreduktion geplant. Der Anteil von Industriefirmen, die für die kommenden Monate von einem unveränderten Personalbestand ausgehen, ist seit Mitte 2008 von 75% auf gut 55% gesunken. Im Gegenzug ist der Anteil von Betrieben, die Personal abzubauen gedenken, von 10% auf fast 45% gestiegen. Kaum ein Betrieb hat expansive Stellenpläne.


Bau: Belegschaftsbestand vor weiterem Abbau
Auch im Bau, wo von einer weiteren Abnahme der Auftragseingänge ausgegangen wird, ist ein nochmaliger Abbau des Belegschaftsbestandes zu erwarten. Im Detailhandel haben sich die Beschäftigungsaussichten deutlich verschlechtert. Planten Mitte 2008 noch fast sämtliche Unternehmen, den Personalbestand unverändert zu belassen, so ist deren Anteil mittlerweile auf unter 60% gefallen. Immerhin rechnete im April noch fast ein Fünftel mit einer Ausdehnung der Stellenzahl, ein Viertel fasste eine Reduktion des Personalbestandes ins Auge. Bei den Banken dürfte der Personalbestand ? bemerkenswerterweise ? höchstens noch leicht zurückgehen. Günstiger ist die Situation im Projektierungssektor. Positive Impulse sind zudem von den vom Konjunkturverlauf weniger tangierten Branchen ? speziell dem Gesundheitswesen ? zu erwarten.


Vorauslaufende Indikatoren weisen auf Beschäftigungsabbau hin
Neben den insgesamt ungünstigen Umfrageergebnissen weisen auch weitere, der tatsächlichen Beschäftigung vorauslaufende Indikatoren, wie die Zahl der Stelleninserate von Publicitas, der Jobpilotindex der Fachhochschule Nordwestschweiz und die vom SECO publizierte Zahl der offenen Stellen, für die auch fürs laufende Jahr bereits Daten vorliegen, auf einen weiteren Beschäftigungsabbau hin. (kof/mc/ps)

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