KOF Globalisierungsindex 2009: Schweiz auf Rang 4

Dies teilte die Konjunkturforschungsstelle KOF der ETH Zürich am Dienstag mit. Demnach misst der KOF Globalisierungsindex die wirtschaftliche, soziale und politische Dimension der Globalisierung. Mit Hilfe des KOF-Index kann die Veränderung der Globalisierung für eine grosse Zahl von Ländern über einen langen Zeitraum betrachtet werden. Der KOF Globalisierungsindex 2009 steht jetzt für 158 Länder über den Zeitraum 1970?2006 zur Verfügung und setzt sich aus 24 Variablen zusammen.1 Die verwendete Methode erlaubt es, den Globalisierungsgrad einzelner Länder direkt miteinander zu vergleichen.


Wirtschaftliche, soziale und politische Dimensionen
Die wirtschaftliche Dimension des KOF-Index misst zum einen tatsächliche Handels- und Investitionsströme, zum anderen aber auch, inwieweit sich Länder durch Handels- und Kapitalverkehrskontrollen nach aussen abschirmen. Die soziale Dimension der Globalisierung widerspiegelt den Grad der Verbreitung von Informationen und Ideen, während die politische Dimension auf die Stärke der politischen Zusammenarbeit zwischen den Ländern abzielt. Grafik 1 zeigt die Entwicklung der weltweiten Globalisierung über die Zeit ? gemessen am Durchschnitt der Länderindizes: Nach jeder der drei Dimensionen ist die Globalisierung seit den 70er Jahren weltweit gestiegen, besonders aber nach 1990. Die soziale Integration stagniert allerdings seit 2001.Wie die Grafiken 2 und 3 zeigen, war diese Entwicklung im Wesentlichen unabhängig von Einkommen und Region der betrachteten Länder, auch wenn sich das Ausmass der Globalisierung zum Teil deutlich unterscheidet. Die Grafiken zeigen ausserdem, dass die Globalisierung in reichen westlichen Ländern am stärksten ausgeprägt ist. Dort aber hat der Globalisierungsprozess in den letzten Jahren stagniert.


Belgien behauptet Spitzenplatz seit 2004
Seit 2004 liegt Belgien gemäss neuem KOF-Index an der Spitze der Rangliste der Globalisierung. Am unteren Ende der aktuellen Skala befinden sich Myanmar, die Demokratische Republik Kongo und Burundi. Die an dieser Stelle der Globalisierungsskala stehenden Länder zeigen in allen Bereichen eine gering ausgeprägte Globalisierung.


Kleine Volkswirtschaften am Drücker
Bei der wirtschaftlichen Globalisierung liegt wie schon im vorigen Jahr Singapur an der Spitze der Rangliste. Es folgen Luxemburg, Irland, Malta und Belgien ? allesamt kleine offene Volkswirtschaften. Die Schweiz belegt Platz 22 (Vorjahr: Rang 18). Die geringste wirtschaftliche Globalisierung weisen Ruanda, Niger und der Iran auf. Die Rangliste der sozialen Globalisierung führen Luxemburg, die Schweiz (Vorjahr: Rang 2) und Irland an, auf den letzten Rängen liegen Myanmar, Niger und die Demokratische Republik Kongo. Die politische Globalisierung ist in Frankreich am stärksten ausgeprägt. Italien, Belgien, Österreich und Schweden besetzen hier weitere Top-Ränge, während die Insel Man, die Kanalinseln und Mayotte am Ende rangieren. Bei der politischen Globalisierung befindet sich die Schweiz wie im Vorjahr an 7. Stelle. Im weltweiten Durchschnitt stagniert die soziale Globalisierung seit einigen Jahren, während sich die wirtschaftliche und politische Integration weiter fortgesetzt haben.


Venezuela verliert innert Jahresfrist 20 Ränge
Im Vergleich zum Vorjahr ist der Globalisierungsprozess in Venezuela am weitesten zurück gefallen (Rückgang um 20 Positionen); Dschibuti verzeichnete den grössten Globalisierungsschub (plus 16 Ränge). Unter den globalisiertesten Ländern der Welt weist Österreich den grössten Rückgang aus, während Neuseeland sich im Vergleich zum Vorjahr am stärksten weiter geöffnet hat.


Informationen für ausgewählte Länder:


Schweiz
Der KOF Globalisierungsindex für die Schweiz steigt über die Jahre 1970?2000 und stagniert seitdem. Die Schweiz befindet sich seit den Neunzigerjahren durchgehend unter den fünf am stärksten globalisierten Ländern der Welt. Obwohl die Schweiz in den letzten Jahren insgesamt leicht zurückfiel, ist sie gemäss dem aktuellen Ranking auf Rang 4 (im Vorjahr: Rang 3). Seit Beginn der Neunzigerjahre stagniert die politische Globalisierung; die wirtschaftliche Globalisierung ist seit 2000 sogar rückläufig.Wie in den meisten Industrieländern stagniert die soziale Globalisierung seit dem Jahr 2000.


Deutschland
Der KOF Globalisierungsindex für Deutschland steigt über die Jahre 1970?2000. Seit Anfang der Neunzigerjahre war Deutschland meist unter den 20 am stärksten globalisierten Ländern der Welt. 2004 verlor Deutschland leicht an Boden und sank auf Rang 27 ab. Von dort Anstieg geht hauptsächlich auf die wieder zunehmende wirtschaftliche Integration zurück ? beim Index der wirtschaftlichen Integration hat Deutschland aufgrund zunehmender Direktinvestitionen über die letzten beiden Jahre 10 Ränge gutgemacht. Während die politische Integration bis zur deutschen Wiedervereinigung stagnierte, zieht sie seit Beginn der Neunzigerjahre stark an.


Grossbritannien
Der KOF Globalisierungsindex für Grossbritannien steigt seit den Siebzigerjahren kontinuierlich. Bis Ende der Neunzigerjahre war Grossbritannien unter den 20 am meisten globalisierten Ländern der Welt. In den letzten Jahren ist der Globalisierungsgrad nicht weiter fortgeschritten, so dass Grossbritannien relativ zu anderen Ländern an Boden verloren hat und aktuell auf Rang 27 liegt (Vorjahr Rang 26).Was die wirtschaftliche Globalisierung angeht, hat Grossbritannien gegenüber dem letzten Jahr 4 Ränge verloren; bei der sozialen Globalisierung sind es 2. Die politische Globalisierung war im letzten Jahr besonders rückläufig,was auf die sinkende Teilnahme an UN Friedensmissionen zurückzuführen ist.


Frankreich
Der KOF Globalisierungsindex für Frankreich steigt seit den Siebzigerjahren kontinuierlich, stagniert aber in den letzten Jahren. Gemäss dem neuen Index liegt Frankreich auf Rang 16 (Vorjahr: 14). Das Handelsvolumen ist um etwa 2 Prozentpunkte gestiegen,während die Auslandsinvestitionen um mehr als 12 Prozentpunkte zugenommen haben. Die Restriktionen in Frankreich an der Spitze der Rangliste der politischen Globalisierung.


Italien
Der KOF Globalisierungsindex für Italien steigt seit den Siebzigerjahren (und besonders seit Ende der Achtzigerjahre) kontinuierlich, stagniert aber in den letzten Jahren. Gemäss dem neuen Index liegt Italien auf Rang 28 (Vorjahr: 27). Dieser Anstieg geht im Wesentlichen auf einen Anstieg der Direktinvestitionen und den zunehmenden Aussenhandel zurück.


USA
Der KOF Globalisierungsindex für die USA steigt seit den Siebzigerjahren kontinuierlich, stagniert aber in den letzten Jahren. Gemäss dem neuen Index liegen die USA auf Rang 38 (Vorjahr: 39). Beim Index der wirtschaftlichen Integration hat die USA von Rang 72 im letzten Jahr 13 Ränge gewonnen. Die soziale und politische Globalisierung sind im Vergleich zum Vorjahr nahezu unverändert (Rang 56 bzw. 9). (kof/mc/ps)


Methodische Aspekte
Der KOF-Index misst die Globalisierung auf einer Skala von 1?100, wobei die Ausprägungen der zugrundeliegenden Variablen in Perzentile eingeteilt werden. Dadurch wird der Einfluss von extremen Datenpunkten reduziert,was zu geringeren Schwankungen über die Zeit führt. Eine Variable des Vorjahresindex ist nicht länger enthalten, da die Originalquelle nicht aktualisiert wird: Die Zahl der Radionutzer pro Einwohner. Zusätzlich sind im aktuellen Index die Zahl der internationalen Verträge enthalten, die ein Land seit 1945 abgeschlossen hat. Der Index bezieht sich ausserdem auf eine deutlich gestiegene Zahl von Ländern, 158 statt 122. Die politische Globalisierung kann mit den vorhandenen Daten sogar für 207 Länder berechnet werden. Infolge des veränderten Variablensets sind die vorliegenden Daten somit nicht mit dem vor Jahresfrist publizierten KOF-Index vergleichbar. Die im Text beschriebenen historischen Vergleiche basieren daher auf der neuesten Version des KOF-Index.

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