KOF-Konjunkturprognose: BIP-Wachstum 2008 von 2,1 Prozent
Vor allem der private Konsum dürfte die Schweizer Konjunktur dieses und nächstes Jahr stützen. Für 2008 rechnet das Institut für die hiesige Wirtschaft unverändert mit einem BIP-Wachstum von 2,1%. Für 2009 gehen die KOF-Ökonomen von einem BIP-Wachstum von 2,0% aus, im Vergleich mit 1,9% aus der letztem Konjunkturprognose vom Dezember 2007. Der Landesindex der Konsumentenpreise wird laut KOF-Prongose im laufenden Jahr 1,7% zulegen (alte Prognose: 1,6%), für das Folgejahr 2009 veranschlagt sie eine durchschnittliche Jahresteuerung von 1,1 (1,0)%.
Keine Anzeichen für nachhaltige Stabilisierung
Das KOF habe insgesamt wenig Veranlassung, das internationale Konjunkturbild grundlegend zu revidieren, obschon die für das Frühjahr 2008 erwarteten Anzeichen für eine nachhaltige Stabilisierung bis dato ausgeblieben seien, hiess es am Montag vor den Medien in Zürich. Ihre Zuversicht für die internationale Wirtschaft schöpfen die KOF-Ökonomen vor allem aus vier Faktoren.
Drastische Massnahmen in USA
Erstens habe die Wirtschaftspolitik in den USA dem Abschwung zuletzt mit zum Teil drastischen Massnahmen entgegengesteuert. Zweitens hätten sich einige potenzielle Risikofaktoren bislang als wenig akut erweisen. So habe die anhaltende Krise am US-Immobilienmarkt den Konsum nach wie vor kaum beeinträchtigt. Auch in europäischen Ländern, bei denen aufgrund des zuvor über mehrere Jahre hinweg boomenden Immobilienmarktes perspektivisch eine deutliche Abkühlung zu erwarten sei – wie etwa Spanien oder England – sei die konjunkturelle Entwicklung im vierten Quartal unverändert robust verlaufen.
Stabile Industriekonjunktur
Drittens bleibe die Industriekonjunktur vergleichsweise stabil. In den wichtigsten Industriestaaten seien bislang keine Überkapazitäten vorhanden, die möglicherweise einen Investitionsabschwung einleiten könnten. Und viertens gebe es erste Anzeichen dafür, dass sich der Konjunkturverbund Asiens mit der US-Wirtschaft tendenziell lockere. Vor allem in China habe sich die Binnennachfrage deutlich belebt und damit den Rückgang des Aussenbeitrags kompensiert.
Dämpfer für Exportwirtschaft
Für die Schweiz dürfte die US-Immobilienkrise sich indirekt auswirken, vor allem habe sie einen dämpfenden Effekt auf die Exportwirtschaft, so die KOF. Der Rückgang der Wachstumsraten bei den Schweizer Exporten werde 2008 noch etwas deutlicher ausfallen als im Dezember prognostiziert, so dass von der Exportwirtschaft zunächst keine Wachstumsimpulse mehr ausgehen dürften, meinen die Zürcher Konjunkturforscher.
Kräftige Binnennachfrage
Die Binnennachfrage werde dagegen kräftig zunehmen und damit das Schweizer Wirtschaftswachstum massgeblich stützen. Der Hauptgrund hierfür sei die bis zuletzt starke Zunahme der Beschäftigung und infolgedessen des verfügbaren Einkommens, wodurch der private Konsum im Jahr 2008 deutlich zunehmen werde. Die öffentliche Hand dürfte sich im Prognosezeitraum konjunkturneutral verhalten. Von den privaten Investitionen gingen insgesamt keine nennenswerten Impulse aus.
Anhaltend positive Entwicklung
Per saldo ergibt sich laut KOF damit für dieses Jahr bei zurückgehendem Exportwachstum und expandierender Binnennachfrage ein nach wie vor kräftiges Wirtschaftswachstum. Für das Jahr 2009 wird im Jahresergebnis ein ähnliches Wirtschaftswachstum wie im laufenden Jahr prognostiziert. Die Entwicklung werde aber weniger binnengestützt sein. Die Konsumwachstumsrate nimmt ab, wogegen die Exporte im Jahr 2009 wieder schneller zunehmen werden.
Ansteigende Risiken
Die Risken der Prognosen nach unten seien allerdings in letzter Zeit sicher gestiegen, sagte KOF-Leiter Jan-Egbert Sturm am Montag vor den Medien in Zürich. Er gab dem oben beschriebenen Hauptszenario eine Wahrscheinlichkeit von «vielleicht 60%», ein Negativszenario mit deutlich schwächeren Wachstumsraten aufgrund einer verstärkten Finanzmarktkrise hätte vielleicht eine solche von 30-40%, meint er. Sturm betonte allerdings, dass es derzeit extrem schwierig sei, die Dauer und die genauen Auswirkungen einer grösseren Finanzkrise vorauszusagen. (awp/mc/ps)