KOF: Schweizer Unternehmen bei Innovationen an der Spitze
Das kann die Innovationsumfrage der KOF unter 6000 Firmen nicht bestätigen, ganz im Gegenteil, wie die Konjunkturforschungsstelle KOF der ETH Zürich in einer Mitteilung schreibt.
Dienstleistungssektor in Sachen Innovation ganz vorne
Die Schweiz belegt im Innovationswettbewerb eine Spitzenposition: In keinem EU-Land war der Umsatzanteil innovativer Produkte, das heisst die Summe aus Marktneuheiten und Firmenneuheiten, in der Periode 2006/08 so hoch wie hierzulande. Der Vorsprung im Dienstleistungssektor ist sogar noch grösser als in der Industrie. Besonders gut schneidet die Schweiz bei Firmenneuheiten ab ? also bei Innovationen, die auf der Adoption teilweise extern entwickelter Neuheiten beruhen. Deren Erfolg erfordert aber meistens firmeneigene Innovationsaktivitäten. Auch bei Marktneuheiten liegt die Schweiz ganz vorn. Die Bedeutung von Firmenneuheiten sollte nicht unterschätzt werden: Die Wirtschaftskraft eines Landes lässt sich nicht nur durch den Erfolg mit Marktneuheiten verbessern, sondern auch durch eine rasche und breite Diffusion von Neuerungen.
Erfolgreiche Umsetzung von Neuerungen am Markt
In der Industrie entwickelte sich der Anteil innovativer Produkte am Umsatz ? nach einem starken Rückgang in den späten 1990er Jahren ? relativ positiv. Seit 2002 nahm er wieder deutlich zu; er hat mittlerweile fast zwei Drittel des früheren Höchststandes erreicht. Noch günstiger war die Entwicklung im Dienstleistungssektor. Seit Mitte der 1990er Jahre zeigt diese im Trend keine Verschlechterung. Dass parallel zur Erhöhung des Umsatzanteils innovativer Produkte die Innovationsaufwendungen deutlich zurückgegangen sind und sich erst in den letzten Jahren etwas erholt haben, bedeutet, dass die «Umsatzproduktivität» von Investitionen in Innovationsprojekte zugenommen hat. Dies ist ein Indiz für eine Steigerung der Effektivität des Innovationsprozesses, begleitet von einer gewissen Verschiebung von F&E-intensiven zu schrittweisen Neuerungen ? die aber offenbar durchaus Ertrag abwerfen. Die Fähigkeit der Schweizer Wirtschaft, Innovationen in Markterfolge umzusetzen, hat sich also im Lauf der Jahre verbessert.
Wie hängen Wirtschaftskrise und Innovationstätigkeit zusammen?
Vielfach wird die Meinung vertreten, dass Unternehmen in der Krise nicht nur die Kosten senken, sondern auch bestrebt sind, sich durch Innovationen in eine gute Ausgangsposition für den nächsten Aufschwung zu bringen. Eine Analyse des Zusammenhangs zwischen Konjunktur und Innovationstätigkeit zeigt jedoch, dass sich die Unternehmen zumeist nicht so verhalten. Ein Vergleich der Konjunkturverläufe und der Innovationsleistung in der Industrie für den Zeitraum 1988/90 bis 2006/08 macht deutlich, dass sich die beiden Variablen entweder parallel entwickeln oder die Innovationsleistung der Konjunkturentwicklung mit leichter Verzögerung folgt. Das lässt sich darauf zurückzuführen, dass Investitionen generell prozyklisch sind. Das gilt ganz besonders für Investitionen in Innovationsprojekte angesichts ihres überdurchschnittlichen Risikos. Die Eigenmittel der Unternehmen schrumpfen in Rezessionszeiten, also gerade jene Ressourcen, die bei der Finanzierung von Innovationsprojekten im Vordergrund stehen. Und je länger eine wirtschaftliche Schwächephase dauert, desto mehr fällt es ins Gewicht.
Rezession senkt die Innovationsleistung
Deswegen ist davon auszugehen, dass die Innovationsneigung und die für Innovationsaktivitäten eingesetzten Mittel derzeit abnehmen. Da für die nähere Zukunft nur mit einer verhaltenen wirtschaftlichen Erholung zu rechnen ist, ist zu befürchten, dass die Innovationsleistung noch einige Zeit sinken und sich danach nicht so rasch erholen wird. Eine solche Entwicklung erinnert an die 1990er Jahre, die über weite Strecken durch eine wirtschaftliche Stagnation geprägt waren. Die aus heutiger Perspektive zu erwartende Innovationsschwäche würde das mittelfristige Wachstumspotenzial der Schweizer Wirtschaft spürbar beschneiden.
Staat in die Pflicht genommen
Deshalb sollte der Staat einen Beitrag zur Stabilisierung der Innovationstätigkeit leisten. So müsste der Bund die gemäss mittelfristiger Planung vorgesehenen Mittel zur Innovationsförderung (insbesondere diejenigen der «Kommission für Technologie und Innovation» [KTI]) von den für 2011 geplanten Budgetkürzungen ausnehmen. Überdies wäre es bedenkenswert, die Finanzierung von F&E- und Innovationsprojekten von Unternehmen durch steuerliche Massnahmen zu unterstützen. Durch dieses Vorkehren könnte der Staat einer allzu starken Schwächung des mittelfristigen Wachstumspotenzials der Schweizer Wirtschaft bis zu einem gewissen Grad entgegenwirken. (kof/mc/ps)